Kehren fahren

Für viele von uns sind gerade sie das Salz in der Motorrad-Suppe, manchen bereiten die 180-Grad-Kehrtwendungen aber enorme Problem bzw. Stress. Das muss wirklich nicht sein. Mit ein paar "Grundregeln" kommt jeder sicher ums Eck und wird mit etwas Routine garantiert auch Gefallen daran finden…

 

Wie beim Motorradfahren im Allgemeinen kommt in den Kehren der Blickführung eine ganz besondere Bedeutung zu. Gemäß dem Motto "du fährst hin, wo du hinschaust" sollte man schon im voraus weit in die Kurve hineinblicken, wenn es die Aussicht zulässt auch schon darüber hinaus. Der Bremsvorgang ist schon vor der Kurve abgeschlossen, ebenso der entsprechende Gang eingelegt, in den meisten Kehren und mit den meisten Motorrädern wird dies der zweite sein, enge Spitzkehren verlangen auch schon mal nach dem ersten Gang, manche Motoren "verzeihen" auch den dritten. Wichtig: Nicht mit angezogener Kupplung in die Kurve einfahren! Bei ausreichend Einsicht in die Kurve fährt man diese so weit wie möglich von außen an (bei zweispurigen Straßen jedoch immer auf der eigenen Fahrbahnhälfte, nur erfahrene Biker, die jederzeit in der Lage sind zu reagieren, können diese bei Null Gegenverkehr auch mal überschreiten um die Kurve besser zu "nutzen"). Eingelenkt wird relativ spät, um zu verhindern, dass man am Kurvenausgang auf die Gegenfahrbahn bzw. über den Randstreifen getrieben wird. Ist die Kurve unübersichtlich, wählt man die engste (bzw. äußerste) Linie und bei sehr engen Radien am besten die auch im Gelände gerne angewandte Fahrtechnick "Drücken". Dabei hat das Motorrad mehr Schräglage als der Fahrer und wird bei aufrechtem Oberkörper nach innen gedrückt – diese Technik eignet sich vor allem bei eher niedrigeren Geschwindigkeiten. Geht es schneller zur Sache, macht der Oberkörper die Bewegung des Motorrads mit oder übertrifft diese durch leichtes Rutschen im Sattel bzw. Gewichtsverlagerung zum Kurveninneren hin, was dann schon in Richtung dezenter Hang-Off geht, ohne dabei jedoch die Kontrolle zu verlieren.

Beim Anbremsen vor der Kurve nehme ich die Vorderradbremse, in der Kurve lässt sich die  Geschwindigkeit bei Bedarf am elegantesten mit der Hinterradbremse regulieren. Tipp: Wenn man sanften Druck auf die Hinterradbremse ausübt und dabei den Gasgriff immer leicht geöffnet lässt, bleiben Lastwechselreaktionen aus, der Motor auf Zug und man kommt mit etwas Übung dieses Spiels ruckfrei durch jede noch so enge Kehre. Beim Übergang zum Rausbeschleunigen löst man die Hinterradbremse einfach wieder.

Grafik: © www.motorradonline.de
Grafik: © www.motorradonline.de

Also, noch einmal zusammengefasst: Zu frühes Einlenken in die Kurve hat zur Folge, dass man am Kurvenausgang leicht in den Gegenverkehr oder über den Straßenrand gerät, durch späteres Einlenken bleiben mehr Reserven für die Kurvenausfahrt – die richtige Blickführung immer vorausgesetzt, am Scheitel hat man längst schon wieder die nächste Gerade im Visier. Prinzipiell gilt: Langsam rein und schnell raus aus der Kurve – das bleibt im Verhältnis auch so, wenn man schon richtig flott auf Serpentinen unterwegs ist. Also üben, üben und noch einmal üben, aber Vorsicht: Das Ganze kann rasch süchtig machen und man verliert erst recht wieder viel Zeit beim Pässefahren. Weil man dann die geilsten Serpentinen immer wieder rauf und runter fahren will…