Ein Eldorado für die Ranch & den Reiter

Eigentlich wollte ich ja mit meiner CCM kommen, hätte doch die meines Wissens immer noch einzige GP 450 in Österreich bei der Reitwagen Ranch neben vielen anderen Gustostückerln der Rally- bzw. Adventurebike-Szene bestimmt ausgezeichnete Figur gemacht. Da mein Zeitfenster jedoch äußerst knapp bemessen war und dies eine (flotte) An- und Abreise größtenteils über die Autobahn erforderte, wollte ich das ihr, mir und nicht zuletzt den aufgezogenen Metzeler Six Days Extreme jedoch nicht antun. Also ging es mit dem Tiger um fünf Uhr Morgens in Wien los, um rechtzeitig in Tröpolach zu sein, wenn dort am Samstag um neun das Remmidemmi so richtig startet. 

Die dritte Auflage des vom österreichischen Motorradmagazin Der Reitwagen initiierten Treffen für Reiseenduros, Adventure & Rally machte erstmals im Motorradparadies Kärnten Station. Nachdem es Sozia und mir bei der Premiere 2014 am Kaumberg bzw. der Klammhöhe schon sehr gut gefiel und ich im Vorjahr wegen meines in der Mongolei erlittenen Schien- und Wadenbeinbruchs passen hatte müssen, so wollte ich diesmal trotz EM-Stress zumindest wieder an einem Tag vorbeischauen. Trifft man doch kaum sonstwo soviele Gleichgesinnte auf einem Haufen.

Die meisten waren wohl gekommen, um in geführten Gruppen die zahlreichen aktuellen Modelle verschiedenster Motorradmarken einmal selbst auszuprobieren, mich reizte in erster Linie der Austausch mit Bekannten aus der Branche. Etwa am KTM-Stand, wo neben dem aktuellen 450er-Weltmeister-Rallybike von Hias Walkner und der legendären 950 Rally von Fabrizio Meoni auch die 1190 Adventure R von Joe Pichler stand. War spannend, mit dem Weltenbummler über unsere Reisen und Verletzungen zu plaudern. Fahrzeug- bzw. Reise-Ausstatter von Touratech über SW-Motech bis hin zu Wunderlich waren genauso vor Ort, wie Touren-Veranstalter wie meine Freunde von Probike Mongolia.

Dazu hatten die Veranstalter auch für jede Menge Rahmenprogramm gesorgt. Von der Dakar-Ralle-Show mit Werksbikes von KTM und Husqvarna über spektakuläre Flat-Track-Läufe, Elektro-Trial für Kids und Elektro-Cross für Jedermann bis hin zum international stark besetzten Hillclimbing, bei dem die Verrückten Typen mit ihren drei Meter langen Senkrecht-Dragstern zum Gaudium des Publikums den Steilhang direkt unter der Seilbahn des Millennium Express hinaufrasten, bis sie sich ausbreiteten. Da legst die Ohren an!

Ein weiterer guter Grund zu Kommen war natürlich auch die Tatsache, dass extra für die  Reitwagen-Ranch zahlreiche Alm- bzw. Schotterwege im Skigebiet Nassfeld geöffnet waren, die zum Teil sonst für den öffentlichen Verkehr gesperrt sind und die am Sonntag auch in eine lustige Navigations-Rally eingebunden wurden.

Weshalb sich Tiger und Wolf schon bald daran machten, neue Strecken zu "scouten" und eine ausgedehnte Wanderung starteten. Zunächst über die Tröpolacher und Rattendorfer Alm, vorbei an wunderschönen Flecken, immer wieder auch von Einheimischen und Wanderern freundlich gegrüßt. Die meisten Wege waren sehr gut gepflegt und einfach zu fahren, der eine oder andere Abstecher brachte freilich die nach der jüngsten Schwarzmeer-Reise doch schon recht abgelutschten Heidenaus ein wenig ins Rutschen. Wobei die Bergstation der Gondelbahn auf die Madritsche (1.902 m) definitiv nicht der höchste Punkt war, den ich angefahren bin…

Ein paar bewegte Bilder zum Tag gibt es natürlich auch:

Unterm Strich war der Ausflug nach Kärnten das frühe Aufstehen wert – schade, dass ich nicht alle drei Tage vor Ort sein konnte, sondern schon Sonntag gleich nach dem Frühstück wieder retour musste. Dass die Reitwagen-Crew ein längt überfälliges Treffen für die stetig wachsende Reiseenduro- bzw. Adventure- und Rallyszene ins Leben gerufen hat, ist ihr nicht hoch genug anzurechnen, mit dem Nassfeld wurde nun auch noch ein wahres Eldorado, die nahezu perfekte Spielwiese dafür gefunden! Werden auch noch kleinere Kinderkrankheiten behoben, wie die Tatsache, dass es im Bereich der Aussteller bzw. Motorradvergabe bei brütender Hitze außer Corona (bei aller Sponsorentreue nicht unbedingt der richtige "Sprit" zum Mopedfahren) weit und breit weder Getränke noch Imbisse zu kaufen gab, dann hat die Ranch durchaus das Potential, auf Dauer zu einem Fixpunkt im Kalender vieler Reise-Enduristen zu werden. Der Weg zum Festzelt, wo es beides gab und am Abend bei Livemusik gefeiert wurde, war jetzt zwar keine Monster-Distanz, in voller Motorrad-Montur überlegst du ihn dir aber trotzdem dreimal. Doch was wäre schon eine Event-Nachbesprechung ganz ohne Verbesserungsvorschläge?