Riesenschock im dichten Nebel

Die Schotterstraße rauf zur alten Radarstation in den Bergen oberhalb der aufgelassenen Airbase von Zeljava in Kroatien scheint Nebel förmlich anzuziehen – vielleicht ist das ja auch ein Teil der Tarnung gewesen. Jedenfalls kann ich mich noch gut erinnern, wie ich 2014 zusammen mit dem Klaus das Windschild des Tigers vor der Nase nicht mehr gesehen hatte und wir daher auch umdrehten. Auch gestern Vormittag wurde die Sicht immer schlechter, je höher es hinauf ging – was dem Fahrspaß aber keinerlei Abbruch tat. Immerhin hatte ich schon einen ganzen Tag (fast) keinen Schotter mehr unter den Speichenrädern der Tenere 700 gehabt, weshalb wir beide, die Yamaha und ich, jeden Kilometer auskosteten. Als ich dann aber auf über 1100 Metern kurz anhielt, um nach einem Felsspalt ein "mystisches" Nebelfoto zu machen, blieb mir kurz das Herz stehen. Durch das Gerüttel auf dem doch teils recht groben und felsigen Weg hatte ich meine Touratech-Gepäckrolle verloren. Mir wurde augenblicklich körperlich schlecht in der Magengegend, beim Gedanken, was da alles drin gewesen ist: Neben MacBook Pro, Drohne, Camcorder oder sämtlichen Ladegeräten sowie einer Flasche edlen kroatischen Weines, den ich zusammen mit der besten Sozia wo gibt trinken wollte, auch die mobile Festplatte mit all den nicht ersetz- bzw. wiederherstellbaren Videodateien drauf. Nicht nur von dieser unsagbar leiwanden Tour, sondern aufgrund eines Missverständnisses (ich hatte gedacht, sie wären kopiert worden) auch jene der jüngsten 1000PS-Videoproduktion kurz vor meiner Abreise, die ich in der vergangenen Woche durch den Balkan spazieren fuhr. Die Radarstation war augenblicklich vergessen, ich drehte natürlich sofort um, fuhr den Weg langsam zurück – in der Hoffnung, die Tasche wäre nicht irgendwo den Abgrund hinunter gerollt. Und ich hatte tatsächlich Glück: Keine zwei Kilometer später lag sie allein und verlassen vor mir im Nebel!

Was lernen wir daraus? Speziell Offroad ist es extrem wichtig, das Gepäck richtig gut zu verzurren, die Kräfte, die durch das ewige Gerüttel darauf wirken, sind enorm. Ist mir natürlich immer schon bewusst gewesen und auf all meinen Reisen auch noch nie derartiges passiert, nachdem aber in Montenegro ein Rockstrap gerissen war, hatte ich mir behelfsmäßig mit einem Stück Seil von Jimmy in Theth gehofen – in der trügerischen Hoffnung, das würde fest angezurrt reichen bzw. der falschen Annahme, dass ich am Weg zurück sowieso nix Gröberes mehr angehen würde…

Egal, die Sache ist letztlich gut ausgegangen, war eine Lehre für die Zukunft und ich bin bereit, nach dem Frühstück die letzte Etappe von Slowenien nach Hause anzugehen. Dort habe ich ja jetzt genug Videomaterial für die nächsten Wochen und Monate.

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Kommentare: 4
  • #1

    Klaus (Freitag, 13 September 2019 07:22)

    Gepäck kann man nie fest genug sichern, das haben wir schon gelert....

    Viel Spaß und die Radarstatiopn gehen wir nochmal an, die schreit nach uns.

  • #2

    vienna_wolfe (Freitag, 13 September 2019 07:25)

    @ Klaus:
    Ja, das mach ma - ich hab glaub ich keinen Kilometer davor umgedreht, dann aber irgendwie keine Lust mehr gehabt, zurückzufahren, nachdem ich die Tasche zum Glück wieder gefunden hatte...

  • #3

    X_FISH (Sonntag, 15 September 2019 12:19)

    Ich weiß das beim Endurowandern die RokStraps aus genau dem Grund verpönt sind (zu viel Bewegung, da ist das flexible Band eher kontraproduktiv). Aber interessehalber: Mit was hattest du die Rolle abgesichert?

    Grüße, Martin

  • #4

    Wollviech (Dienstag, 17 September 2019 08:42)

    Ich wuerde fuer die Verzurrung in Laengsrichtung das elastiche Zeugs sein lassen und statt dessen Spanngurte verwenden.
    Bis jetzt ist mir damit noch nichts abgehaut, auch nicht wenn es am Schotter dreistellig wird ... ;-)

    Bei Bedarf drueber noch ein Gepaecksnetz, gerade fuer lange Touren ist das oft praktisch um irgendwas schnell zu verstauen (zB Plastikflaschen oder kl. Sackerl mit dem Einkauf), bzw auf Asphalt auch zur Expresstrockung von gewaschener Kleidung.

    Wobei, als Tigertreiber muss ich natuerlich einfach behaupten dass das alles nichts zur Sache tut. Die Tasche hatte einfach nur zur Sehnsucht nach der Raubkatze hatte und wollte zu ihr zurueck ... :-)