Von Wien nach Salzburg auf Umwegen

Blick von der Postalm zur Mittagszeit - hier lässt es sich relaxen…
Blick von der Postalm zur Mittagszeit - hier lässt es sich relaxen…
Irgendwo am Straßenrand
Irgendwo am Straßenrand

Die Autobahnstrecke von Wien nach Salzburg hat für Motorradfahrer in etwa den Charme einer übergewichtigen Finanzbeamtin mit Haaren auf den Zähnen - ohne jetzt jemanden nahetreten zu wollen. Begibt man sich aber auf Umwege, wird man mit Fahrspaß ohne Ende belohnt…

Entschieden habe ich mich diesmal für die Südroute durch die Steiermark und das Salzkammergut, die auf zwei Tage ausgedehnte Anreise war dem Umstand geschuldet, dass ich erst am späteren Nachmittag los konnte – sie ist auf alle Fälle auch als Tagestour zu schaffen.

 

1. Tag

 

Streckenlänge: 230 Kilometer

Strecken-Link: MotoPlaner

 

Wien - Kalte Kuchl - Mariazell - Wildalpen - Admont

 

Ein Samstag-Abendtermin in Salzburg gepaart mit prophezeitem Kaiserwetter ließ mich schon den ganzen Freitag nervös am Schreibtischsessel hin- und herrutschen, kurz vor 16 Uhr konnte ich mich dann auch endlich auf den Weg machen: Raus die Westausfahrt, aber nicht auf die A1, sondern durch Purkersdorf und auf vertrauten Wegen kurvenreich über die Klammhöhe und durchs Adamstal bis zur Kalten Kuchl, wo im bekannten Bikertreff ein Kaffeestopp eingelegt wurde. Zum Wochenendbeginn wenig verwunderlich unter zahlreichen Mitstreitern, viel Zeit, die vielen Motorräder zu begutachten, blieb freilich nicht. Schließlich sollte bis zur Dämmerung noch ordentlich Strecke gemacht werden. Den Ochssattel hatte ich zu meiner Verwunderung fast für mich allein – Schräglagen bis auf die Rasten, offenbar waren doch die meisten Biker gerade zur Einkehr in der KK. Danach ging es weiter über Mariazell entlang der Salza nach Wildalpen. Eine nicht nur landschaftlich wunderschöne Strecke, auch fahrerisch bleiben kaum Wünsche offen, teilweise sogar auf frischem, spiegelglattem Asphalt. Danach ging es ein kleines Stück die Eisenstraße entlang, ehe ich nach rechts in den Nationalpark Gesäuse bog – ähnlich wie schon das Salzatal bei der vorherrschenden Hitze ein paar angenehme Grade kühler und auch punkto Streckenführung jeden Kilometer wert. Die Uhr zeigte schon halb acht, als ich in Admont im Hotel Die Traube ein Quartier für die Nacht fand – empfehlenswert, allein wegen des üppigen Frühstücksbuffets und der Tatsache, dass man mir ungefragt sofort anbot, das Motorrad in der Garage unterzubringen.

Kurze Pause im Natonalpark Gesäuse
Kurze Pause im Natonalpark Gesäuse
Schloss Trautenfels am Fuß des Grimmig
Schloss Trautenfels am Fuß des Grimmig

Hallstatt am Hallstättersee
Hallstatt am Hallstättersee

2. Tag

 

Streckenlänge: ca. 250 Kilometer*

Strecken-Link: MotoPlaner

 

Admont - Rottenmann - Liezen - Trautenfels - Bad Mitterndorf - Bad Aussee - Hallstatt - Bad Ischl - Postalm - Golling an der Salzach - St. Koloman - Bad Vigaun - Ebenau - Salzburg

 

Um 8 Uhr Morgens ging es wieder los, nicht wie ursprünglich geplant auf der Bundesstraße Richtung Liezen, sondern dank des Streckentipps meines Bockwastl Michl aus Klosterneuburg über die L713 nach Süden. Eine wunderbare, kurvenreiche Panoramastrecke auf der man auch zur nicht asphaltierten (mautpflichtigen) Kalbling-Höhenstraße gelangt, mein Weg führte mich aber weiter über Irdning, vorbei am Schloss Trautenfels, der Skiflugschanze am Kulm bei Bad Mitterndorf und dem Grundlsee nach Bad Aussee. Über den Koppenpass (Video), den ich am liebsten gleich wieder zurück gefahren wäre, gings weiter zum Hallstättersee, wo ich eine erste kleine Pause einlegte.

 Nach Bad Ischl folgte ich ein Stück der Wolfgangsee Bundesstraße (B158), ehe es bei Weißenbach links weg zur Postalmstraße (Video) ging. Die 3,50 Euro Maut sind es allemal Wert, abseits vieler überfahrener Pässe ist die Postalm ein wahres Kleinod, nicht spektaklulär aber ideal zum Entspannen und auch Kurvenschwingen (*Anmerkung: Am Streckenlink ist lediglich der Weg von Aigen nach Voglau vermerkt, die vielen - teils auch unbefestigten Wege und "Sackgassen" abseits davon erkundet man, je nach verfügbarer Zeit, am besten selbst).

Immer wieder tun sich dabei Ausblicke auf das Abtenauer Becken, das gesamte Dachsteinmassiv, den Gosaukamm mit der berühmten Bischofsmütze, das Tennen- und Hagengebirge, den Salzburger Untersberg bis zu den hohen Tauern auf.

Keinesfalls verpassen sollte man nach Möglichkeit die Einkehr im Almgasthaus "Zur Blonden Hütte" (der Wirt ist auch Biker), egal ob einem der Sinn nach dem vom Michl so empfohlenen Kaiserschmarrn oder lieber nach etwas deftigerem steht. Gestärkt bwz. ausgeruht ging es dann schließlich kuvig runter nach Voglau und auf die Lammertalstraße (B162) Richtung Golling.


Weil es über die Bundesstraße dann aber doch zu rasch nach Salzburg gegangen wäre, bot sich noch ein letzter Umweg über die St. Kolomaner Landesstraße (L210) und in weiterer Folge die Krispler Landesstraße (L209) an, ehe mich aufziehende Gewitterwolken dazu bewogen, zügig das Quartier im Hotel Kohlpeter, wo ich in Salzburg immer wieder gern absteige, anzusteuern. Kaum hatte ich mein Zimmer bezogen, ging's auch schon mit Blitz und Donner los.

Erster Blick auf den Fuschlsee
Erster Blick auf den Fuschlsee

3. Tag

 

Streckenlänge: 320 Kilometer

Strecken-Link: MotoPlaner

 

Bei leichtem Regen ging's Sonntag früh um 8 Uhr wieder heimwärts, was mich nicht davon abhalten konnte, die A1 nach wenigen Kilometern bei Thalgau zu verlassen, um wenigstens ein paar Salzkammergutseen mitzunehmen. Die L227 nach Fuschl ist immer wieder nett zu fahren, ich mag den ersten Blick auf den Fuschlsee, der unmittelbar nach der Schöffbaumhöhe vor einem auftaucht. Danach ging es weiter nach St. Gilgen am Wolfgangsee und von dort weiter zum Mond- und Attersee.

Selbst bei Regen…
Selbst bei Regen…
…bieten St. Gilgen ein nettes Motiv
…bieten St. Gilgen ein nettes Motiv

Der Regen war mittlerweile ersten Sonnenstrahlen gewichen, die Straßen nach den heftigen Gewittern aber immer noch rutschig. Weshalb sich nur erahnen ließ, wieviel Fahrspaß die Route von Steinbach am Attersee über die Großalmstraße nach Altmünster am Traunsee normalerweise zu bieten hat. Selbst bei "gedrosselter" Fahrweise (der Heidenau K60 Scout verfügt zwar über wirklich gute Nässeeigenschaften, man muss das Glück aber nicht provozieren) ließ das Kurvenwedeln ein breites Grinsen unter dem Helm aufkommen. Ein kleiner Tipp: Nicht schon in Neukirchen Richtung Altmünster weiterfahren, sondern links abbiegen und erst in Reindlmühl das Aurachtal Richtung Traunsee verlassen - wäre schade, um die Kurven und auch Ausblicke, die man dort versäumt.


Von Altmünster ging es dann am Traunseeufer entlang nach Gmunden, wo ich einen Tankstopp um einen Espresso inklusive Seeblick verlängerte, die nächsten dunklen Wolken am Himmel verhießen aber nichts Gutes. Also schnell wieder aufgestiegen und (nun wieder etwas flotter) weiter Richtung Osten, vorbei am Schloss Scharnstein, über Steyr und Waidhofen/Ybbs bis Amstetten, wo ich dann so richtig vom Gewitter erwischt wurde, überrascht wäre leicht übertrieben formuliert. Vom heftigen Regen bis zu Hagel, Blitz und Donner war das komplette Programm dabei, aber an ein wenig Nässe von oben während des Mopedfahrens hab ich mich 2012 ja schon gewöhnen dürfen - ungewöhnlich war's dennoch, bin ich doch diesmal ohne Sozia unterwegs gewesen... ;-)

 

Der Rest ist schnell erzählt: Ab Amstetten nahm ich dann die Westautobahn nach Hause. Zum einen wartete noch die Arbeit, zum anderen hab ich ja prinzipiell nicht wirklich etwas gegen beleibtere Finanzbeamtinnen.