Spontan nach Kärnten, Slowenien und Italien

Blick auf den Packer Stausee
Blick auf den Packer Stausee

Wer erinnert sich an kalten Wintertagen nicht gern an den Jahrhundert-September 2011 zurück? Wir schrieben gerade Montag, den 26., als ich beim zweiten Kaffee im Büro sehnsüchtig aus dem Fenster sah und einen spontanen Entschluss fasste: Ich nehm‘ mir Mal zweieinhalb Tage frei! Noch ehe jemand protestieren konnte, war ich schon draußen...

 

Tag 1:

 

Um 11 Uhr verließ ich die Redaktion, schwang mich auf den vor der Tür wartenden Tiger, machte noch einen Sprung daheim vorbei, um das Notwendigste für eine kleine Tour einzupacken (wozu nahm ich eigentlich auch den Regenoverall mit?) und noch vor Mittag rollte ich auf der Südautobahn Richtung Kärnten. Freilich nur die knapp 100 Kilometer bis zum Semmering, auch wenn ich noch am selben Tag in Treffen am Ossiachersee eintreffen wollte, so muss es doch nicht immer der kürzeste Weg sein. Meine Wahl fiel auf die landschaftlich wunderschön eingebettete Strecke über Langenwang, St. Kathrein am Hauenstein, vorbei an Graz und über den Packsattel (1.169 m) – vor vielen Jahren einmal der Hauptverkehrsweg zwischen der Steiermark und Kärnten, seit es die Autobahn gibt unter der Woche allerdings kaum noch befahren – und das alles bei Kaiserwetter! In Kärnten ging‘s dann über das Klippitztörl (1.650 m) und vorbei am Ossiachersee nach Treffen, wo nach Einbruch der Dunkelheit die erste Enttäuschung auf mich wartete: Das Bikerhotel Friedls Garage war geschlossen (Ruhetag), nach einem Anruf bekam ich dann aber doch ein Zimmer, das Gute-Nacht-Bier und die Kasnocken musste ich jedoch auswärts zu mir nehmen.

 

Die Mangart-Straße in Slowenien
Die Mangart-Straße in Slowenien

Tag 2:

 

Schon um 7 Uhr saß ich am Frühstückstisch, wo mir Friedl nicht nur Kartenmaterial und Streckentipps mit auf den Weg gab, sondern auch das Panoramastraßen Ticket Kärnten* verkaufte, mit dem man verschiedene Mautstraßen (siehe Fußnote) günstiger fahren kann - da ich drei davon für den Heimweg am Mittwoch eingeplant hatte, schlug ich zu. Zunächst stand aber Slowenien/Italien auf meinem Programm. Über den Wurzenpass, dessen von Frostschäden malträtierter Asphalt auch schon besser gewesen ist, gings vorbei an Kranjska Gora den Vrsic-Pass hinauf. Bei trockener Fahrbahn stört mich das Kopfsteinpflaster in den Kehren nicht im Geringsten, da mein täglicher Weg in die Arbeit über die Wiener Höhenstraße ebenso damit versehen ist. Nach einem kurzen Foto-Stopp bei der russischen Kapelle erreichte ich die Passhöhe, wo trotz des tollen Wetters während der Woche Ende September sehr wenig los war. Was meine Vorfreude auf die Mangartstraße noch erhöhte – und wirklich: Ich hatte sie (fast) für mich allein, einzig zwei italienische Biker und oben ein paar Wanderer kreuzten meinen Weg. Bei der etwas Abseits von der seit einem Erdrutsch im November 2000 durchgehend asphaltierten Straße gelegenen Schutzhütte des Alpinverbandes gönnte ich mir eine Kaffeepause – es war einfach herrlich im T-Shirt auf über 2000 Metern die Seele baumeln zu lassen...

Danach ging es über den Predil-Pass zum Lago del Predil, wo ich mit Blick auf den idyllischen Bergsee eine Riesenportion Spagetti verdrückte. So gestärkt nahm ich dann den Nassfeldpass in Angriff, die italienische Seite ist mit ihrem schlechten Asphalt und den engen Kehren in unbeleucheten Tunneln etwas anspruchsvoller zu fahren, auf österreichischer Seite ist die Straße breit ausgebaut. Vorbei an Weissen- und Millstätter See ging es zurück ins Quartier - insgesamt war ich mit Stopps (den letzten nutzte ich dazu, mir meine ohnehin windschlüpfrige „Frisur“ noch „helmgerechter“ abrasieren zu lassen) gut 10 Stunden für die nicht einmal 300  Kilometer unterwegs.

 

*) Das Panoramastraßen Ticket Kärnten gibt es seit dem Vorjahr und exklusiv bei den Motorradland Kärnten Hotels. Großglockner Hochalpenstraße, Nockalmstraße, Villacher Alpenstraße, Goldeck Panoramastraße und Malta Hochalmstraße sind in diesem Ticket integriert. Ein Ticket besteht aus vier Abschnitten, jede Straße entspricht einem Abschnitt (Ausnahme: Großglockner Hochalpenstraße, zwei Abschnitte). Bei einem Vorzugspreis von nur € 25,- sind Einsparungen gegenüber den kumulierten Maut-Einzelpreisen der Straßen von bis zu € 11,- bzw. 31 % gegeben. 

 

Kleine Diashow vom 2. Tag:

Am Hochtor auf der Glocknerstraße
Am Hochtor auf der Glocknerstraße

Tag 3:

 

Am nächsten Tag sollten es deren mehr werden. Bereits um halb acht war ich auf der Piste, um zunächst die Nockalmstraße iin Angriff zu nehmen. Schon der Weg dorthin war jede Kurve wert, hat mir doch Friedl eine etwas längere, dafür aber praktisch unbefahrene Strecke empfohlen. Die Nockalmstraße selbst (ich war der erste an diesem Tag an der Mautstelle und hatte die Straße für mich allein) ist ein Muss für jeden Kärnten-Urlauber, toller Asphalt, ebensolche Kurven und eine überwältigende Landschaft. Bei der Hütte an der Eisentalhöhe (2042 Meter) erfrischte ich mich mit einer frischen Buttermilch und der freundliche Wirt machte mir ein paar Erinnerungsfotos. Dann musste ich weiter, schließlich hatte ich noch einiges vor mir. Der nächste Stopp erfolgte an der Mautstelle zur Malta-Hochalmstraße, die mich hinauf zur Kölnbreinsperre, der höchsten Staumauer Österreichs brachte. Ein paar Flecken Schnee erinnerten daran, das eine Woche vorher ein erster vorzeitiger Bote des Winters zugegen war. Davon sollte man dann auf der Glockner-Hochalpenstraße noch mehr sehen, vor allem im Bereich des Hochtores. Apropos sehen: Wenn ich mich daran zurück erinnere, wie hoch der Gletscher bei der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe in meiner Kindheit gewesen ist, beginnt man sich schon Sorgen zu machen...

Auf der Salzburger Seite ging‘s dann zügig bergab und da ich mir vorgenommen hatte, die dank der vielen Umwege knapp 700 Kilometer lange Strecke bis nach Hause ohne einen Autobahnkilometer abzuspulen. Dementsprechend interessant blieb der Weg dann auch über die Skigebiete St. Johann im Pongau, Altenmarkt, Schladming, Liezen, durch den Nationalpark Gesäuse, Göstling, den Wienerwald, ehe ich nach Einbruch der Dunkelheit und dem letzten kleinen Umweg (Klammhöhe) die Hauptstadt erreichte. Das Bier beim Stammwirten schmeckte gut, aber nach einem wollte ich nur noch ins Bett.

 

Und am nächsten Tag war die Laune im Büro mindestens so gut wie das Wetter, weshalb ich solche spontanen Ausflüge nur jedem ans Herz legen kann, der die Möglichkeit dazu hat.

Kleine Diashow vom 3. Tag:

Hier geht's zu den kompletten Fotogalerien der Tour in Slowenien/Friaul, Kärnten und über die Großglockner-Hochalpenstraße.