Triumph Tiger Explorer • Modelljahr 2012

Der Tiger spielt mit den Muskeln…

Dieser Tiger Explorer brachte mich ganz schön ins Schwitzen. Aber nur beim Rangieren im engen Hof der Fa. Ossimoto in Wien 15, wo ich das Pressemotorrad übernommen habe. Rund 270 kg (vollgetanktes) Lebendgewicht wollen schließlich erst einmal bewegt werden. Aber sobald man einmal draufsitzt, wird die größte Raubkatze aus dem Hause Triumph richtig geschmeidig bzw. überraschend handlich. Aber keineswegs handzahm. Dafür sorgen schon die 137 PS, die die dicke Reiseenduro in jeder Lebenslage satt beschleunigen und durch die immer und jederzeit ausreichend Kraftreserven zur Verfügung stehen! Dies alles versehen mit der einzigartigen Charakteristik eines Dreizylinders, der noch dazu den "erwachsensten" Klang sämtlicher Schwesternmodelle der britischen Motorradmanufaktur sein eigen nennt, kann schon süchtig machen. Der Explorer mag es jedoch nicht nur flott, auch wenn man fast ständig dazu verleitet ist, am durchs Ryde-by-Wire leichtgängigen Gasgriff zu drehen: Das satte Drehmoment von 121 Newtonmetern macht den Triple auch fürs schaltfaule, niedertourige Cruisen wie geschaffen – Fahrspaß ab Standgas!

Die bequeme Sitzbank (auch für die Sozia, wie die meinige bzw. Beste von allen bestätigt) und der für eine Reiseenduro sensationelle Windschutz (nicht nur im Helmbereich dank des groß dimensionierten Windschildes, sondern durch die ausgeklügelte seitliche (Plastik)-Verkleidung auch an Beinen und Körper) sorgen für ein entspanntes Reisen, ein Tempomat (!), einstellbar von Stadtgeschwindigkeit bis 160 km/h, dafür, dass dabei auch die Gashand geschont wird. Wie das Motorrad überhaupt vollgestopft ist mit hochmordernem, technischem Schnickschnack - ob man das nun alles braucht oder nicht. Als recht angenehm empfand ich die sich automatisch rückstellenden Blinker, wie das bei Autos ja schon seit jeher gang und gäbe ist - eigentlich verwunderlich, dass sich dies bei Zweirädern noch nicht durchgesetzt hat. Die serienmäßige Traktionskontrolle verhinderte (auf Asphalt) hartnäckig, dass ich im Kurvenausgang das Hinterrad zum Rutschen brachte. Auf dem übrigens von Werk aus Metzeler Tourance EXP aufgezogen sind - ein vertrauenserweckender Reifen, der Schräglagen bis auf die Rasten zulässt, wenngleich er dabei etwas kippeliger ist, als ich das vom Bridgestone Battlewing auf der XC gewohnt war. Seine ausgezeichneten Regeneigenschaften machen den Tourance aber zu einem idealen Patschen auf einer Reiseenduro. Einen qualitativ hochwertigen Eindruck vermittelt der ohne spürbare Lastwechselreaktionen arbeitende Kardan, die Bremsen könnten vielleicht einen Tick bissiger sein, um die temperamentvolle Großkatze immer und jederzeit im Zaum zu halten, versehen ihre Dienste aber durchaus zur Zufriedenheit.

"Mitfahren auf der Triumph Tiger Explorer ist ein echtes Vergnügen – es ist zwar schon eine Weile her, dass wir damit unterwegs gewesen sind, Sitzkomfort und Kniewinkel habe ich aber als Top in Erinnerung. Dazu empfand ich die Federung im Vergleich zu manch anderer Reiseenduro angenehm, lange Etappen wie ein Tagesausflug über die Nockalm fast ohne Pause machten mich nicht müde oder verspannt. Unterm Strich definitiv eines der besten Bikes für zwei, von allem die der Wolf in den letzten Jahren zum Testen hatte, da könnte er sich ruhig mal wieder das Nachfolgemodell holen, ich hätte nix dagegen: fünf Wölfe!"


Fazit: Wie man wohl unschwer herauslesen kann, haben mir die 2.500 Kilometer, die ich mit dem Explorer unterwegs gewesen bin, großen Spaß gemacht. Triumph ist da ein wirklich gutes Reisemoped gelungen, ein "Upgrading" von der 800 XC ist für mich dennoch kein Thema, obwohl ich mich seither dabei ertappe, diese im Schnitt höher zu drehen, als ich das zuvor tat. Dazu fehlt es mir an Geländetauglichkeit des "Entdeckers", der sich bei seinen "Forschungsreisen" doch auf Asphalt am wohlsten fühlt. Zwar bereiten ihm Feldwege und einfache Schotterstraßen keinerlei Probleme (und dem Piloten durchaus Spaß), anspruchsvollere Passagen würde zumindest ich damit nicht unbedingt fahren wollen. Schon allein des Gedankens wegen, das Trumm im Fall des Falles wieder aufheben zu müssen. Außerdem würde mit dem Explorer wohl meine ohnenhin längst im Grenzbereich des Erträglichen liegende Strafzettelsammlung wohl weiter drastisch steigen…

 


© 10/2012