Der Reitwagen brachte uns die Dakar

Motorradtreffen gibt es (fast) wie Sand in der Wüste – dass dabei aber aktuelle und nostalgische Dakar-Racer "am Start" sind, ist zumindest in Europa schon ziemlich einzigartig. Das österreichische Motorradmagazin, der Reitwagen, schaffte es bei der Ende Juni 2014 erstmals abgehaltenen "Reitwagen Big Enduro Ranch" am Redaktionsgelände am Kaumberg bei der Klammhöhe tatsächlich, nebst den aktuellen Werksmaschinen von KTM und Honda auch jede Menge historische (Sieger)-Maschinen vor den Toren Wiens zu versammeln. Ein Augen- und Ohrenschmaus nicht nur für Freaks – man spürte förmlich das Flair der Dakar, wenn man die Motorräder begutachtete, berührte, ihre Motoren hörte oder mit den Jungs der Werksteams plauderte. Ein kleiner Streifzug durch den "Parc fermé":

Legendär: Die Ténérés, mit der Yamaha Dakar-Geschichte schrieb…


…weiter geht's mit der Cagiva Elefant 900, Ducati V2-Motor, 189 kg, 51-Liter-Tank (Basis des Dakar-Siegermotorrads 1990)…

…die aktuelle Werksmaschine vom Honda Team HRC, die mit sechs Etappensiegen (fünf für Joan Barreda) KTM ernsthaft den Kampf ansagte und mit dem Portugiesen Helder Rodrigues Platz fünf belegte, durfte natürlich auch nicht fehlen…


…ein Highlight war natürlich die stolze Ansammlung an KTM-Motorrädern, DEM Dakar-Dominator des letzten Jahrzehnts, seit 2001 ununterbrochen immer ganz oben am Stockerl. Von der 950 Rally LC8 über die 690 Rally bis hin zur aktuellen 450 Rally von Jordi Villadoms, der sein Arbeitsgerät dem interessierten Wolf höchstpersönlich vorstellte oder auch die 450 Rally Replica, die's - das nötige "Kleingeld" vorausgesetzt - für jedermann zu kaufen gibt, war alles vor Ort, standesgemäß im originalen KTM-Dakar-Truck herangekarrt…



Extrem Feines brachte auch BMW, etwa das Original-Siegermotorrad von Gaston Rahier – eine R 80 GS (175 kg, 32-Liter-Tank, 180 km/h Spitze) mit der der Franzose 1985 die Dakar gewonnen hat, sowie etliche andere Gustostückerl der Bayern, wie die F 650 RR oder die R 900 RR von Nani Roma, das Siegerbike von 2000 bzw. das letzte vor Beginn der KTM-Dominanz…


Aber natürlich waren die ganzen Wettberwerbs-Motorräder nicht nur als reine Ausstellungsstücke vor Ort – bei einer Sonderprüfung rund um das Redaktionsgelände des Reitwagens wurden sie von ihren Besitzern auch "artgerecht" bewegt – da bekam der Zuschauer eine Idee davon, wie es bei solchen Rallyes abgeht, Staub schlucken beim schönen Wetter inklusive…

Neben den Dakar-Werksteams von einst und jetzt gab es bei der Reitwagen Ranch auch sonst jede Menge interessantes aus der Reiseenduro-Welt zu sehen, nützten Aussteller aus der Branche die Möglichkeit, ihre Produkte zu zeigen. Touratech etwa die F650 Rallye (Bild links), die 2003 als erstes Einspritzer-Motorrad Dakar erreicht hat, oder den ebenfalls handgefertigten Prototyp der R 1200 GS Rallye auf Basis des aktuellen GS-Modells, mit der Touratech-CEO Jochen Schanz schon in den Wüsten und Steppen Maroklos unterwegs war (Bild unten). Wer jetzt aus dem Mund sabbert: An eine Serienproduktion ist nicht gedacht…

Abgerundet wurde die gelungene Veranstaltung beim Lintner-Wirt auf der Klammhöhe mit der Möglichkeit für jedermann, auf geführten Runden einmal mit dem eigenen Gefährt die befestigten Straßen zu verlassen und ein wenig Schotter unter die Räder zu bekommen – oder auch eine aktuelle Reiseenduro aus den Paletten der verschiedensten Hersteller Probe zu fahren, was beides von den zahlreichen Besuchern auch in Anspruch genommen wurde. Alles in Allem war die Premiere der Reitwagen Big Enduro Ranch für Reiseenduristen eine runde Sache, die nach Wiederholung schreit: Sozia und meinereiner würden wiederkommen.


© 06/2014