Einmal den ganzen Stiefel rauf

Natürlich ist Sizilien allein eine eigene, durchaus auch mehrwöchige Motorradreise wert. Oder Kalabrien. Oder die Abruzzen. Und die Marken. Sozia und meinereiner starteten im Oktober 2019 aber eine Rundreise – mit der Fähre von Livorno nach Palermo und dann in zehn Tagen den Stiefel wieder hoch. Einmal die große italienische Speisekarte quer durch sozusagen, aber von überrall nur ein Häppchen mitgenommen. Durchaus auch zum Appetit anregen für weitere Touren. Ob jetzt nach Sizilien, Kalabrien, wieder mal die Abruzzen, die Marken oder was sonst noch alles wartet in einem Land, das nicht nur durch seine gute Küche, das hervorragende Gelati und gastfreundliche Menschen punkten kann, sondern auch mit fahrenswerten Strecken, sehenswerten Landschaften und wunderbaren Küstenstrichen.

Wobei uns die Tour ungeplanter Weise auch drastisch vor Augen führte, was Naturgewalten wie Erdbeben oder Vulkanausbrüche anrichten können, wie hilflos der Mensch im Kampf mit der Natur sein kann, ganz egal ob in grauer Vorzeit oder in der Gegenwart. In einer Art Zeitreise durch gänzlich unterschiedliche Epochen standen wir nachdenklich an den Ruinen des seit 1968 nach einem Erdbeben verlassenen sizilianischen Dorfes Poggioreale (Bild rechts), spazierten fasziniert durch das im Jahr 79 n. Christus nach einem Vulkanausbruch des Vesuv verschütteten Pompeji, ehe wir schließlich traurig in Castelluccio fast nichts mehr von jenem idyllischen Ort am Rande der Abruzzen vorfanden, wo wir noch im Oktober 2015 zu Mels Geburtstag fein gespeist hatten und das nur ein Jahr später von einem schweren Erdbeben fast gänzlich zerstört worden war…

Tag 1 bis 3 • Die Anreise

Zugegeben – bei einer Motorradtour ist es eher unüblich, nach der Arbeit loszufahren. Weil die Strecke von Wien nach Livorno am Stück selbst auf der Autobahn jedoch zumindest für die Sozia eine Herausforderung bedeutet und obendrein noch Regen prophezeit war, machten wir uns einen Tag früher als geplant auf den Weg. Also ging es bereits Sonntags, kurz nachdem ich aus der Redaktion gekommen war, so gegen 16 Uhr los, um schon einmal drei-, vierhundert Kilometer im Trockenen zu absolvieren. 


Wir kamen bis Treffen am Ossiachersee im schönen Kärnten, wo wir wieder mal im EduCare-Hotel abstiegen (sehr gutes Essen, Wellnessbereich, näheres siehe Tag 12). Um dann Tags darauf bei Sonnenschein die verbliebenen rund 600 Kilometer in Angriff zu nehmen, größtenteils auf der (gebührenpflichtigen) italienischen Autobahn. Was uns noch genügend Zeit ließ, um in Pisa auf einen Cappuccino einzukehren und mal wieder zu überprüfen, ob der Turm noch immer so schief ist und dies per (Foto)-Studie zu belegen…

In Livorno ging's dann recht spät auf die Fähre, mit der wir in 19,5 Stunden nach Palermo gelangten, wo wir dann am Abend des dritten Tages eintrafen und nach einem späten Spaziergang durch die Altstadt in einem Straßenlokal noch feinen Fisch kredenzt bekamen.


Quartier-(Tipp) Palermo:

B&B Porta Carolina

Weil wir ja wussten, dass wir Abends mit der Fähre ankommen werden, haben wir das Quartier für die erste Nacht auf Sizilien schon vorab über booking.com gebucht (€ 74 für 2 Personen inklusive Frühstück im Doppelzimmer). Etwas schwierig zu finden (weil von außen nicht als Hotel/Pension erkennbar), gefiel uns das 2016 komplett renovierte alte Haus mit sauberen Zimmern, einem schönen Innenhof (Bild links), Gemeinschaftsküche für die Gäste und kleinem Pool sehr gut. Das Frühstück war für italienische Verhältnisse äußerst vielseitig und ausgezeichnet, der Tiger übernachtete in einem abgesperrten Raum für Fahrräder. Eine durchaus empfehlenswerte Bleibe in Hafen- und Zentrumsnähe, wenn man Palermo erkunden will, wir machten uns aber schon nach einer Nacht wieder früh auf den Weg.


Tag 4 • Sizilien wie gemacht für den Tiger

Palermo – Poggioreale – Cefalú

Streckenlänge: ca. 350 Kilometer

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Tag 4 • Sizilien
Ungefähre Strecke
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Schon bald nachdem wir Palermo hinter uns gelassen hatten, war mir klar, dass uns Sizilien nach Möglichkeit wieder sehen wird, nicht nur der guten und meist günstigen Küche wegen. Es sind vor allem die kleinen und kleinsten Straßen im Hinterland und in den Bergen, gepaart mit wunderschönen Küstenstrichen, die diese Insel so reizvoll machen. Dass ihre Wege mitunter recht "abenteuerlich" asphaltiert sind und sich mit offenen Augen auch immer wieder die eine oder andere Schotterpassage findet, macht sie wie geschaffen für eine Reiseenduro bzw. für den guten, alten Tiger. Der uns zunächst zum schon erwähnten Poggioreale brachte. Dass dieser Ort 1968 von einem Erdbeben heimgesucht und danach aus Angst vor weiteren Beben verlassen und ein paar Kilometer weiter unter dem selben Namen neu aufgebaut worden war, ist an sich noch nichts Besonderes. Dass man ihn aber, quasi als "Mahnmal", bis heute so beließ, wie man ihn vor mittlerweile über 50 Jahren verlassen hatte, sehrwohl. Da steht sogar noch der Krankenwagen im zerstörten Spital…

Bevor jetzt jemand belehrend den Zeigefinger hebt oder auch als Hinweis für jene, die sich auf unsere Spuren begeben wollen: Die "Geisterstadt" Poggioreale ist keine Touristen-Attraktion (obwohl darüber nachgedacht wird, sie derart zu vermarkten) und das Betreten eigentlich verboten – wir waren aber sicher nicht die ersten, die durch das Loch im Zaun hinein gegangen sind. Nachahmung dennoch auf eigene Gefahr, vor Erkundungstouren in den meist frei zugänglichen, aber sichtbar baufälligen Gebäuden ist tunlichst abzuraten.

Der Spaziergang durch den einst fluchtartig verlassenen Ort verursachte schon ein eigenartig beklemmendes Gefühl, das uns auch danach noch begleitete und erst mit vielen Kurven auf den sizilianischen Bergstraßen wieder allmählich weg ging. Nach einer kleinen Stärkung unterwegs suchten wir per booking.com-App (die ich auf Reisen gerne verwende, weil sie die Angelegenheit erheblich erleichtert) ein Quartier an der Küste und landeten schließlich in Cefalú, wo wir den Abend bei herrlichem Essen auf der Terrasse unserer Bleibe ausklingen ließen.


Quartier-(Tipp) Cefalú:

Turismo Rurale Cefalu

Etwas abseits vom Schuss bzw. auf einem Berg mit Blick aufs Meer gelegen, lädt dieses wunderschöne Anwesen unweit von Palermo durchaus zum längeren Verweilen bzw. als Basis für Sternfahrten auf der Insel ein. Das Zimmer war geräumig und sauber, der Außenbereich mit großem Pool ist perfekt zum Relaxen oder Sporteln mit toller Aussicht.

Offiziell als Bed & Breakfast tituliert, haben wir auch ein wunderbares Abendessen auf der Terrasse serviert bekommen, wobei der Chef – übrigens ein begeisterter Motorradfahrer und vom 160.000-Kilometer-Tiger sehr angetan – selbst aufkochte. Ob dies auch in der Hauptsaison bzw. bei voller Belegung des Hauses so ist, kann ich nicht sagen, wir wurden jedenfalls bei der Ankunft danach gefragt und konnten gleich aus verschiedenen Speisen wählen, die dann noch frisch für uns besorgt wurden. Fürs Zimmer mit Frühstück zahlten wir zu zweit € 76.


Tag 5 • Der Ätna begrüßte uns leidenschaftlich

Cefalu – Ätna Nord – Messina

Streckenlänge: ca. 430 Kilometer

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Tag 5 • Sizilien
Ungefähre Strecke
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Kurvenreich ging es am zweiten Fahrtag auf Sizilien weiter, als Ziel hatten wir den Ätna auserkoren. Mit 3.323 Metern über dem Meeresspiegel der höchste aktive Vulkan Europas. Wir sind die Straße zum Ätna Nord bis auf 1.800 m hochgefahren. Von dort könnte man mit geländegängigen Bussen weiter bis zum Osservatorio Volcanologico auf 2.800 m, wir wollten zunächst allerdings noch weiter zur Seilbahnstation auf der Südseite, weil das Wetter aber immer mehr zu kippen drohte und es aus dem Nebel heraus leicht zu Nieseln begann, entschieden wir uns dann aber doch dafür, uns eine Bleibe am Meer zu suchen.

In Messina angelangt, haben wir dann am darauffolgenden Morgen erfahren, dass der Ätna nur wenige Stunden nachdem wir dort gewesen waren, wieder einmal ausgebrochen war und den Flugverkehr am Airport von Catania wegen der Rauchentwicklung für einen ganzen Tag stark beeinträchtigte. Auch wenn wir natürlich in keinster Weise gefährdet gewesen sind, so verursachte diese Information  der "leidenschaftlichen Begrüßung" durch den mächtigen Vulkan doch ein gewisses Kribbeln in der Magengegend.


Quartier Messina:

Morgan Le Fay - Sea & Pool

Die sauberen Zimmer dieses B&B liegen im Nebengebäude einer herrschaftlichen Villa, der Pool im park-ähnlichen Garten war zumindest im Oktober nicht benutzbar, auch war nicht klar ersichtlich, ob der Garten überhaupt für die Gäste gedacht ist. Es gibt eine Gemeinschaftsküche zur Benutzung mit anderen Gästen, das Frühstück war recht karg bzw. das schwächste auf dieser Reise. Gute Restaurants und auch ein Eissalon liegen in Gehweite, zum Meer sind es schätzungsweise 150 Meter, gezahlt haben wir zu zweit € 57. 



Tag 6 • Schönes Kalabrien, schmutziges Kalabrien

 

Messina - Castrovillari

Streckenlänge: ca. 410 Kilometer

 

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Tag 6 • Kalabrien
Ungefähre Strecke
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Dass uns die Fähre rüber nach Reggio di Calabria aufs italienische Festland direkt vor der Nase davonfuhr, hat uns nur kurz geärgert – die halbstündige Wartezeit auf die nächste verkürzten wir uns eben mit einem Espresso, und die wunderbar vielseitigen Strecken in Kalabrien sorgten schon bald wieder für prächtige Laune unter den Helmen. Wobei die Region doch zwiespältige Eindrücke hinterließ. Zum einen wirklich schöne Landschaften, zum anderen das doch immer wieder sichtbare Müllproblem, das sie speziell im Süden Italiens haben und das eben in Kalabrien offenbar besonders ausgeprägt bzw. um einiges offensichtlicher als z.B. auf Sizilien ist.

Unfassbar, was die Leute da alles oft am Straßenrand entsorgen, insgesamt überwog für uns aber trotzdem die Schönheit der Region, auch weil sich diese "Müllplätze" doch meist auf die unmittelbare Nähe größerer Orte beschränkten. Die Vielzahl an kurvenreichen Straßen und Sträßchen mit Fahrbahnbelägen unterschiedlichster Qualitäten waren jedenfalls genau nach dem Geschmack von Tiger und Wolf. Beim Mittags-Stopp suchten wir uns wieder ein Quartier und wurden in Castrovillari fündig, einer hübschen Kleinstadt am Rande des Parco Nazionale del Pollino, Italiens größtem Nationalpark, wo wir den Tag bei einem tollen Abendessen ausklingen ließen.


Quartier-(Tipp) Castrovillari:

B&B Casale Valleverde

Mit einem riesigen, gepflegten, von Olivenhainen umgebenen Garten bietet dieses Bed and Breakfast viel Ruhe und Grün zum Relaxen und wäre auch sicher eine wunderbare Basis-Station für Touren in der Umgebung. Das Frühstück war gut und üppig, die Besitzer Silvana und Roberto extrem freundlich und fürsorglich. Einzig die Verständigung war mitunter ein kleines Problem, da sie weder Deutsch noch Englisch sprechen, ging nur mit Händen und Füßen – trotzdem versorgten sie uns mit einem tollen Restaurant-Tipp für eines der beste Abendessen (siehe Bilder oben) dieser Reise. Bezahlt haben wir fürs Zimmer zu zweit inklusive Frühstück € 63.


Tag 7 • Kurven satt als Geburtstagsüberraschung

Castrovillari - Sorrent

Streckenlänge: ca. 380 Kilometer

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Tag 7 • Kalabrien / Kampanien
Ungefähre Strecke
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Am nächsten Morgen halfen mir die netten Gastgeber mit einer kleinen Geburtstagsüberraschung für die beste Sozia wo gibt – die danach von mir zur Feier des Tages eine extra kurvenreiche Strecke serviert bekam. Der erste Weg führte uns zur nahen Raganello-Schlucht, ehe wir uns über fahrenswerte Bergstraßen Richtung Norden hoch arbeiteten – wann immer es schmal und kurvig erschien, bog ich dabei ab und ließ das Navi, in das wir die Amalfiküste als Ziel-Destination eingegeben hatten, die Strecke neu berechnen. Eine Art zu Reisen, die ich vor allem dann sehr schätze, wenn ich allein – oder mit keinem zweiten Motorrad – unterwegs bin, bei der man sich mitunter aber auch mal verfährt und einen Geduldsengel hinten drauf sitzen haben sollte. Der Mittags-Stopp viel dafür diesmal etwas feiner aus, zumindest hatten wir es mit dem zufällig gewählten Lokal in den Bergen richtig gut getroffen.

Je näher es dann zur Amalfiküste ging, desto mühsamer wurde der Verkehr und wir waren dann auch dementsprechen froh, dass wir schon unterwegs in Sorrent ein Hotel gefunden hatten, in dem wir uns dann gleich für zwei Nächte einquartierten

Tag 8 • Relaxen in Sorrent

Am achten Tage sollst du ruhen oder so ähnlich – für uns stand also in Sorrent ein wenig  Relaxen am Plan. Auch ich ließ den Tiger entgegen meiner sonstigen Gepflogenheiten auf Reisen zu zweit einfach stehen und strich die sonst in solchen Fällen meist übliche Erkundungstour, während Sozia am Pool oder Meer bleibt – vor allem deshalb, weil es sich von dort doch ziemlich gezogen hätte, ehe man an abseits gelegene Wege gelangt wäre. Es tat aber auch mir gut, Mel beim Schwimmen im Pool zuzusehen, ein wenig durch Sorrent zu spazieren, Eis essen und einfach die Batterien wieder aufzuladen.


Quartier Sorrent:

Hotel Florida

Zentral gut gelegen, um die Altstadt von Sorrent per pedes zu erkunden, bietet das schon etwas ältere, aber gepflegte Haus geräumige und saubere Zimmer sowie einen sehr schönen Außenbereich mit Bar und großem Swimming-Pool. Lediglich die Küche konnte unserer Meinung nach mit dem Ambiente nicht mithalten. Das Frühstücks-Buffet hatte etwas von Massen-Abfertigung und auch das Restaurant, wo wir am ersten Abend aßen, hielt nicht, was man sich allgemein von Italien verspricht, speziell was das Preis-Leistungsverhältnis anbelangt. Bezahlt haben wir pro Nacht € 125 fürs Doppelzimmer inklusive Frühstück.


Tag 9 • Hochinteressanter Streifzug durch Pompeji bzw. die Vergangenheit

Sorrent - Pompeji - Gaeta

Streckenlänge: ca. 220 Kilometer

 

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Tag 9 • Pompeji / Kampanien, Latium
Ungefähre Strecke
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Lediglich etwas mehr als 200 Kilometer absolvierten wir an diesem Tag – weil Kultur ganz oben auf der To-do-Liste stand, vor allem Sozia schon immer einmal Pompeji sehen hatte wollen. Um auch wirklich etwas davon zu haben bzw. nicht nur optische Eindrücke von dieser im Jahr 79 n. Chr. bei einem Ausbruch des Vesuv verschütteten und unter der Vulkanasche weitestgehend konservierten antiken Stadt mitzunehmen, buchten wir schon am Vorabend eine deutschsprachige Führung. Und obwohl die von mir zunächst an der Amalfiküste entlang geplante Route nicht viel mehr als 70 Kilometer betrug, hätten wir es in den dafür veranschlagten zwei Stunden fast nicht rechtzeitig zum vereinbarten Termin geschafft – zum einen dank der unzählige Kurven, die das Herz des Wolfs erfreuten, zum anderen aber auch wegen des zum Teil richtig starken Verkehrsaufkommens, was natürlich weniger unterhaltsam war.

Umso unterhaltsamer und vor allem auch interessant war dafür, was uns unsere nette Fremdenführerin über Pompeji zu erzählen hatte. Es ist schon erstaunlich, wie fortschrittlich die Leute im alten Rom gewesen sind. Und da durch den Vulkan-Ausbruch quasi der Ist-Zustand von damals erhalten wurde, konnte man in Pompeji, anders als bei anderen antiken Stätten wie eben in Rom, wo alles mit der Zeit gewachsen bzw. verändert worden war, eben ganz genau den Entwicklungsstand der damaligen Zeit miterleben. 

Es war schon längst Nachmittag, als wir mit der Besichtigung fertig gewesen sind, auch wenn es natürlich noch einiges zu sehen gegeben hätte – bei Spagetti am Fuße des Vesuvs suchten wir uns ein Quartier an der Küste und wurden nördlich von Neapel in Gaeta fündig. Das abendliche Schwimmen im Meer war angenehm, weil aber in der Nachsaison sämtliche Restaurants in Gehdistanz geschlossen waren, wurden es schließlich ein Take-away-Sandwich, Chips und Bier inklusive wunderbarer Aussicht am Balkon unseres Hotels…


Quartier Gaeta:

Hotel Serapo

Direkt am Strand gelegen bietet das Hotel frisch renovierte, helle, geräumige Zimmer und einen schönen Ausblick auf den Strand, das Restaurant war Mitte Oktober allerdings geschlossen, ebenso der Pool. Das Frühstücksbuffet war für den Preis von € 80 für 2 im Doppelzimmer jedoch eher bescheiden. Es ist aber sehr gut möglich, dass dies während der Saison bei diesem vor allem bei Italienern beliebten Hotel anders aussehen mag.


Tag 10 • Wiedersehen mit den Abruzzen

Gaeta - Castell Del Monte - Gran Sasso Hochebene - Mascioni

 

Streckenlänge: ca. 350 Kilometer

 

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Tag 10 • Abruzzen
Ungefähre Strecke
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Nach zwei Tagen "klassischem Urlaub" bzw. Abwechslung sollte wieder das Motorradfahren im Mittelpunkt stehen – da kam es nicht ungelegen, dass es in die Abruzzen ging. 2015 sind wir zum ersten Mal da gewesen und haben uns in diesen wie für die Reiseenduro gemachten Gebirgszug verliebt. Kurven bis zum Abwinken, wunderbare Ausblicke bzw. eindrucksvolle Landschaften und Straßen, die einmal so und kurz darauf auch gleich wieder ganz anders sein können.  Mancher Weg war neu für uns, andere Passagen weckten Erinnerungen…

…etwa an die herrlichen Arrosticini, die wir uns in der Gran Sasso Hochebene genau am selben Platz grillten, wie schon vier Jahre davor. Ich liebe diese kleinen, für die Abruzzen typischen Lammspießchen, auch wenn unterwegs nur Sozia einen Schluck Rotwein dazu bekam. Da störte es mich nicht einmal, dass es immer mehr zuzog und zwischendurch auch leicht zu regnen begann – wir suchten uns in Mascioni am Lago di Compotosto ein Quartier, wo es dann noch ein richtig feines Abendessen gab.


Quartier-(Tipp) Mascioni/Campotosto:

Locanda Mausonium

Auf einer Anhöhe gelegen, sieht man vom einfachen, aber sauberen Zimmer aus runter zum Lago, der freundliche Chef steht selbst in der Küche und zauberte uns ein tolles Abendessen mit regionalen Spezialitäten zu einem fairen Preis auf die Teller. Nicht umsonst kommen hier auch viele Einheimische zum Essen. Das Frühstück war für italienische Verhältnisse ok, bezahlt haben wir inklusive Übernachung im Doppelzimmer € 70. Insgesamt eine wirklich empfehlenswerte Unterkunft, die ganz sicher auch künftig unser Quartier sein wird, wenn es uns wieder einmal in die Abruzzen verschlägt. Auch weil es günstig für Ausfahrten in alle Richtungen liegt und der Chef einen gerne mit Tipps jeder Art versorgt. Den Rotwein, den er uns als Geschenk mit auf den Weg gegeben hat, werden wir mit Pasta all'Amatriciana (natürlich mit originial Rustichella d'Abruzzo) genießen und dabei an eine wunderbare Reise zurückdenken.


Tag 11 • Blekemmende Mittagsrast und ein Besuch beim "Doctor"

Mascioni - Amatrice - Castelluccio - Tavullia

 

Streckenlänge: ca. 300 Kilometer

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Tag 11 • Abruzzen, Marken, Umbrien
Ungefähre Strecke
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War es schon am Vortag richtig fein, was die Strecken anbelangt, so sollte dieser Tag vom Fahren her noch einmal ein Schäuferl drauflegen – auch wegen des besseren Wetters – und diesbezüglich vielleicht sogar der Höhepunkt der gesamten Tour werden. Wobei der fahrerische Hochgenuss auch durch beklemmende Eindrücke begleitet wurde, kamen wir doch immer wieder an Ruinen vorbei, die die schweren Erdbeben 2016 in der Region hinterlassen haben. Das begann bei der davon ganz besonders heimgesuchten Kleinstadt Amatrice und traf uns dann emotional am härtesten in Castelluccio. Das einst malerische Dörfchen am Hügel in der gleichnamigen Hochebene wurde fast völlig zerstört, vom Ristorante, in dem wir 2015 Mels Geburtstag gefeiert hatten, war nichts mehr übrig. Wir machten dennoch Halt für einen Imbiss in einem der provisorisch errichteten Geschäfts-Containern zur Stärkung und kauften den örtlichen Bauern Wein und Schinken ab. Fotos von den Ruinen haben wir aus Respekt vor den Menschen dort keine gemacht.

Auch nach der landschaftlich imposanten Hochebene von Castelluccio blieb es fahrerisch interessant, vor allem weil ich immer wieder auch unbefestigte Wege durch die Marken fand, denen ich einfach nicht widerstehen konnte. Sozia machte alles anstandslos und ohne Murren mit, weshalb sie am Abend auch ihre eigene Pizza bekam. Selbstredend im Da Rossi von Vale himself, in dem auch Lederkombis und Helme des Altmeisters aus der Moto GP hinter Glas ausgestellt sind. Schließlich hatte es uns ja auch (nicht ganz zufällig) nach Tavullia verschlagen, die Heimatstadt von Valentino Rossi, wo man praktisch an jeder Straßenecke über den berühmtesten Sohn des Ortes stolpert.


Quartier Tavullia:

Al Castello

Nachdem wir die unterwegs gebuchte Pension im Zentrum von Tavullia gefunden hatten, mussten wir uns telefonisch mit dem Vermieter in Verbindung setzen, der binnen weniger Minuten die Schlüssel vorbei brachte. Das Zimmer war sehr schön und verfügte über einen Kühlschrank und einen Wasserkocher, Frühstück gibt es allerdings keines. Dafür liegt die Pizzeria Da Rossi und auch das dazu gehörende Cafe in unmittelbarer Nähe (keine fünf Minuten zu Fuß), weshalb das Quartier auch für alle Vale-Fans eine gute Option ist. Gezahlt haben wir für die Nächtigung zu zweit € 75.


Tag 12 • Kilometer machen bis Österreich

Tavullia - Treffen am Ossiachersee

Streckenlänge: ca. 600 Kilometer

 

Bis Cesena waren wir noch auf kleinen Straßen im hügeligen Hinterland der Adria-Küste unterwegs, weil die Strecken dann aber immer weniger spannend werden und wir Kilometer machen wollten, schlugen wir uns dort dann jedoch auf die Autobahn. Dementsprechend wenig gibt es daher zu berichten, lediglich der Passo di Pramollo bzw. Nassfeldpass, über den wir zurück nach Österreich kamen, brachte etwas Abwechslung ins Spiel. In Treffen quartierten wir uns wie schon am ersten Abend der Reise wieder im Hotel eduCARE ein, diesmal früh genug, um neben dem guten Essen auch das umfangreiche Wellnessangebot zu genießen.


Quartier-(Tipp) Treffen:

Hotel eduCARE

Wer mit dem Ambiente eines Bussines- bzw. Seminar-Hotels leben kann, der findet mit dem eduCARE unweit vom Ossiachersee ein Haus mit modernen Zimmern, einem weitläufigen Wellness-Bereich mit Sauna, Ruhe- und gut ausgestattetem Fitnessraum. Dazu kommt ein wirklich gutes Restaurant, vor allem das Frühstück vermag uns nach längeren Auslandsaufenthalten immer wieder aufs Neue zu begeistern. Gezahlt haben wir für das Doppelzimmer inklusive Frühstück € 112.


Tag 13 • Zum Abschluss noch inländische Spezialitäten

Treffen - Nockalmstraße - Sölkpass - Mariazell - Kalte Kuchl - Wien

Streckenlänge: ca. 490 Kilometer

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Tag 13 • Österreich
ungefähre Strecke
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Die letzte Etappe der Reise kosteten wir noch einmal so richtig aus. Da waren inländische Spezialitäten wie die Nockalmstraße oder der Sölkpass genauso dabei, wie zum Schluss Hausmannskost in Form von Mariazell und als allerletzten Snack die Kalte Kuchl. Ohne einen Autobahnkilometer wurde es schon dunkel, als wir die rund 490 kurvenreichen Kilometer bis vor die Haustüre absolviert hatten.

Fazit:

Es war wieder einmal eine gelungene Reise, ohne große Vorplanungen, voll mit wunderbaren Strecken und jeder Menge Eindrücken, auch wenn wir alle Regionen wie eingangs erwähnt lediglich streiften. Dass uns Italien wiedersehen wird, war uns schon vorher klar und nachher erst recht, auch wenn's 2020 durch Corona wohl noch nicht so weit sein wird. Wir kommen wieder – keine Frage!