Altbewährtes im doppelten Sinn

Die Frühjahrstour mit Klaus aufleben lassen und bekannte Strecken gefahren

Kann man mit der Norden eigentlich auch in den Süden fahren? Die Antwort auf diese Frage gab ich mir und meinem Dauertester für 2022, der Husqvarna Norden 901, bereits Ende März mit einer Tour durch Slowenien und Kroatien. Schon bei meinen Neujahrsvorsätzen war mir klar gewesen: Ich will heuer unbedingt wieder mehr reisen und auch die gute, alte Tradition der Frühjahrstour zusammen mit meinen Kumpel Klaus wieder aufleben lassen. Gesagt, getan: Klaus musste nicht lange überredet werden, als ich mit Bärenwirt und Winnetou lockte und sattelte kurzentschlossen seine in liebevoller Detailarbeit aufgebaute "Mongolei-Transalp“ zum gemeinsamen Kurztrip.


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Tag 1
Vom Treffpunkt an der Südautobahn bis zum Bärenwirt in Masun (Slowenien)
März_22_2022-03-27 Tag 1.GPX
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Auf zum Bärenwirt

Wenn es ein Lokal gibt, das Klaus und ich quasi für die Motorrad-Community "entdeckten" bzw. publik machten, dann ist es das Gostice Masun in Slowenien, von uns liebevoll Bärenwirt genannt, seit wir im April 2017 zufällig reingefallen sind, weil wir nach einer Tankstelle fragten. Seit damals sind unzählige Motorradreisende unserer Spur dorthin gefolgt, wie uns der nette Wirt bei jedem unserer Aufenthalte (und es waren durch die relative Nähe schon einige) erzählte. Das Tagesziel ist also rasch auserkoren gewesen, als wir uns an der Südautobahn trafen, der Weg dorthin, wie so oft, wenn wir beide unterwegs sind, nicht im geringsten geplant. Zunächst einmal ein ordentliches Stück Autobahn bis nach Graz und dann abbiegen, wo es kurvig und nach Möglichkeit schottrig aussah. Etwa auf der Passhöhe am Radlpass, wo es auf slowenischer Seite ein schönes Netz an (gut fahrbaren) unbefestigten Wegen gibt, man ja auch über die – quasi grüne Grenze – wieder zurück nach Österreich gelangt.

Eigentlich hatte ich noch am Cerkniško jezero (zu Deutsch: Zirknitzer See) die Drohne fliegen lassen wollen, doch der größte Sickersee Europas machte am Ende eines der trockensten Winter seit Jahrzehnten seinem Namen alle Ehre und war vollständig versickert als solcher kaum noch zu erkennen. Ausgetrocknet waren freilich auch unserer Kehlen, als wir schließlich nach einer staubigen Fahrt in Masun eintrafen – ganz im Gegensatz zu einer lauten Gruppe Italiener, die ganz offenbar einen lustigen Tag hinter sich hatten, zum Glück aber dann doch bald in den wartenden Autobus stiegen. Das tolle Menü beim Bärenwirt bestätigte uns dann schließlich einmal mehr: Alles richtig gemacht!


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Tag 2
Von Masun (Slowenien) bis Karlobag (Kroatien)
März_22_2022-03-28_Tag 2.GPX
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Im Hinterland der Küste

Nach einem ausgiebigen Frühstück wollen wir zunächst auf Schotter über den Snežnik (Schneeberg) weiter. Weil der aber schon auf der Anfahrt seinem Namen alle Ehre machte und in den schattigen Passagen immer wieder längere, teils ziemlich eisige Schneefelder zu überqueren waren, 

entschlossen wir uns schließlich dazu umzudrehen – schade, aber auch der Berg läuft uns nicht davon. Auch so ging es über fahrenswerte Straßen nach Kroatien, wo wir in Rijeka am Hafen einen Kaffee genossen. 

Anschließend verabschiedeten wir uns ins Hinterland der Küste, um wieder etwas Schotter unter die Speichenräder unserer Reiseenduros zu bekommen. Ein guter Plan, der uns nicht nur fahrenswerte Strecken bescherte, sondern auch immer wieder wunderbare Ausblicke. An dieser Stelle einmal mehr ein Danke an meinen alten Haberer Klaus, dass er meinen "Entdeckergeist“ immer wieder klaglos akzeptiert und dabei in Kauf nimmt, dass der eine oder andere Weg vielleicht einmal nicht ganz so problemlos zu bewältigen sind. An diesem Tag hat aber alles gepasst, sind sämtliche Schotterstraßerl "Big-Enduro-konform" gewesen, war nichts dabei, was Transalp mit dem Heidenau K60 Scout auf den Felgen bzw. die mit dem Serienpneu Pirelli Scorpion Rally STR bereift Norden in Verlegenheit hätte bringen können.

Und am Abend fanden wir in Karlobag direkt am Meer auf Anhieb ein Quartier, was in der Vorsaison gar nicht immer so einfach ist. Die Wirtin bereitete uns auch ein köstliches Abendmahl, das meinen Geburtstags-Ansprüchen vollauf gerecht wurde. Übrigens zum zweiten mal nach 2016, dass ich auf der Frühjahrstour mit Klaus um ein Jahr älter wurde. Er hatte aber sowieso noch nie ein Problem damit, auf etwas anzustoßen…


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Tag 3
Von Karlobag über Mali Alan und Zeljava Airbase nach Grabovac in der Nähe der Plitvizer Seen.
März_22_2022-03-29 Tag 3.GPX
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Winnetou und Fliegerhorst

Am Morgen des dritten Tages hatten wir das meiner Meinung nach (zumindest mit dem Motorrad) schönste Stück der Jadranska Magistrale zum Einschwingen praktisch für uns allein, ehe wir uns auf die Spuren Winnetous begaben. Zunächst an die Stelle am Ufer des Flusses Zrmanja (im Film: Rio Pecos), wo die berühmte Marterpfahl-Szene gedreht wurde, anschließend über den Mali Alan, auf dem man ebenfalls immer wieder auf durch die Filme unserer Kindheit. Für Weltenbummler Klaus, der mit dem Motorrad von der Mongolei über die USA bis rauf nach Norwegen schon so ziemlich überall gewesen ist, war es übrigens die erste Fahrt über den (gepflegten) Schotterpass – wahrscheinlich war ihm der davor nur nie weit genug weg gewesen.

Das nächste Etappenziel war meinem langjährigen Tourenpartner natürlich wieder vertraut, machten wir doch noch einen Sprung bei der aufgelassenen jugoslawischen Zeljava-Airbase vorbei. Irgendwie arg, dass dieser imposante, milliardenschwere unterirdische Tito-Bau mit der größten unterirdischen Kaserne Europas, im Zuge des Balkan-Krieges von den Serben selbst zerstört wurde, nur damit ihn nicht die Kroaten in ihre Hände bekommen. Für die Fahrt rauf zur Radar-Station war es leider noch zu Früh im Jahr, wie uns der Blick auf die schneebedeckten Gipfel unmissverständlich klar machte. Die Polizei-Präsenz, die dort meist gegeben ist, begründet sich vor allem darin, dass die Airbase im kroatisch-bosnischen Grenzgebiet liegt, die Gesetzeshüter hatten aber kein Problem damit, dass wir mit den Motorrädern in die Bunker fuhren bzw. auf der ehemaligen Start- und Landebahn die Tempolimits ein klein wenig überschritten…

Arg übrigens wie vollkeklebt die Douglas C47 mittlerweile ist – bei unserem ersten Besuch im März 2016 war der Militärflieger diesbezüglich fast noch unberührt:

Zeljava Airbase, März 2022
Zeljava Airbase, März 2022
Zeljava Airbase, März 2016
Zeljava Airbase, März 2016

Quartier fanden wir schließlich in Grabovac, samt ausgezeichnetem Abendessen.


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Tag 4
Von Grabovac in Kroatien über Slowenien zurück nach Österreich.
März_22_2022-03-30 Tag 4.GPX
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Heim zum Geburtstags-Menü

Der letzte Tag ist rasch erzählt. Über Landesstraßen ging es wieder zurück in Richtung Heimat. Zwar erspähte mein geübtest Auge links und rechts unserer Route immer wieder scheinbar fahrenswerte Abzweigungen mit Schotter oder zumindest kleinen Straßerln, wir blieben jedoch standhaft. Schließlich wollten wir Kilometer machen, um zu einer christlichen Zeit nach Hause zu kommen. Wartete dort doch auch das viergängige Geburtstagsmenü der besten Sozia wo gibt. Aber das ist eine andere Geschichte.

Jene mit Klaus war auf alle Fälle wieder einmal jeden gefahrenen Kilometer wert und bekräftigt schon jetzt den Vorsatz für 2023, die Tradition weiter zu pflegen.

Die letzten rund 150 Kilometer fuhren wir übrigens getrennt, weil ich gleich unmittelbar nach der Tour mit den noch richtig frischen Eindrücken ein Video zum Zwischen-Fazit mit der Husqvarna Norden 901 auf den ersten 3.400 Kilometern machen wollte: