"Fahr ma nach Hammelburg?"
"Wo ist das?"
"Keine Ahnung. Aber laut MotoPlaner ohne Autobahn über Tschechien kaum mehr als 700 Kilometer weit weg."
"Ok - des mach ma!"
So in etwa lief das Gespräch zwischen Gigl und meiner Wenigkeit, mit Klaus musste ein dritter Motorradnarrischer nicht lange überredet werden. Schließlich ist die Strecke ein Klacks gegen seine Tour Ende Juni nach Ulan Bator in der Mongolei, für seine extra dafür im Winter umgebaute Transalp gleich eine kleine willkommene Bewährungsprobe. Und Hammelburg, an den Ausläufern der bayrischen Rhön in Unterfranken gelegen, war deshalb als Ziel auserkoren, weil sich dort zu Christi Himmelfahrt eine ganze Reihe von Usern des Mimoto-Reiseforums trafen. Eine ideale Gelegenheit, Bekanntschaften aufzufrischen bzw. Leute wieder zu sehen, mit denen man schon die ein oder andere Tour gemacht hat sowie neue Gleichgesinnte bzw. die Gesichter zu Nicks kennenzulernen, mit denen man übers Forum zum Teil ja schon länger regelmäßig und intensiv kommuniziert.
1. Tag: Anreise
Streckenlänge: ca. 200 km
Wien - Stockerau - Horn - Gmünd - Cesky Krumlov
Nach getaner Arbeit um 15 Uhr in Wien los, fand sich gemäß unseres Mottos "der Weg ist das Ziel" eine wirklich schöne Strecke über kleine und kleinste Sträßchen in Tschechien, die uns rechtzeitig bis zum Abend ins malerische Cesky Krumlov führte. Quartier war rasch gefunden, an einladenden Gastgärten, um bei Steak, Budweiser und Benzingesprächen den Tag ausklingen zu lassen, mangelte es ebenfalls nicht. Schließlich ist die an der Moldau gelegene Stadt samt ihres Schlosses Weltkulturerbe und entsprechend touristisch erschlossen – die Preise waren dennoch für unsere Verhältnisse äußerst moderat.
Ein paar Impressionen aus Cesky Krumlov (zu Deutsch: Krumau):
2. Tag: Anreise
Streckenlänge: ca. 500 km
Cesky Krumlov - Klatovy - Weiden - Schweinfurt - Hammelburg - Gräfendorf
Nach einem feinen Frühstück in der netten Pension, wo unsere Motorräder abgesperrt hinter Gitter nächtigten, ging es weiter auf kleinen, kurvenreichen Straßen durch Wälder, vorbei an blühenden Rapsfeldern bis hinauf nach Klatovy, wo wir im Stadtkern mit seinen historischen Bauwerken eine Kaffeepause einlegten. Fahrerisch ein Höhepunkt unseres Trips, vor allem auch, weil wir die Wege praktisch für uns alleine hatten.
In Deutschland wurde das Verkehrsaufkommen dann aber rasch um einiges intensiver, da wir auch die eine oder andere Hauptverkehrsroute nahmen, um Kilometer zu machen, unterm Strich war's aber auch dort absolut fahrenswert. Und obwohl die Wolken immer bedrohlicher wirkten, je länger der Tag dauerte, erreichten wir am späten Nachmittag trocken die Roßmühle bei Gräfendorf, wo bereits jede Menge Motorräder sowie die dazugehörenden FahrerInnen auf uns warteten.
2., 3. Tag: Beim Forumstreffen
Es war ein bunter Haufen, der sich da in Unterfranken zusammengefunden hat: Leute unterschiedlichster Charaktere, mit den verschiedensten Berufen und Interessen, Lebens- und Weltanschauungen - die aber (zumindest) eines miteinander verbindet: Die Freude am Reisen auf zwei Rädern.
Gut 25 Motorräder – genauso verschieden wie die Geschichten ihrer Besitzer – parkten vor dem Quartier, während wir einander beschnupperten bzw. alte Geschichten aufwärmten (wer oder was verursachte eigentlich in kleinen Gläsern Kopfweh in Hechlingen? warum muss man im Friaul wegen einer defekten Kupplung das Motorrad gleich in den Schotter legen? usw.), wie fast überall waren die GSen klar in der Überzahl. Es gab aber auch "Einzelstücke" zu bewundern, wie etwa Reiners über den Winter in liebevoller Detailarbeit für unser Ligurisches Herbstabenteuer aufgebaute Yamaha Super Ténéré 750 (Kompliment!), die "Transafrica" (Honda Transalp mit dem großen Tank einer Africa Twin) von Klaus oder die feschen Ténérés von Nina und Sascha, nicht zu vergessen natürlich den einzigen Tiger in der Runde... ;-)
Die "Stars" des Treffens waren aber die beiden frisch bei KTM Basel zu Adventure-Zwillingen umgebauten 690er Enduros der Klosterbrüder André und Micha, die mit vollgefüllten
30-Liter-Tanks kaum über 170 kg auf die Waage bringen und jeder anschauen, angreifen, haben (?) wollte.
Da wir aber nicht nur zum Tratschen gekommen waren, hatte Armin aka AlterHeizer zwei wirklich fahrenswerte Tagestouren zusammengestellt. Eine Rhön-Runde, die uns nicht nur durch die anliegenden Wälder führte, sondern auch an geschichtsträchtige Orte, wie den Point Alpha, wo Relikte aus der Vergangenheit mahnend daran erinnern, dass hier vor gar nicht allzulanger Zeit ein Stacheldraht Deutschland in zwei Hälften teilte. Und eine Spessart-Tour am Samstag, die ich aus beruflichen Gründen aber nicht mehr mitmachen konnte. Dass sich Peters Q keine 50 Meter von einem Reifenflicker entfernt einen Nagel einfuhr, lässt nur den Schelm ob dessen Arbeitsmethoden (wurden die Nägel etwa extra ausgestreut?) argwöhnen, die Polizisten, die lediglich darauf aus waren, ein Motorrad stillzulegen und auch höchst argwöhnisch um Andrés Katie rumschlichen, sind jedenfalls definitiv von der unsympathischen Sorte gewesen. Dafür war das Quartier wirklich ordentlich und urig, auch wenn ich nicht gedacht hätte, dass man mitten in Deutschland noch Orte ohne Handy-Empfang findet – in den entlegensten Gegenden Rumäniens ist uns das jedenfalls nie gelungen. Kann aber durchaus angenehm sein, wenn man mal zwei Tage lang nicht durch Anrufe gestört wird...
Den Abend verkürzten uns Orifahrer und seine bessere Hälfte mit einem höchstinterressanten Vortrag über Südamerika - danke noch einmal dafür!
Die Touren zum Download:
Alles in allem war es ein gelungenes Treffen, in einer Gegend, die man als Österreicher mit dem Motorrad sonst wohl eher links liegen lässt, die aber nicht kennenzulernen ein Versäumnis gewesen wäre - so wie den einen oder anderen User, mit dem die Kommunikation im Netz nach persönlichen Gesprächen künftig sicher einen neue Qualität bekommt.
Dass unser Michl diesmal daheimbleiben musste, war zwar wirklich schade, aber beim nächsten Mal ist auch er bestimmt wieder dabei - wir haben den einen oder anderen Quittenschnaps auf dich getrunken, oida Freind!
Ein ganz spezielles DANKESCHÖN an dieser Stelle auch an Ingo, der das Treffen auf die Beine stellte, Armin für seine perfekte Rolle als ortskundiger Tourguide sowie natürlich Micha, ohne den es dieses Forum, das sich meines Erachtens punkto Inhalt und Umgangston wohltuend von vielen rein motorad-spezifischen Plattformen abhebt, nicht geben würde. Und ganz persönlich zu Guter Letzt auch noch an Max, der eigentlich auch Michael heißt, und seine Frau Liane, die für mich dieses Treffen "retteten": Sie beobachteten nämlich hinter mir herfahrend, wie sich die Kamerabefestigung am Seitenkoffer löste, blieben geistesgegenwärtig stehen und fanden das teure Stück schließlich nach minutenlangem Suchen im Straßengraben. Als ich das Fehlen der Drift Ghost bemerkte und umdrehte, hätte ich - da sie ja nicht auf der Straße liegen geblieben war - keine Chance mehr dazu gehabt…
4. Tag: Heimreise
Während die anderen langsam beim Frühstück eintrudelten und sich auf eine weitere Tagestour freuten, waren Gigl, Klaus und ich schon wieder startklar für den (längeren) Weg zurück. Das Wetter blieb im Gegensatz zu den vorangegangenen Tagen besch...eiden und teilweise auch recht nass, wir kamen dennoch (abermals ohne einen Autobahnkilometer) recht flott voran. Bis irgendwo vor Passau zu dritt, danach fuhren die beiden Mitstreiter die Donau entlang nach Hause, während mich die Pflicht in Form eines beruflichen Termins in Ried im Innviertel rief.
Mein neuer Helm:
Seit März fahre ich mit dem Touratech Aventuro Pro Carbon Jetzt bereit zur Anprobe & Testfahrt bei www.touratech.at
bzw. im Shop in Baden!
Kontakt:
Reisen ist tödlich
für Vorurteile.
Mark Twain
Unter Motorradfahrern gibt es keine Fremden - nur Freunde, die man noch nicht getroffen hat.
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