Allein unterwegs zu sein ist nicht jedermanns Sache, mancher mag ohne Gesellschaft nicht einmal in die Kalte Kuchl oder nach Mariazell fahren - Strecken von vielleicht 100 bis 300 Kilometer Länge, die ich in der warmen Jahreszeit meist mehrmals wöchentlich noch rasch nach Büroschluss absolviere. Als alter Einhandsegler genieße ich die Zeit allein auf dem Motorrad, um abzuschalten und den Kopf frei zu bekommen. Schon in meiner Australien-Zeit nach Matura und Bundesheer startete ich öfters mehrtägige Ausflüge alleine ins Outback, manchmal ohne dabei auch nur ein Wort mit einer Menschenseele zu sprechen – über mögliche Gefahren dachte ein 21-Jähriger dabei nicht wirklich nach. Beim Reisen mit dem Motorrad trifft man in unseren Breiten freilich unterwegs ohnehin immer wieder auf Gleichgesinnte, denen man sich bei Lust und Laune ein Stück anschließen kann bzw. mit denen man eventuell einen netten Abend verbringt. Je abgeschiedener die Gegend, desto mehr fühlt man sich dabei einander verbunden.
An der anderen Hand bin ich genauso gerne auch in Gesellschaft unterwegs, genieße es, die Freuden des Fahrens mit Freunden und Bikerkollegen zu teilen. Bei einer gemeinsamen Motorradreise ist es freilich ratsam, dass einander alle Beteiligten schon vorher kennen, um die Gefahr unliebsamer Überraschungen zumindest zu minimieren. Dies kann man im Vorfeld durch Treffen, besser aber noch bei gemeinsamen Tagestouren, wo man auch erkennt, ob man fahrerisch halbwegs zusammenpasst, recht gut abchecken. Prinzipiell muss man bei einer Gruppenreise freilich immer zu Kompromissen bereit sein, um die Interessen aller unter einen Hut zu bringen. Als ideal finde ich Gruppen, die nicht über fünf Motorräder hinaus gehen, schon um am Abend ein Quartier zu finden. Bei größeren Gruppen empfiehlt es sich, nach Möglichkeit schon vorher die Unterkünfte zu buchen und sich ggf. unterwegs auch aufzuteilen - z.B. wenn die Tagestour eine Off- und eine Onroadvariante ermöglicht, eine Gruppe lieber bummelt, die andere aber noch unbedingt einen Pass mitnehmen will etc. - und man sich später an einem vereinbarten Punkt wieder trifft.
Nachstehend ein kleiner Überblick über die wichtigsten Pros und Contras des Reisens allein oder in der Gruppe aus meiner persönlichen Sicht, wobei der Vorteil des einen meist vice versa ein Nachteil des anderen ist:
Vorteile:
Die Unabhängigkeit - man fährt los, wann man Zeit hat, ohne sich nach anderen richten zu müssen, selbiges gilt für die Länge der Reise. Man entscheidet immer selbst, wo es hingeht, Änderungen des Plans geschehen spontan und müssen von niemanden "abgesegnet" bzw. lange besprochen werden. Man fährt sein eigenes Tempo. Man legt Pausen bwz. Fotostopps ein, wann immer man das mag, muss auf niemanden Rücksicht nehmen. Man hat Abends viel Zeit, Reiseerlebnisse aufzuzeichnen, Fotos und Filme zu speichern, wählt das Lokal bzw. isst und trinkt, worauf man Lust hat.
Nachteile:
Man ist auf sich selbst angewiesen, ob nach einem Sturz oder bei einem Schaden am Motorrad – dies ist auf vielbefahrenen Strecken meist kein so großes Problem, in entlegenen Gegenden oder auf Offroadstrecken sieht das jedoch schon ganz anders aus. Man kann die Eindrücke der Landschaft oder Strecke mit niemanden "teilen". Die Abende, die Zeit nach dem Fahren, können lang(weilig) werden, ohne sich mit anderen zu unterhalten.
Vorteile:
Man kann einander jederzeit gegenseitig helfen - sei es nach Stürzen bzw. Pannen oder aber auch, um schwierige Passagen im Offroadbereich zu meistern. Man kann die Eindrücke der Landschaft oder Strecke unmittelbar miteinander "teilen", Fahrpausen sind kurzweiliger. Gemeinsame Unternehmungen bzw. "Nachbesprechungen" am Abend nach der Tagestour sind für viele genauso wichtig/unterhaltsam wie das Fahren selbst.
Nachteile:
Eine gemeinsame Urlaubszeit unter einen Hut zu bringen, ist oft nicht leicht und bedarf meist längerfrister Planung. Abweichungen vom Plan müssen von mehreren Personen "abgesegnet" werden. Punkto Tempo und Pausen ist immer auf andere Rücksicht zu nehmen. Sich Abends zurückzuziehen fällt im "Gruppenzwang" manchmal nicht leicht.
Die Motorradreise mit Sozia ist eine Art Zwischending der oben angeführten Möglichkeiten. Die Unabhängigkeit bei der Streckenwahl bzw. Spontanität bei kurzfristigen Planänderungen ist fast genauso hoch wie beim Alleinreisenden, weil ja kein zweites Motorrad unter den Hut zu bringen ist. Die Pausen fallen in den meisten Fällen zwar häufiger als alleine aus, sind dafür aber kurzweiliger, Eindrücke werden noch direkter - und das sogar ohne zwingend stehenzubleiben - mit einer zweiten Person "geteilt". Im Unfall- oder Pannenfall ist man trotzdem eher auf fremde Hilfe angewiesen als in der Gruppe, auf der anderen Seite tun sich Abends und Nächtens eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten der Freizeitgestaltung auf... ;-)
Mein neuer Helm:
Seit März fahre ich mit dem Touratech Aventuro Pro Carbon Jetzt bereit zur Anprobe & Testfahrt bei www.touratech.at
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Kontakt:
Reisen ist tödlich
für Vorurteile.
Mark Twain
Unter Motorradfahrern gibt es keine Fremden - nur Freunde, die man noch nicht getroffen hat.
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