Schotter-Freuden vor der Haustür

Beim Test der Honda CRF300 Rally Angenehmes mit Nützlichem verbunden

Als ich im Winter den zweiwöchigen Test der Honda CRF300 Rally für Ende April vereinbarte, hatte ich eigentlich auch eine kleine Tour nach Slowenien mit Abstecher ins Friaul im Kopf. Durch die Pandemie war aber schon bald klar, dass daraus nichts wird. Kein Problem bzw. warum in die Ferne schweifen, wenn auch vor der Haustür Schotter-Freuden garantiert sind! Also packte ich die die Kamera-Utensilien in die Gepäckrolle, sattelte die kleine Honda und machte mich für drei Tage auf ins nahe Waldviertel, um die Tourentauglichkeit dieser 27-PS-Reiseenduro einem Praxistest zu unterziehen. Zu Beginn verlangte ich ihr gleich einmal ca. 80 Kilometer auf der Autobahn ab, bei Loosdorf erlöste ich uns dann aber beide – das Motorrad ist dafür nicht gemacht, eine Reisegeschwindigkeit von ca. 115/120 km/h aber durchaus angenehm, ebenso der Windschutz bei solch überschaubarem Tempo – und bog ab. Zunächst noch auf asphaltierte Landstraßen, schon bald aber auf unbefestigte Wege durch den Dunkelsteiner Wald (alte Bike-on-Tour-Fans kennen die den Großteil der Strecke von hier).

Mit der Rollfähre ging es dann über die Donau ans Nordufer nach Spitz. Ich weiß nicht, wie oft ich so bereits mit den verschiedensten Bikes die Donau überquerte – nie zuvor war ich jedoch der einzige Passagier an Bord gewesen. Nach dieser "exklusiven" Überfahrt ging es größtenteils schottrig weiter.


Inklusive Picknick im Wald und jede Menge leiwander unbefestigter Wege, auf denen sich die Honda naturgemäß um einiges wohler fühlte als davor am Bandl, der (schotter)-hungrige Wolf sowieso. Die gut gepflegten Schotterstraßen sind übrigens alle legal befahrbar gewesen und zum Teil sogar offizielle Landesstraßen.

Als Basis-Station für den Dreh des Test-Videos hatte ich das MoHo-Motorradhotel  Drei Hacken im Yspertal auserkoren, das nicht nur günstig für Touren in alle Himmelsrichtungen liegt, sondern auch das eine oder andere Schotter-Schmankerl auf der "Touren-Karte" zu bieten hat. Hausherr Andi hätte eigentlich aus Gründen der "sportlichen Fairness" seine alte KTM 450 nehmen wollen, da die nach der langen Winterpause aber nicht so wollte, wie er sich das vorgestellt hatte, machte er mir den Guide eben mit einer Yamaha Tenere 700, die es bei ihm vor Ort auch um 99 Euro pro Tag zu mieten gibt. Es war durch die ausgedehnte Anreise schon Nachmittag, als ich angekommen bin, dennoch ging sich noch eine feine Schotter-Runde aus, gewürzt mit wunderbarer Landschaft und ebebsolchen Ausblicken. 

Download
6 Teiche-Runde
Schotter-Schmankerl im Yspertal
Tour29Teicherunde_6er_Schotter(2).gpx
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Als "Appetizer" hier der Download zur "Sechs-Teiche-Runde", eine der feinen Schotter-Spezialitäten des Hauses – wer mehr will, muss einfach mit offenen Augen durch die Gegend fahren oder sich im Drei Hacken einquartieren…


Am nächsten Tag stand die Produktion des Test-Videos der Honda auf dem Programm. Wofür ich mit Klaus einen alten Haberer als Kameramann engagierte. Auch wenn er ordentlich dran kam, war die leiwande Fahrerei doch auch eine Gelegenheit, in Zeiten wie diesen unsere alte und vor allem durch meine spärliche Zeit zuletzt sträflich vernachlässigte Tradition an gemeinsamen Frühjahrstouren ein wenig aufleben zu lassen – und reifte den Entschluss in uns beiden, nächstes Jahr wieder eine zu starten. Allein der Gedanke an die feinen Suppen, Würstel und Grillereien in sowie die feinen Strecken um Zakopane hat schon eine favorisierte Richtung entstehen lassen…

Doch zurück ins Yspertal. Das Aussuchen geeigneter Locations fiel schwerer als daheim, wo ich ja meine entsprechenden "Fotokurven" und die passenden Schotter-Passagen habe – nahezu an jeder Ecke war es mehr oder weniger perfekt, weshalb ich die Gruppe immer wieder mit Pausen "quälte". Dennoch sammelten wir erneut etliche Schotterkilometer, wie schon Tags davor immer wieder gewürzt mit dem rustikalen Waldviertel-Ambiente.

Natürlich durfte danach das Stiefelbier (noch in voller Montur) nicht fehlen, ehe wir uns vom Andi auch noch kulinarisch verwöhnen ließen – im Drei Hacken kocht der Chef selbst. Und unternimmt für seine Hausgäste in der Regel Dienstags und Donnerstags geführte Touren, die auch schon mal über die Grenze bis rauf nach Cesky Krumlov oder in die Kalkalpen bzw. zum Semmering runter gehen. Aber auch die nahe Wachau, Ausflüge ins Mühlviertel oder Andis "Hausberg", der Jauerling, wo man sich den ganzen Tag lang die Reifen glatzert fahren kann, sprechen für den Standort als Basislager für den perfekten Motorrad-Urlaub…

Obendrein hat Andi auch noch eine dicke Mappe an Touren aufliegen, die er den Gästen zwischen Abendessen und Frühstück gerne aufs Navi spielt, sodass man jeden Tag des Aufenthalts in eine andere Richtung losstarten kann.



Nach einem üppigen Frühstück musste Klaus dann schon zeitig los, während ich mir am Heimweg noch das eine oder andere Strecken-Schmankerl der Region gönnte. Vor allem der Jauerling, den ich natürlich gut kenne, bietet wirklich eine Vielfalt an Auffahrten, dass es "wie bei einem EKG rauf und runter geht" (Zitat Andi). Ich muss nicht extra erwähnen, dass natürlich auch wieder der eine oder andere feine Schotter-Kilometer dabei gewesen ist, bis ich dann am späteren Nachmittag das am schnellsten Wege vielleicht höchstens eineinhalb Stunden entfernte Wien erreichte.

Fazit: Zwei Wochen hatte ich die Honda CRF300 Rally zum Test und wer mich kennt, der weiß, dass ich mich wirklich bemühe, die Eigenschaften bzw. den bevorzugten Einsatzzweck herauszufiltern. Die drei Tage unterwegs sollten in erster Linie Aufschluss über die Tourentauglichkeit der kleinen Reiseenduro bzw. dieses Dualsport-Bikes bringen. Bei der richtigen Streckenwahl ist diese absolut gegeben, auf kleinen, engen Straßen und vor allem auf Schotter zauberte mir das Motorrad ein Dauergrinsen unter den Helm. Ich würde damit ohne zu Überlegen auf Achse auch nach Montenegro oder Albanien aufbrechen, in die Westalpen sowieso. Dass es nebenbei gelungen ist, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden und die Dienstreise ganz einfach über leiwande Wege führte, war gerade in Zeiten wie diesen keinesfalls zu verachten. Hatte ich doch schon fast vergessen, wie gut so ein Bier in der Wirtshausstube schmecken kann.