Genießer-Tour einfach der Nase nach

No plan is a good plan! Sagt sich so schön, schreibt sich so locker – war aber definitiv das Motto der Oktober-Reise zusammen mit Sozia. Der Blick auf die Wetterkarten am Vorabend oder auch erst beim Frühstück entschied, wo es hinging, Genuss sollte im Vordergrund stehen. Rausgekommen ist eine feine Herbst-Tour durch Kroatien und Friaul, die uns noch einmal die Sonnenspeicher bzw. Batterien für die anstehende kalt-graue Jahreszeit aufladen ließ. Dass wir dabei das eine oder andere Kilo – quasi als Winterspeck – zugelegt hätten, ist natürlich nur ein böses, haltloses Gerücht…

Tag 1 • Bärenjagd

 

Wien - Graz - Maribor - Rogla - Velenje - Radmirje - Kamnik - Domzale - Skofljica - Velike Lasce - Bloska Polica - Adelsberg - 

Pivka - Masun

 

 

Streckenlänge: ca. 540 km

 

 

Strecken-Link: MotoPlaner

(ungefähr, da "nachgeplant")


"Sag, könnten wir nicht in Slowenien bei diesem Bärenwirten von deiner Frühjahrstour einen Zwischenstopp einlegen, wenn es ohnehin Richtung Kroatien gehen soll?" Die Bilder vom fünfgängigen Menü, das Klaus und mir damals auf den Tisch gezaubert wurde, hatte offenbar nicht nur Mel in der Nase: "Seit du da warst und unser Haus auf deiner Website erwähntest, sind auf einmal immer wieder zahlreiche Biker gekommen, manche hielten mir sogar das Tablet oder Handy unter die Nase, zeigten Fotos und sagten das und das und das will ich“, lachte der Chef der Gostišče Mašun beim Begrüßungsbier, ehe auch wir uns die Bäuche mit seinen köstlichen Wildspezialitäten – Reh, Wildschwein, Hirsch und natürlich Bär (den es nur in ganz wenigen Lokalen gibt) – vollschlugen. Aber schon die Anfahrt war Größtenteils ein Leckerbissen: Bis Slowenien hatten wir zwar die Autobahn genommen, um erst einmal Kilometer zu machen, kurz vor Maribor gings dann aber kurven- und vom Straßenbelag her durchaus abwechslungsreich bis zu unserem Tagesziel. 


Tag 2 • Cres

 

 

Masun - Ilirska Bistrica - Racice - Pasjak - 

Permani - Opatija - Brestova - (Fähre) - Porozina - Cres - Mali Losinj

 

Streckenlänge: ca. 185 km

 

Strecken-Link: MotoPlaner

(ungefähr, da "nachgeplant")


Den ersten Gedanken beim (ausgiebigen) Frühstück, nämlich Mel des weitläufige Geflecht an Schotterstraßen in dieser Ecke zu zeigen, habe ich beim Blick aus dem Fenster wieder verworfen – es war herbstlich nebelig und sah auch stark nach Regen aus, weshalb wir uns gleich in Richtung Süden aufmachten. Trocken erreichten wir Brestova von wo die Insel Cres schon zum Greifen nahe liegt – weil aber schon Nebensaison war, mussten wir noch eine ganze Weile auf die Fähre warten – oder sollte ich, weil sich die Reise nach und nach sowieso als Schlemmertour entpuppt, besser gleich eine Pizza lang schreiben…

Auf Cres ging es dann die fahrenswerte Hauptverbindung Richtung Süden, vorbei an der Stadt Cres bis ganz runter nach Mali Losinj, wo wir uns gleich für zwei Nächte einquartierten. Obwohl fast ständig von dunklen Wolken begleitet, blieb es bis zum Schluss trocken. Müßig zu erwähnen, dass wir es uns nach einem ausgiebigen abendlichen Strandspaziergang wieder gut gehen ließen – diesmal kam aber frischer Fisch auf die Teller…


Tag 3 • Wandertag

Am dritten Tag beschloss Mel, im Quartier bzw. am Strand  zu bleiben, während ich mit dem Tiger die Insel erkundete. Strecken-Aufzeichnung gibt es keine, wann und wo immer ich es als interessant empfand, bog ich auf unbefestigte Wege ab – manchmal war schon bald wieder Schluss, manchmal endete der Pfad direkt am Ufer, dann verlief sich der Weg auch schon mal im Wald. Jedenfalls bietet Cres abseits des Hauptverbindung von Nord nach Süd jede Menge Neben- und Schotterstraßerl, wird man immer wieder mit wunderbaren Ausblicken belohnt. Kurz: Ein wunderbarer Wandertag ganz nach dem Geschmack von Tiger & Wolf… 


Tag 4 • Südwärts

 

 

Mali Losinj - Cres - Merag - (Fähre) - Halbinsel Krk - Marsici - Smrika - Crikvenica - Klenovica - Karlobag - Starigrad

 

Streckenlänge: ca. 270 km

 

Strecken-Link: MotoPlaner

(ungefähr, da "nachgeplant")


Weil ich Tags davor ohne Drohne unterwegs gewesen war, sattelte ich bereits um sieben Uhr

noch vor dem Frühstück den Tiger, um ein paar Luftaufnahmen von einem Teil der gefahrenen Strecken einzufangen, ehe es dann nach dem Frühstück zusammen mit Sozia südwärts ging…

Und zwar bei Kaiserwetter zunächst wieder die gesamte Insel Cres rauf bis nach Merag, von wo wir mit der Fähre auf die Halbinsel Krk übersetzten. Nicht ohne jedoch wieder, der Jahreszeit geschuldet, eine ganze Weile auf sie warten zu müssen. Entschädigt wurden wir dafür mit herrlichen Ausblicken und feinen Straßen, die wir noch dazu zum Großteil für uns alleine hatten.

Über die imposante Krk-Brücke zurück aufs kroatische Festland, ging es dann weiter die Küste entlang. Die Jadranska Magistrala nehme ich immer wieder gerne unter die Räder, die Strecke zwischen Rijeka und Zadar ist fahrerisch einer ihrer schönsten Abschnitte. Zwischendurch gab's als Mittags-Snack das größte "Cevapcici-Semmerl", das ich je in Händen hielt und eben immer wieder, Kurven, Kurven und noch einmal Kurven, gewürzt mit wunderbaren Küsten-Panoramen, bis wir schließlich in Starigrad Paklenica eine Pension fanden, wo wir uns wieder für zwei Nächte einquartierten.


Tag 5 • Winnetou

Starigrad - Jasenice - Parizevacka glavica - Mali Alan (Tulove Grede) - Sveti Rok - Licko Cerje - Stikada - Gracac - Starigrad

 

Streckenlänge: ca. 180 km

 

Strecken-Link: MotoPlaner

(ungefähr, einige unbefestigte Wege habe ich beim "Nachplanen" nicht gefunden)


Seit der Sardinien-Reise im Herbst 2014 legen wir immer wieder auch Tage ein, an denen Mel den Strand genießt oder sich per pedes etwas ansieht und ich mich in der Zwischenzeit auf Schottersuche begebe. Wobei man in dieser Ecke freilich nicht lange suchen muss, quasi auf Winnetous Spuren rasch fündig wird. Der erste Zwischenstopp war beim Karstpletau Parizevacka glavica, wo im Film das Pueblo der Apachen stand und Old Shatterhand am Marterpfahl. Genau dort am Rande des imposanten Canyons des filmerischen "Rio Pecos", der vom kroatischen Fluss Zrmanja "dargestellt" wurde, parkte mein Tiger, während ich die DJI Mavic Pro zu einem kleinen Erkundungsflug aufsteigen ließ. Leider fing auf diesem Flug der Gimbal zu "spinnen" an, sodass nur ein kleiner Teil der Aufnahmen verwertbar waren (werde die Drohne wohl einschicken müssen). Danach ging es auf (gepflegtem) Schotter weiter auf den Tulove Grede bzw. Mali Alan Pass (1.044 m), wo man nicht nur wunderbare Fernblicke in dir raue Landschaft genießen kann, sondern auch immer wieder über Kulissen der Winnetou-Filme "stolpert".

Ein Stück nach der Passhöhe ging es dann links durch den Wald noch rund acht Kilometer  geschottert weiter bis Sveti Rok, aber auch rechts kommt man durch den Wald wieder ins Tal. Ich habe mich dann noch einige Zeit dort herumgetrieben und insgesamt drei Auffahrten zum Tulove Grede gefunden, es gibt deren aber sicher noch mehr, bei dem Geflecht an größtenteils unbefestigten Wegen.

Wobei man gut beraten ist, die immer wieder auftauchenden Minen-Warnschilder keinesfalls zu missachten – wie sehr dieses Gebiet während des Jugoslawien-Krieges umkämpft gewesen ist, sieht man schließlich auch an zerstörten Häusern, Bahnhöfen etc...

Aber natürlich muss man es mit der Vorsicht auch nicht übertreiben, meine – wie ich finde, logische – Faustregel: Wo immer ein Weg oder Pfad erkennbar mehr oder weniger regelmäßig benützt wird und daher auch noch als solcher zu erkennen ist, besteht so gut wie keine Gefahr auf Minen zu treffen, Erkundungstouren abseits davon müssen aber wirklich nicht sein.

Obwohl das Wetter immer besser wurde, je länger ich unterwegs war und eine weitere Fahrt auf den Mali Alan wohl unvergessliche Bilder mit blauem Himmel geliefert hätte, bin ich Frauenversteher dann doch schon am frühen Nachmittag zurück ins Quartier. Wo wir den Spätsommertag im Oktober noch zu einem ausgiebigen Strandspaziergang nutzten, ehe es am Abend wieder ausgezeichneten Fisch gab.


Tag 6 • Umdisponiert

 

 

Starigrad - Karlobag - Sveti Juraj - Rijeka - Triest - Monfalcone - Grado

 

 

Streckenlänge: Ca. 300 km

 

 

Strecken-Link: MotoPlaner


Nachdem wir uns beim netten Hausherrn unserer Pansion Andelko in Starigrad verabschiedet hatten, wollten wir ursprünglich weiter nach Istrien. Da sich dort aber ganz offensichtliche eine Regenfront eingenistet hatte, wurde kurzfristig umdisponiert und die Halbinsel im Nordwesten Kroatiens links liegen gelassen. Zur Wahl standen die etwas sportlichere Variante bis zum Gardasee sowie ein Abstecher nach Grado, wo wir beide noch nie gewesen waren. Nachdem mein Freund und Grado-Kenner Gigl per SMS kurzerhand einen Quartiertipp lieferte (danke noch einmal dafür!), war schon nach ca. 300 Tageskilometern – fahrenswert wieder die Küstenstraße entlang – Schluss und wir bereits am Nachmittag beim kaiserlich-königlichen Seebad unseres guten alten Kaisers Franz Josef I.

Früh genug, um durch die schöne Altstadt zu schlendern, zwischendurch in zwei Cafés Pause zu machen und ein wenig die Sehenswürdigkeiten zu fotografieren…

…ehe wir den Tag dann noch bei wunderbaren Meeresfrüchten ausklingen ließen.


Tag 7 • Friaul

 

 

Grado - Cervignano del Friuli - Mortegliano -  Udine - Fagagna - San Daniele del Friuli - Forgaria nel Friuli - Tolmezzo - Arta Terme

 

 

Streckenlänge: ca. 150 km

 

 

Strecken-Link: MotoPlaner


"Und wohin jetzt?", fragten wir uns beim Frühstück – um Gardasee und umliegende Berge entsprechend auskosten zu können, waren die verbleibenden drei Tage etwas knapp bemessen. Aber wozu lange nachdenken, wenn das Friaul praktisch vor der Nase lag! Also machten wir uns gemütlich auf den Weg, legten einen Zwischenstopp in Udine ein (Kaffee und Eis für mich, kleine Gschäftltour für Sozia) und fanden schließlich in Arta Terme ein Quartier für die nächsten beiden Nächte. Den Rest des Tages nützte ich noch dazu, mich mit der Drohne zu spielen – der wild vibrierende Gimbal ließ aber so gut wie keine vernünftigen Aufnahmen mehr zu und mich den reizvollen Gedanken verwerfen, Wolfs Eagle tags darauf über die Panoramica schweben zu lassen… 


Tag 8 • Klassiker

Arta Terme - Sutrio - Monte Zoncolan - Ovaro - Monte Arvenis - Orvano - Chiassis - Avaglio - Buttea - Fusea Zuglio - Arta Terme - Sutrio - Ravascletto - Tualis - Panoramica delle Vette - Ravascletto - Sutrio - Arta Terme

 

Streckenlänge: ca. 150 km

 

Strecken-Link: MotoPlaner

(ungefähr, da "nachgeplant" und der Weg zum Monte Arvenis auch nicht auf der Karte eingezeichnet ist)


Nach dem Frühstück ging es gleich auf den Monte Zoncolan, den wir – abgesehen von ein paar Hundert Schafen – praktisch für uns alleine hatten. Bei Ovaro bogen wir dann Richtung dem weit weniger bekannten Monte Arvenis ab, wo enge und engste Kehren durch den Wald stetig hinauf führen. Zunächst noch asphaltiert, später dann geschottert. Leider versperrte uns schließlich eine Schranke die Weiterfahrt zur Malga Arvenis (rechts hätte noch ein legaler Schotterweg hoch geführt), und da mir zusammen mit Sozia nicht unbedingt nach Abenteuer war und wir langsam wieder Hunger verspürten, drehten wir wieder um – dennoch war's den Abstecher wert und ich werde dieses auch mir noch unbekannte Fleckerl Friaul bald mal genauer erkunden.

Anschließend servierte ich Mel noch das große friulische Kurvenmenü mit Kehren und Richtungsänderungen aller nur erdenklicher Radien ohne Ende, ehe wir uns in einem netten Lokal in Sutrio eine zünftige Brettljause genehmigten – die für ihre gute Küche bekannte Osteria da Alvise, wo wir 2012 mit dem Michl genächtigt hatten und wo ich gerne zu Mittag eingekehrt wäre, war leider wegen Urlaub geschlossen. Geschmeckt hat's uns trotzdem…

Am Nachmittag war ich alleine unterwegs. Und das Wetter wurde immer besser – zumindest im Tal. Denn meine Vermutung, dass man über 15-, 16-hundert Meter in die dicke Wolkendecke fährt, sollte sich bestätigen. So wurde es die Panoramica delle Vette wieder einmal im Nebel und quasi ohne "Panorama". Lustiger Weise war sie von Ravascletto aus geschlossen, während sie von Tualis frei zufahrbar gewesen ist. Behinderungen gab es aber keine, sieht man von ein paar Minuten Warten wegen Holzfällerarbeiten bei der (eigentlich offenen) West-Auffahrt ah. Die Arbeiter waren aber so nett, schon bald den Weg für mich ein kleines Stück freizumachen, sodass ich mich mit dem Tiger am LKW vorbeizwängen konnte.

Ich bin die Malga Chiadinis oder Panoramica delle Vette ja schon oft gefahren – sie hat, obwohl die Strecke am Kamm ja einer "Schotterautobahn" gleicht, bei jedem Wetter ihren Reiz: Ob bei Sonnenschein dank wunderbarer Fernblicke, ob über den Wolken oder eben auch fast mystisch im Nebel daherkommend. Ich genoss die Fahrt jedenfalls genauso… 

…wie Abends dann köstliche Arrosticini (kleine gegrillte Lammspießchen, wie sie auch in den Abruzzen traditionell serviert werden) im guten Restaurant unseres Hotels.


Tag 9 • Geburtstagswetter

Arta Terme - Paluzza - Paularo - Lanzenpass - Pontebba - Nassfelpass - Tröpolach - Hermagor - Weißensee - Greifenburg - Spittal an der Drau - Turracherhöhe - Murau - Sommerthörl - Leoben - Wr. Neustadt - Wien

 

Streckenlänge: ca. 510 km

 

Strecken-Link: MotoPlaner


Dass wir an Sozias Geburtstag on Tour sind, ist mittlerweile eine liebgewonnene Tradition – dass es gerade an diesem Tag meist das beste Wetter der Tour hat, war auch diesmal nicht anders. Also kosteten wir die Heimfahrt noch einmal so richtig aus! Zunächst ging es über den Cason di Lanza (Lanzenpass) und den Passo di Pramollo (Nassfeldpass) kurvenreich(s)t zurück nach Österreich.

Und auch in der Heimat genossen wir diesen letzten Fahrtag noch einmal so richtig, ging's über den Weißensee (mit selbstredend feinem Mittagessen), Turracher Höhe, Sommerthörl etc. heimwärts, ehe wir ab Judenburg dann doch die S6 sowie in weiterer Folge dann die A2 nahmen und schließlich zur Dämmerung in Wien ankamen.


Fazit:

Eine entspannende Reise…

 

…ganz ohne den "Stress", Kilometer zu machen oder irgendwelche wilde Strecken zu überwinden – einfach der Nase bzw. den Wetterprognosen nach. Hat funktioniert, obwohl der Himmel einige Male recht bedrohlich wolkenverhangen war, sind wir keine einziges Mal nass geworden.

 

…und die in den nur neun Tagen letztendlich noch richtig vielfältig geworden ist – von wunderbaren Buchten an der kroatischen Küste bzw. der Insel Cres bis hin zu den hohen Bergen Friauls war alles dabei. Feine Strecken gewürzt mit ebensolchem Essen und Ausblicken. So soll Urlaub zu zweit am Motorrad sein!