Irgendwo habe ich einmal aufgeschnappt, dass bei der vom damaligen rumänischen Diktator Nicolae Ceaucescu in Auftrag gegebenen Transfagarasan-Höhenstraße Bergziegen vorausgeschickt und die Straße nach deren Wegwahl gebaut worden wäre – wenn das so üblich ist, dann habe ich die sardischen Straßenbauer schwer in Verdacht, dem Zick-Zack-Lauf von auf der Flucht befindlichen Hasen gefolgt zu sein. Es war jedenfalls definitiv nicht die schlechteste Wahl, auch erstmals dieses wie für Motorradfahrer gemachte Eiland aufzusuchen: Kurven, selbst wo sie von der Topografie nicht zwingend nötig wären, (meist) bester Asphalt mit Grip ohne Ende. Und für Leute wie mich auch genug unbefestigte Wege, um die Reifen zwischendurch mal zu "schonen". Dabei sind wir fast zufällig auf dieser Insel der Seligen gelandet, als sich für mich Anfang Oktober noch unverhofft ein Zeitfenster von 10 Tagen auftat. Alleine hätte ich ja eine Karpatentour gestartet, wenn Sozia mit von der Partie ist, wollte ich ihr aber ein wenig Mee(h)r bieten – und die Wetterprognose gab schließlich kurzfristig das mir schon von so vielen Seiten ans Herz gelegte Sardinien als Ziel vor…
Wien - Graz - Klagenfurt - Villach - Udine - Venedig
Streckenlänge: 610 Kilometer
Strecken-Link: MotoPlaner
930 Autobahnkilometer sind es von Wien nach Livorno, wo um 21 Uhr die Fähre in Richtung Sardinien ablegt – allein am Motorrad sicher eine Überlegung wert. Zu zweit aber wählten wir die gemütliche Anreise-Variante mit einem Zwischenstopp in Venedig. Blieben immer noch 610 Kilometer, die auf dem Bandl absolviert aber nicht weiter ins Gewicht fielen. So waren wir schon am frühen Nachmittag in der Lagunenstadt, wo ich vorsorglich ein Hotel im Zentrum gebucht hatte. Das hieß: Der Tiger musste draußen bleiben, die Schlepperei unseres gesamten Gepäcks hatte ich freilich nicht ins Kalkül gezogen. Ein (teures) Wassertaxi linderte die Qual ein wenig…
…und bot obendrein Aus- und Einblicke, die uns mit der öffentlichen Fähre verborgen geblieben wären.
Dazu kam ein freundlicher junger Mann an der Rezeption im empfehlenswerten Hotel Firenze, der uns mit jeder Menge Tipps versorgte, um – soweit das in Venedig eben möglich ist – abseits des Touristenrummels ein wenig vom Lebensgefühl der Venezianer einzuatmen. "Get lost in Venice", gab er uns mitsamt eines mit seinen Vorschlägen beschrifteten Stadtplans mit auf den Weg, wir hielten uns daran. Da gibt's Lokale, wo man ein kleines Bier, ein Glas Prossecco und ein Thunfischbrötchen zusammen um 5 Euro bekommt, keine drei Gassen weiter erhält man dafür gerade einmal das Bier. Zu Abend gegessen haben wir dann aber doch mit Blick auf die Rialto-Brücke – und ganz ohne Fotos vom Markusplatz ging's auch nicht: Vor dem Frühstück war dieser sogar fast völlig menschenleer, was wohl schon eine Stunde später nicht mehr möglich gewesen wäre.
Venedig - Bologna - Castello di Serravalle - Marano Sul Panaro - Pavulo Nel Frignano - Bagni di Lucca - Lucca - Pisa - Livorno
Streckenlänge: ca. 375 Kilometer
Strecken-Link: MotoPlaner
Auch der zweite Tag begann mit Autobahn, allerdings nur bis knapp vor Bologna – ab dort ging der (nicht enden wollende) Fahrspaß dieser Reise los! Dafür verantwortlich: Die SS12, die Strada Statale dell' Abetone e del Brennero oder auch Brennerstraße über den Apennin bzw. schon der Weg ab Bologna zu ebendieser. Eine Kurven-Orgie vom Feinsten, das ideale "Aufwärmprogramm" für das, was in den kommenden Tagen auf Sardinien noch auf uns zukommen sollte. Trotz teils bedrohlich dunkler Wolken, auf die wir direkt zufuhren und der Tatsache, dass ich die personifizierte Regengöttin im G'nack sitzen hatte, blieben wir trocken. Und zum Abschluss gab's dann noch ein wenig Kultur in Pisa, inklusive des untenstehenden "Pflichtfotos" - er kam mir halt irgendwie schief vor, der Turm:
Zur Fähre nach Livorno war's dann nicht mehr weit, die Warterei am Hafen aber ziemlich zäh. Ein teils chaotisch arbeitendes Personal, das mit der Logistik des "Einschlichtens" der vielen LKW und Busse offensichtlich leicht überfordert gewesen ist, war nicht unverantwortlich dafür, dass wir erst mit einer guten Stunde Verspätung die Schiffsreise nach Sardinien in Angriff nehmen bzw. endlich unsere reservierte Kabine beziehen konnten. Die Überfahrt selbst war dann aber okay und allerspätestens nach dem Frühstück die Laune wieder wie das Wetter am nächsten Morgen: Sonnig!
Golfo Aranci - Olbia - San Teodoro - Orosei - Dorgali - Cala Gonone - diverse Schotterpisten der Umgebung
Streckenlänge: Ca. 230 Kilometer
Strecken-Link: MotoPlaner (ohne Offroad-Passagen)
Sardinien empfing uns von seiner schönsten Seite: Blauer Himmel, 28 Grad – ein Wetter, an dem sich auch in den darauffolgenden Tagen nichts ändern sollte, außer dass es zwischenzeitlich noch heißer wurde. Nach einer kurzen Kaffeepause in Olbia stimmten wir uns gleich auf der kurvenreichen SS125 entlang der Küste in Richtung Süden ein und bezogen schließlich im Badeort Cala Gonone unser Quartier im empfehlenswerten Hotel Cala Luna.
Sozia ließ es sich nicht nehmen, gleich die Gegend (Strände, Supermärkte etc.) zu erkunden – was auch ich tat, freilich mit dem Tiger. Da Cala Gonone in einer "eingekesselten" Bucht liegt, mussten wir unseren "Hausberg" von Dorgali runter und wieder rauf praktisch bei jeder Ausfahrt, also zumindest zweimal täglich in Angriff nehmen. Da fand ich bald die eine oder andere Alternative zur neuen Sp26 mit ihren hervorragend asphaltierten Kehren – ob befestigt über die alte Straße oder unbefestigt auf dem einen oder anderen Schotterweg:
Cala Gonone - Baunei - Tortoli - Lago Bau Muggeris - Ussassai - Lago del Flumendosa - Nurri - Orroli - Lago di Mulargia - Suelli - Mandas -
Isili - Lago Is Barrocus - Nurallo - Laconi - Meana Sardo - Atzara - Sorradile - Fiume Tirso - Ghilarza - Sedilo - Olzai Orani - Nuoro - Lago del Cedrino -
Dorgali - Cala Gonone
Streckenlänge: ca. 450 Kilometer
Strecken-Link: MotoPlaner
Für den zweiten Tag auf Sardinien hatten wir uns gleich eine ordentliche Ausfahrt vorgenommen. Ziel sollten diese blauen Flecken auf der Landkarte, die zahlreichen Seen im inneren der Insel,
sein. Was soll ich sagen? Die beim Frühstück zwischen Schinkenbrot und Kuchen rasch zusammengestellte Route war ein Hammer, wobei man auf diesem Eiland bei der Streckenwahl ohnehin kaum
etwas falsch machen kann. Schon die Hauptverbindungen sind kurvenreich(st), dass ich in gewohnter Manier vorzüglich die auf der Karte am dünnsten gezeichneten Straßen in die Tour einbaute,
änderte höchstens etwas an der Fahrbahnbeschaffenheit bzw. -breite, die dann rund um den einen oder anderen See mitunter doch recht abenteuerlich gewesen ist.
SS 125, SP 27, SS 198, SP..., SS... und wie sie alle hießen – sie zauberten mir ein Grinsen unter den Helm und versetzten mich in einen Kurvenrausch, dass ich (fast) darauf vergaß, eine wertvolle Fracht hinten auf dem Bock drauf zu haben und (fast) darauf vergaß, Pausen einzulegen. Insgesamt waren's zwei auf einer Strecke von ca. 450 Kilometern bzw. achteinhalb Stunden Fahrzeit. Was mir gegenüber der besten Sozia wo gibt allerhöchsten Respekt abverlangt.
Cala Gonone - Urzulei - Talana - Monte Olinie - Orgosolo - Dorgali - Cala Gonone
Streckenlänge: ca. 200 Kilometer
Strecken-Link: MotoPlaner (nur ungefähr, da ich viele Offroad-Passagen gefahren bin, die auf den Online-Karten nicht vermerkt sind)
Überraschender Weise beschloss Mel dann am nächsten Morgen, einen Badetag einzulegen, das herrliche Wetter lud dazu aber auch förmlich ein. Ich schloss mich ihr gerne an, nachdem ich davor nur rasch für fünf, sechs Stunden Schotter suchen ging. Gleich vorweg: Wer auf Sardinien nach unbefestigten Wegen Ausschau hält, wird rasch fündig. Die meisten Pfade direkt um Cala Gonone hatte ich ja schon erkundet, dennoch musste ich nicht allzuweit fahren, um erneut Fahrenswertes zu finden. Zweigt man etwa am Scheitel des Passo Genna Silvana von der SS125 ab, gelangt man rasch in ein weites Geflecht von zumeist einfach zu fahrenden Pisten, wo man sich stundenlang austoben kann.
Danach ging es weiter über Urzulei ins Bergdorf Talana, alles auf fantastisch geschwungenen Asphaltstraßen! Der Tiger war in seinem Element, das Fauchen des Triples wurde immer wieder mit dem Geräusch kratzender Rasten und Stiefel vermischt – Musik in meinen Ohren. Der Höhepunkt dieser Ausfahrt sollte aber noch auf mich warten, und zwar mit dem Monte Olinie. Zunächst führt ein einspuriger, noch (schlecht) asphaltierter Weg von der Hauptstraße links weg, später geht dieser dann in eine Schotterpiste über und führt an Felsen vorbei bis zum Gipfel auf 1.372 m, wo man von einem netten kleinen Gipfelhaus aus sensationelle Ausblicke genießt. In den Sommermonaten ist die Hütte, die Wanderern auch als Not-Unterkunft dient, bewirtschaftet. Mit etwas Glück lässt sich unterwegs auch ein Blick auf Wildpferde, die in dieser Gegend beheimatet sind, erhaschen.
Cala Gonone - Urzulai - Talana - Monte Olinie - Pisu Cerbu (Gipfel) - Pissanedu (Gipfel) - Cala Gonone
Streckenlänge: Ca. 230 km
Streckenlink gibt es keinen, dafür untenstehend einen Kartenauschnitt zur Orientierungshilfe – zwischen Talana und Urzulai gib es ein riesiges Geflecht an Schotterpisten, für das man viel Zeit mitbringen sollte.
Bewährtes soll man beibehalten, also stand auch an diesem sonnigen Tag Badespaß für Sozia und Offroadspaß für mich auf dem Plan. Und weil es so schön war, begann ich die Runde gleich wieder (nach der nötigen ca. einstündigen Anreise auf Asphalt) mit dem Monte Olinie. Diesmal galt es am Weg ein Weidegatter zu öffnen, um auf den Gipfel zu kommen, die Aussicht so ganz alleine von dort oben hat einfach etwas ungemein beruhigendes, entspannendes.
Es folgte der in meinen Augen beeindruckendste Fahrtag, und zwar abseits jener Routen, für die Sardinien (zu Recht) bei zig-tausenden Motorradfahrern beliebt ist. Wozu die Landschaft um Talana und Urzulai unzählige Möglichkeiten bietet, einfach ins Hinterland ein- und abzutauchen. Zurück vom Olinie auf der Durchzugsstraße folgte ich nach wenigen Kilometern einem Wegweiser zu einem kleinem See. Die "Straße" dorthin ist erst nur schmal, dann teilweise mit argen Schlaglöchern gewürzt, ehe irgendwann ganze Abschnitte fehlen, zwischendurch trifft man auf Kühe, Schafe und frei laufende Schweine.
Lässt man den Laghetto links liegen, gelangt man bald in ein weit verzweigtes Netz von Schotterpisten, zwischendurch sind immer wieder einmal Weidegatter zu öffnen (und natürlich wieder zu
schließen), um weiter zu kommen. Manche dieser Pfade führen auf den Kamm des Gebirgszuges und bieten wunderbare Fernsichten, andere winden sich durch Schluchten und Furten, verlaufen sich
irgendwann im Nichts oder schrumpfen zu Wegen, die ich dann allein mit dem Tiger doch nicht alle in Angriff nahm – da wäre leichteres Gerät und/oder Begleitung schon ratsam. Hier könnte man
auf einer Fläche von wenigen Quadratkilometern einen ganzen Tag (oder mehr) verbringen, ohne dass einem langweilig wird.
Von einfachen "Feldwegen" über grobes, loses Gestein, bis hin zu zwischendurch recht steilen Anstiegen und engen Schotterkehren war fast alles dabei, was das Motorradfahren abseits befestigter Wege spannend macht. Letztere führten mich auch auf zwei Gipfel hinauf: Und zwar den Pisu-Cerbu (1.337 m) und den Monte Pisaneddu (1.254 m), von denen sich wieder herrliche Fernblicke genießen ließen. Am Pisu-Cerbu gibt es auch ein kleines Refugio, das Wanderer und Mountainbiker verköstigt, die es allerdings zumindest zur fortgeschrittenen Jahreszeit im Oktober eher selten dort rauf verschlägt. Da sah ich eindeutig mehr Mufflons, die vor dem Fauchen des Tigers im Höllentempo über die Berghänge flüchteten…
Nach der rund sechsstündigen Fahrt abseits jeglichen Touristenrummels war noch ausgiebiger Badespaß in Cala Luna angesagt – nicht ohne (ausgiebiger) Schrecksekunde: Innovativ wie ich nun mal bin, habe ich die Helm-Cam in den Sand gesteckt, um uns ein wenig beim Planschen zu filmen, die nicht zu verachtende Brandung hatte das kleine, teure Teil jedoch rasch in ihren Fängen. Wie vom Erdboden – in diesem Fall freilich Ozean – verschluckt war die Drift Ghost S urplötzlich weg, verzweifeltes Suchen schien zwecklos, zu stark die Strömung, die schon einfaches Schwimmen zu einer sportlichen Aktivität machte. Es war eine Mischung aus Ärger über mich selbst, Wut und Traurigkeit, auch ob der verlorenen Bilder des Tages, ich hatte die Hoffnung längst schon aufgegeben, als das Meer die Kamera auf einmal doch wieder ausspuckte. Zumindest hat sie sich als wasserdicht bewiesen und ihren Tauchgang in voller Länge aufgenommen. Womit ich nun im Besitz eines knapp vierminütigen Filmes einer Kamera auf Abwegen bin (gefühlt war sie ja eine Stunde weg) – und wir am Abend etwas zu Feiern hatten.
Cala Gonone - Dorgali - Lula - Onani - Bitti - Budduso - San Nicola - Oschiri - Tula - Perfugas - Laerru - Tergu - Lu Bagnu - Castelsardo - Sedini - Santa Maria Coghinas - Viddalba - La Tozza - Badesi - Baia Vignola - Aglientu - Luogosanto - Arzachena - Golfo Aranci
Streckenlänge: Ca. 400 km
Strecken-Link: MotoPlaner (der eine oder andere Abstecher, etwa rund um den Lago del Coghinas ist hier nicht ver-, weil nicht gemerkt)
Für unseren letzten Tag auf Sardinien hatten wir uns noch einmal eine größere Runde vorgenommen. Sie sollte uns durchs Innere der Insel in Richtung Nordwesten und schließlich am Abend zur Fähre nach Golfo Aranci führen. Es war unangenehm schwül, das Thermometer zeigte 31 Grad und eine diesige Stimmung lag in der Luft, um offenbar einen bevorstehenden Wetter-Umschwung anzukündigen. Meine Vorliebe für kleine und kleinste Straßen bescherte uns nebst den auf Sardinien üblichen Kurvenorgasmen (© Nagge) auch ein paar straßenbauliche Schmankerl (siehe Bilder unten) bzw. auch unverhoffte Schotterpassagen. Sozia hielt die rund 400 Tageskilometer oder doch wieder fast acht Stunden im Sattel dennoch tapfer durch, auch weil ich diesmal rechtzeitig an Pausen dachte.
Jene im malerischen Castelsardo am frühen Nachmittag nutzten wir dazu, uns mit feinen Spagetthi Frutti di Mare bzw. Gamberini zu stärken, danach gab's dann noch das Pflichtfoto am Roccia dell'elefante, der schon unter den Nuraghern (1800-750 v. Chr.) eine Kultstätte gewesen war. Ich hatte natürlich im Vorfeld von diesem einem Elefanten ähnelnden Felsen gelesen, muss aber zugeben, dass ich zufällig daran vorbeigekommen bin…
Der Rest war ein Wechsel an Küstenfahrten mit traumhaften Ausblicken und gebirgigen Passagen mit den einfach dazugehörenden Richtungsänderungen – sprich: Fahrspaß vom Feinsten, bis wir schließlich am frühen Abend Golfo Aranci erreichten. Mit einer Pizza gestärkt – und erneut nach einer recht langen Wartezeit – ging's dann an Bord der Sardinia Regina, die uns über Nacht zurück ans italienische Festland nach Livorno brachte. Diesmal in einer Kabine mit Stockbett.
Livorno - Pisa - Lucca - San Marcello Pistoiese - Pavulo Nel Frignano - Maranello - Modena - Verona - Torbole - Riva del Garda
Streckenlänge: ca. 380 Kilometer
Strecken-Link: MotoPlaner
Die noch frische Erinnerung an die wunderbare SS 12 sowie die Tatsache, für die Rückreise einen Tag mehr im Talon zu haben, machte uns noch vor dem Verlassen der Fähre die Entscheidung leicht, einen Abstecher zum Gardasee einzulegen. Schließlich waren wir seit September 2011 nicht mehr dort.
Wobei wir die Kurven über den Apennin nicht so genießen konnten, wie auf der Hinfahrt, war doch die Straße zumeist regennass, herbstlich mit Blättern übersät und dementsprechend rutschig. Aber trotz bedrohlich dunkler Wolken, die uns fast auf der gesamten Strecke bis zum Gardasee begleiteten, blieben wir – abgesehen von ein paar Tröpfchen am Visier – trocken. Zumindest bis wenige Kilometer vor Torbole, als uns der Regen dann doch noch erwischte. Eine heiße Dusche im Hotel Krystal Palace (mit Tiefgarage) in Riva, wo wir schon vor drei Jahren abgestiegen waren und vor allem des feinen Frühstücks wegen wieder eincheckten, ließ die Laune aber wieder sprunghaft steigen. Ein tolles Abendessen im Ort trug das seine dazu bei.
Riva del Garda - Monte Bondone - Trento - Bozen - Kastelruth - Wolkenstein - Grödner Joch - Corvara - St. Lorenzen - Staller Sattel - Lienz - Obervellach - Millstätter See - Treffen am Ossiachersee
Streckenlänge: ca. 440 km
Strecken-Link: MotoPlaner
Hatten wir am Abend schon befürchtet, das Wetterglück für diese Reise endgültig aufgebraucht zu haben, so wurden wir nach einem ausgiebigen Frühstück eines besseren belehrt: Die Sonne lachte
wieder ins Visier! Aber weil's mir grade einfällt, noch rasch ein Tipp fürs Leben: Für den Fall, dass man ein Päckchen Nutella aus dem Frühstücksraum "schmuggeln" will und dieses in der
Gesäßtasche verstaut, ist es ratsam, es wieder rauszunehmen, bevor man sich hinsetzt – andernfalls verursacht es womöglich braune Flecken an ungünstigen Stellen…
Nach einem kleinen Umweg über die Ostseite des Monte Bondone fanden wir uns bald wieder auf der SS 12 ein, die wir erst in Bozen endgültig verließen, um am Heimweg noch die Dolomiten
mitzunehmen. In den Sommermonaten und/oder an Wochenenden sind dort die schönen Pässe ja allesamt praktisch rund um die Uhr zugeparkt, an diesem sonnigen Oktobertag aber hatten wir sie
praktisch für uns allein. Und obwohl das Thermometer oben am Grödner Joch nur ganze 10 Grad anzeigte, so waren allein die Bergpanoramen dort oben den kleinen Umweg wert, auch wenn uns für
die komplette Sellarunde diesmal die Zeit fehlte.
Im Wintersportort Corvara stärkten wir uns dann mit leckeren Knödel-Variationen (Speck, Käs, Spinat), ehe es dann über den Staller Sattel zurück nach Österreich geht. Der einspurige Pass vom Antholzer See in Süd- zum Obersee in Osttirol, der immer nur für 15 Minuten pro Stunde in jeweils eine Richtung geöffnet ist, zählt an sich zu meinen Lieblingsstrecken in den Alpen, bei immer dichter werdendem Nebel sowie der dazugehörenden Straßennässe, hielt sich der Fahrspaß diesmal allerdings doch eher in Grenzen.
Unten im Defereggental wurde die Sicht dann aber wieder schlagartig besser und wir hatten noch eine sonnige Fahrt bis zu unserem Tagesziel in Treffen am Ossiachersee. Leider standen wir bei Friedls Garage, wo wir schon wegen des guten Essens eigentlich wieder einmal absteigen hatten wollen, vor verschlossenen Türen – aber was muss ein "Biker-Hotel" auch mitten in der Saison im Oktober Betriebsurlaub machen??! Nur wenige Kilometer weiter fanden wir dann mit dem Hotel eduCARE eine gute Alternative. Das gleich neben der Autobahnabfahrt Villach-Ossiachersee gelegene Haus scheint vornehmlich von Geschäftsleuten genutzt und bietet neben schönen, geräumigen Zimmern vor allem ein super Frühstücks-Buffet.
Treffen am Ossiachersee - Arriach - Patergassen - Ebene Reichenau - Hochrindl - Sirnitz - Straßburg - Friesach - Neumarkt/Stmk - Niederwölz - Schönberg-Lachtal - Mörderbrugg - Hohentauern - Trieben - Admont - Nationalpark Gesäuse -Hieflau - Wildalpen - Mariazell - Mitterbach - Annaberg - Lilienfeld - Rohrbach a.d. Gölsen - Klammhöhe - St. Corona am Schöpfl - Klausen-Leopoldsdorf - Gruberau - Breitenfurt - Wolfsgraben - Purkersdorf - Wien
Streckenlänge: ca. 450 km
Strecken-Link: MotoPlaner
Vor die Wahl gestellt, auf schnellstem Wege über die Südautobahn oder bis zum Schluss auf schönen Strecken durch Kärnten und die Steiermark nach Hause zu fahren, plädierte Sozia beim Blick auf den herrlichen Sonnenschein ohne zu zögern für die letztgenannte Option. Ganz zwischenfallfrei verlief die letzte Fahrt der Reise jedoch nicht. Dass die Turracher Höhe wegen Asphaltierungsarbeiten gesperrt und unpassierbar gewesen ist und wir das gut sichtbare Hinweisschild zunächst nicht ernst genommen hatten (ich dachte voreilig, wo ein Tiger, da ein Weg), wäre ja noch zu verschmerzen gewesen – mein Fauxpas an der Tankstelle in Ebene Reichenau tat da schon mehr weh. Vergaß ich doch dort, nachdem ich dem Dreizylinder ein Viertel Öl spendiert hatte, glatt darauf, den Schraubverschluss wieder dranzumachen. Als ich das Missgeschick bemerkte (mein Tourenpartner Klaus würde ganz sicher nie nicht behaupten, dass mir das mit ihm schon einmal passierte) und zurückfuhr, fanden wir das gute Stück trotz langer Suche und offenen Augen am Rückweg nicht mehr. Mels Hoffnung auf ein verspätetes Sektfrühstück, weil wir ja jetzt einen Korken als Verschluss benötigten, währte freilich nur kurz – der freundliche Chef der Tankstelle besorgte uns kurzerhand einen Likörkork und ließ es sich auch nicht nehmen, diesen gleich mittels eines Isolierbands passend zu machen. Dort werde ich künftig immer tanken, wenn ich in der Ecke bin, etwa am Weg zur bzw. von der Nockalm…
Die Fahrt übers Hochrindl als Alternative zur Turracher Höhe war mindestens genauso fein, auch danach – erst ein Stück auf der B317, dann über Hohentauern, den Nationalpark Gesäuse und Wildalpen bis Mariazell – kam der Fahrspaß keinesfalls zu kurz. Der letzte Teil unserer wieder rund 450 Tageskilometer (ohne einen einzigen auf der Autobahn) war dann ein Heimspiel durch die Türnitzer Alpen und den Wienerwald, wobei wir den Urlaub buchstäblich bis zur letzten Kehre über den kleinen Semmering kurz vor Wien auskosteten.
Fazit:
Auch wenn es bestenfalls ein "Beschnuppern" dieser wie für Motorradfahrer gemachten Insel mit ihren unzähligen Möglichkeiten auf und abseits ihrer wundervoll geschwungenen Straßen gewesen
ist – Sardinien war eine Reise wert und ich werde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wiederkommen. Schon allein um den berüchtigten sardischen Käse Casu Marzu zu kosten, was
sich diesmal irgendwie nicht ergeben hat. Höchstwahrscheinlich mit etwas mehr Zeit im Gepäck, um zwischendurch auch mal den Standort zu wechseln. Die Reisezeit war mit Oktober hervorragend
gewählt: Die Straßen waren fast leer, die Strände ebenso – dafür das Wasser wärmer als im August. Alles richtig gemacht!
Mein neuer Helm:
Seit März fahre ich mit dem Touratech Aventuro Pro Carbon Jetzt bereit zur Anprobe & Testfahrt bei www.touratech.at
bzw. im Shop in Baden!
Kontakt:
Reisen ist tödlich
für Vorurteile.
Mark Twain
Unter Motorradfahrern gibt es keine Fremden - nur Freunde, die man noch nicht getroffen hat.
Du findest Bike on Tour auch
auf YouTube, Instagram und Facebook (aufs Symbol klicken):