Zu Besuch bei KTM in Mattighofen

Seit Eröffnung der KTM Motohall wird keine Werksbesichtigung mehr angeboten

123.859 (!) Motorräder setzte KTM im Jahr 2013 ab, womit man sich nicht nur als Marktführer unter den europäischen Herstellern behauptete, sondern das Rekordjahr 2012 noch einmal ordentlich um 15,6 % übertroffen bzw. der Umsatz auf 716,4 Millionen Euro gesteigert wurde. Zahlen, die im ersten Quartal 2014 weiter getoppt wurden und einen als Österreicher schon ein wenig stolz auf dieses rot-weiß-rote Erfolgsunternehmen mit dem orangen Slogan "Ready to Race" machen dürfen. Grund genug für einen Lokalaugenschein…


Bis auf die kleinen Dukes (125, 200, 390) bzw. nun auch die neuen, kleinen RC-Supersportler (125, 200, 390) werden sämtliche KTM-Modelle ausschließlich in den beiden Werken in Mattighofen bzw. Munderfing gebaut, aber selbst die erwähnten, beim indischen Partner Bajaj produzierten Motorräder kommen zur Endkontrolle nach Oberösterreich, bevor sie in aller Herren Länder verschickt werden. Da steckt einiges an Logistik dahinter, genauso wie bei der Fertigstellung von täglich rund 300 Bikes, die in Mattighofen produziert werden (2013 waren das fast 100.000, mittlerweile wird bereits weiter ausgebaut, um auch diesen Wert übertreffen zu können). Auf vier Fertigungsstrecken oder "Fließbändern" wird gleichzeitig gearbeitet, die Assemblierung eines Motorrades aus den vorgefertigten Einzelteilen dauert je nach Modell zwischen einer und zwei Stunden.

DIASHOW: In ca. einer Stunde wird aus einem orangen Rahmen...

…eine KTM 690 SMC R, zum Losfahren (bzw. Ausliefern) bereit:

Nach verlassen der Fertigungsstrecke kommt das Motorrad noch in einen schalldichten Raum, in dem es auf seine Funktionen überprüft wird, danach wartet noch die optische Qualitätskontrolle, ehe es auf die Reise zum Händler bzw. Kunden geht. Für Übersee-Transporte (USA und Australien sind die beiden wichtigsten Märkte für KTM) wird das Motorrad zum Teil wieder zerlegt, innerhalb Europas fertig zusammengebaut in speziell dafür gefertigten Ständern transportiert.

"Die Zusammenarbeit mit Bajaj ist für uns insofern sehr wichtig, da wir die Stückzahlen der kleineren Modelle brauchen, um die großen überhaupt produzieren zu können", erläutert Philipp Grünberger von der KTM-Presseabteilung. Apropos "Große": Die im Vorjahr auf den Markt gebrachte 1190 Adventure war von Anfang an ein Renner mit Rekordstückzahlen, der (Zweizylinder)-Reiseenduro-Sektor verträgt aber noch andere Modelle, weshalb man hier in absehbarer Zeit aus Mattighofen noch Neues erwarten darf. So ist nach Einstellung der Produktion der 990 Adventure eine (zu große) Lücke nach unten hin frei, die demnächst wieder gefüllt wird, aber selbst nach oben sieht man im Hause KTM durchaus noch Luft für ein zusätzliches Motorrad. Fernreisende, die sich eine 690 Adventure, wie einst die 640er wünschen, werden sich freilich zumindest in absehbarer Zeit weiter mit individuellen Lösungen wie der "Quest" von KTM Basel oder jenen der britischen Firma "Rallye Raid" bedienen müssen, dafür sieht man in Mattighofen den Markt nicht groß genug, dass sich eine Produktion rechnen würde.

Hammerscharf: KTM 1290 Superduke R
Hammerscharf: KTM 1290 Superduke R
KTM 1190 Adventure "reisefertig" verpackt
KTM 1190 Adventure "reisefertig" verpackt

Die KTM-Motoren, wie hier der LC8, werden in Munderfing bei Mattighofen gebaut
Die KTM-Motoren, wie hier der LC8, werden in Munderfing bei Mattighofen gebaut

Insgesamt beschäftig KTM mehr als 1.800 Mitarbeiter, allein 1.400 in Mattighofen bzw. Munderfing. Wobei die Entwicklungsabteilung mit rund 400 Beschäftigten zeigt, dass man sich gerade in Zeiten wie diesen keinesfalls auf irgendwelchen Lorbeeren ausruhen darf, es vielmehr wichtig ist, der Konkurrenz stets einen Schritt voraus zu sein, wie etwa aktuell mit dem MSC in der 1190 Adventure, dem ersten Schräglagen-ABS.

Trotz der mittlerweile schon beachtlichen Größe wird bei KTM immer noch fast alles unter einem Dach gemacht, als einziger großer Motorradhersteller z.B. die Felgen noch selbst eingespeicht – was im konkreten Fall natürlich in erster Linie mit dem hohen Anteil an Offroad-Motorrädern zu tun hat.

"Schwarzes Gold" wird einiges gelagert
"Schwarzes Gold" wird einiges gelagert
(Fast) wie am Fischmarkt: Schwingen
(Fast) wie am Fischmarkt: Schwingen
Das Einspeichen erfolgt händisch
Das Einspeichen erfolgt händisch
Tankverkleidungen für die große Duke
Tankverkleidungen für die große Duke

Unterm Strich war es hochinteressant, dem KTM-Werk einen Besuch abzustatten, die einzelnen Vorgänge bis zur Fertigstellung eines Motorrads hautnah mitzuerleben, Einblick in die Logistik zu bekommen und sich vor allem auch ein Bild vom hohen Standard der Qualitätskontrollen zu machen. Dass ich dabei den einen oder anderen Blick auf 2015er-Modelle werfen konnte (ohne gezückter Kamera freilich) macht die Vorfreude auf das, was da aus Mattighofen noch auf uns zukommen wird, nur größer. Und das nicht nur aus Patriotismus, sondern weil ich einfach gern scharfe Motorräder "mit Seele" fahre und jene mit dem orangen Logo da ganz sicher dazu zählen. Demnächst wird's mal eine KTM 690 Enduro R zum Testen, von meinen Fahreindrücken wird natürlich hier auf der Seite zu lesen sein.

Philipp Grünberger (KTM Presse- & PR-Management) mit meinem nächsten Motorrad?
Philipp Grünberger (KTM Presse- & PR-Management) mit meinem nächsten Motorrad?

© 05/2014