Das passende Motorrad

Viel krasser als Anfang September hätte der Sprung nicht sein können. Dachte ich zumindest, als ich nach rund 3000 Kilometern in elf Tagen mit meiner 130-Kilo-bzw-40-PS-CCM von Albanien heimkehrte und die bärenstarke, alles andere als leichte Ducati Multistrada 1200 Enduro zum einwöchigen Proberitt auf mich wartete. Aber es geht noch gegensätzlicher: Unmittelbar auf den anschließenden Test des in Form der 1290 Super Duke GT reisetauglich gemachten 173-PS-Beasts von KTM folgte jener der Montesa 4Ride: Der reichen knapp 20 Pferdestärken zum Galopp abseits ausgetretener Pfade.

 

Richtig eingesetzt hat jedes der vier Gefährte Spaß gemacht, natürlich auch der zwischendurch immer wieder einmal bewegte Tiger mit seinen bald 120.000 Kilometern auf der Uhr als goldene Mitte. Weshalb es das ideale Motorrad auch nicht gibt. Sondern nur das passende.

 

Wie man das findet, muss jeder für sich selbst erfahren. Testberichte können dabei eine Hilfe sein, so sie richtig gelesen werden bzw. das für einen persönlich wichtige herausgefiltert wird. Nackte Zahlen sind nämlich nur die eine Sache. Emotionen die andere. Und der geplante Einsatzzweck der letztlich wichtigste Aspekt, damit eine Kaufentscheidung später nicht bereut wird. Warum für mich die Reiseenduro immer erste Wahl sein wird, wenn ich nur ein Bike für den täglichen oder zumindest regelmäßigen Gebrauch besitze, habe ich hier an anderer Stelle schon beschrieben. Sie deckt einfach die größte Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten ab. Dass in unserer Gesellschaft des Größer-Schneller-Stärker-Denkens nach oben hin keine Grenzen mehr gesetzt sind, außer jene, mit denen dann die modernsten Fahrassistenzsysteme ihre wachsame Hand auf die Schulter des sonst oft überforderten Fahrers legen, sieht man bei jeder Motorradmesse aufs Neue. Die Intermot hat wieder zahlreiche interessante Neuigkeiten gebracht, die EICMA wird in wenigen Wochen traditionsgemäß noch einen drauflegen. Es bleibt spannend, der Markt bewegt sich trotz (oder auch wegen) Euro 4 weiter.

 

Das Spannendste aber bleibt das Fahren an sich sowie der Spaß daran. Und das ist auf dem Motorrad zumindest so facettenreich wie die Vielzahl an unterschiedlichen Angeboten.

 

-wolf

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Kommentare: 5
  • #1

    maxmoto (Sonntag, 16 Oktober 2016 10:33)

    Wolf, dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
    Man kann es nur bestätigen.
    Nach Zahlen ist der Tiger wahrscheinlich genauso wenig das ideale Motorrad wie die GS, die Africa Twin oder irgendeine KTM.
    Man muss also, ähnlich wie bei uns lieb gewonnenen Menschen, eine Beziehung aufbauen.
    Die Stärken lieben und die Schwächen annehmen und letztlich auch ein wenig mögen.
    Ich glaube, dann hat man das für sich ideale Mopped gefunden, denn, wie Du schreibst, letztlich zählen die Emotionen und wenn die für das Gerät unterm Arsch passen, dann stimmt's, dann wird man zur Einheit dann flowts.
    Eigentlich wie im richtigen Leben.

  • #2

    vienna_wolfe (Montag, 17 Oktober 2016 07:04)

    @ Max:
    "Wie im richtigen Leben" trifft's gut - nicht zu vergessen, die gemeinsamen Erlebnisse, die man mit einem Moped verbindet. So gesehen wird's jeder Nachfolger vom Tiger, ob da dann KTM, Africa Twin, Tenere oder wieder Tiger draufstehen wird, zumindest zu Beginn nicht einfach haben...
    ...zum Glück ist er jetzt grad mal eingefahren. ;-)

  • #3

    Josef Hubauer (Samstag, 17 Dezember 2016 21:24)

    Hallo zusammen,

    mir gefällt die Definition - nicht das richtige sondern das passende- so gut.
    Fahre seit 13 Jahren TDM, meine letzte 850er hatte übrigens auch 112000 Km am Tacho ehe sie nach Vorarlberg kam. Das ist für mich eben das ideale Gefährt für eine schnelle Tour nach der Arbeit zB.Richtung Mariazell (Wildalpen, Wastl am Wald, Seeberg, Lunz am See) oder für den Urlaub nach Sardinien oder Westalpen oder Dolomiten.
    Dazu hab ich mir vor einigen Jahren eine 350erXT,Bj 92, gekauft. Damit schnell ums Eck abseits vom Asphalt wenn´s Wetter sehr unsicher ist oder am Hänger ins Friaul und über die Panoramica del Vette.
    Zufriedenes und Besinnliches Weihnachtsfest und unfallfreies 2017.
    Josef

  • #4

    vienna_wolfe (Sonntag, 18 Dezember 2016 11:35)

    @ Josef:
    Das freut mich, wenn du es genauso siehst - wenn die TDM für dich "passt", dann gibt es sowieso nichts "richtigeres". Und deine After-Work-Runden sind auch nach meinem Geschmack, da treibe ich mich ebenfalls gerne rum. Wünsch dir noch viele schöne Touren mit der Yamaha und ebenfalls ein schönes Fest im Kreise deiner Lieben!

  • #5

    Berndl (Dienstag, 30 Mai 2017 13:18)

    [Das passende Motorrad]

    Alles im Leben ist relativ!!!

    Mit 380 kg unter seinem Eisenarsch merkt man (hoffentlich) bald:
    LESS IS MORE...

    Wenn d' Maschin nicht zu hoch, breit, schwer, schwach ist, passt's...
    Wenn's d' richtige zum Aufpolieren des eigenes Egos ist, passt's a (falls man/frau das so braucht).

    Ich kenne die Geschichte einer klein gewachsenen Bikerin, welche mit einem 1250er Scooter quer durch Europa gereist ist. Dieser 1250er-Roller - mit einer Kommastelle natürlich - (125er) war das einzige Zweirad, bei dem ihre beiden Beine bis auf den Boden reichten, und es passte ihr optimal. Und nur DER.

    Hoffe, dass jeder DIE PASSENDE MASCHINE findet, damit auch viel und gerne fährt, damit Glücklich wird.

    Hauptsache man fährt und erlebt für sich die Freiheit!

    So kurz,
    Berndl


    - - - - -

    PS: Zu "MASCHINE" fällt mir noch ein. Da gab es im Xeis (Gstatterboden) einmal einen Biker, der zu seinen Kindern sagte "wenn ihr zu meiner 'Maschin' noch einmal Motorrad sagts, dann kriagts a Watschn...