Natürlich gibt es die beste Kamera genauso wenig wie das beste Motorrad. Weil die persönlichen Bedürfnisse bzw. Anforderungen eben verschieden sind. Für mich, der ich beruflich immer schwere Spiegelreflexkameras mit meist noch schwereren lichtstarken Objektiven herumschleppe, sollte das unterwegs mit dem Motorrad eine möglichst kompakte, leichte und dennoch qualitativ ansprechende Knipse sein. Nachdem meine "Hausmarke" Nikon (seit bald drei Jahrzehnten habe ich keine andere besessen) die letztes Jahr vollmündig angekündigte DL24-85, deren Eckdaten sehr verheißungsvoll geklungen hatten, wieder verworfen hat, sah ich mich im Netz nach Alternativen um, da ich meine Nikon 1 gegen etwas noch kleineres und gleichzeitig qualitativ höherwertiges ersetzen wollte. Weil die Neue neben guter (20-Megapixel)-Fotos auch 4K-Videos können sollte, blieben am Schluss noch die Sony RX100 V sowie die neue, in unseren Breiten kurz vor Weihnachten vorgestellte Panasonic Lumix LX15 übrig. Beide hatten ihre Argumente, die Sony etwa den eingebauten elektronischen Sucher sowie den angeblich schnellsten Autofokus unter allen Kompakten, die Panasonic punktete vor allem mit einer Lichtstärke von in der 1-Zoll-Sensor-Kameraklasse einzigartigen 1.4 (!) bei offener Blende (gegenüber 1.8 bei der RX100) sowie einem Touchscreen-Monitor an der Rückseite der Kamera und nicht zuletzt dem weit günstigerem Preis bzw. in meinen Augen besseren Preis/Leistungsverhältnis: Während man die Lumix fallweise schon um unter 600 Euro findet, muss man für die mittlerweile fünfte Generation der Sony schon einen Tausender auf den Tisch blättern. Und kann dann nur höchstens fünf Minuten lang 4K-Videos am Stück aufnehmen, weil sich die RX100 danach wegen Überhitzungsgefahr abschaltet…
Seit Anfang April 2017 ersetzt nun also die Panasonic Lumix LX15 auf meinen Touren die Nikon 1, die ich mir 2012 angeschafft hatte – und ich bin bislang so richtig zufrieden damit. Auch, weil man neben den üblichen, gut funktionierenden Programmautomatiken jederzeit auch aktiv in die Aufnahmen eingreifen kann. Am Blendenring lässt sich etwa für manuelle Belichtungen oder Zeitautomatik die gewünschte Blende bequem wie von der Spiegelreflex gewöhnt einstellen. Wie erwähnt hat man bei der kürzesten Brennweite des Leica-Objektivs von 24mm eine Lichtstärke von 1:1,4 zur Verfügung, über den gesamten Zoombereich bis 72mm sind es immerhin noch 1:2,8.
Neben netten Features wie einem Modus für Panorama-Aufnahmen oder dem Szenen-Guide mit voreingestellten "Filtern" für verschiedene Effekte, verfügt die Lumix auch über die Möglichkeit, "4K-Fotos" aufzunehmen. So bezeichnet Panasonic die Möglichkeit, direkt aus der Kamera aus einem 4K-Video 8 Megapixel große Bilder zu exportieren. Ideal für schnelle Bewegungen, liefert die Kamera doch stolze 30 Fotos pro Sekunde, womit man praktisch keinen Augenblick mehr verpasst. Was auch Möglichkeiten auftut, sich selbst beim Motorradfahren abzulichten: Einfach Stativ aufstellen und vorbeifahren…
…oder die Kamera einem Kollegen in die Hand drücken und ihn ein wenig nass machen:
Als quasi nächsten Schritt dieser "Video-Fotografie" hat Panasonic die neuesten Lumix-Modelle nun auch mit einer "Post-Focus"-Funktion ausgestattet. Dafür teilt die LX15 das Bild in 49 Sektoren bzw. ihre 49 AF-Messfelder, die jeweils einzeln fokussiert werden. Anschließend kann man am Touchscreen an der Rückseite der Kamera durch Tippen mit dem Finger den Bereich auswählen, der scharf dargestellt wird, und das jeweilige Bild abspeichern. Wichtig ist freilich, dass man die 1,6 Sekunden, die das Erstellen einer solchen Post-Focus-Aufnahme dauert (und während der kleine grüne Rechtecke über den Monitor huschen), die Kamera ruhig hält. De facto erhält man dann einen kurzen Film mit 49 Bildern, in denen jeweils ein anderer Bereich scharf abgelichtet ist.
Ob vorne, hinten oder seitlich scharf – mit dieser Funktion kann man seiner Kreativität auch im Nachhinein freien Lauf lassen und muss sich nicht schon beim Fotografieren entscheiden, welche Bereiche des Fotos scharf und welche unscharf dargestellt werden sollen. Man kann sich im Menü der Kamera sogar sein Bild mischen und den gesamten Bereich der Aufnahme scharf darstellen.
Mit Hilfe der Panasonic Image App, die es gratis im App-Store zum Download gibt, lassen sich viele Funktionen der Kamera vom iPhone aus bedienen. Mittels WIFI wird die Verbindung aufgebaut, das Smartphone kann dann als Fernsteuerung verwendet werden - zoomen, auslösen, Videos starten oder stoppen: Das Livebild, das sonst am Display auf der Rückseite der Lumix zu sehen ist, wird genauso angezeigt, wie etwa der Ladezustand des Akkus, die verbleibende Anzahl an Aufnahmen etc.
Selbstverständlich lassen sich die Aufnahmen auch gleich aufs iPhone übertragen (wahlweise automatisch oder per Auswahl), um sie z.B. in sozialen Netzwerken zu posten, oder sie einfach doppelt abzuspeichern. Außerdem kann man mit Hilfe der App Snap Movies oder Foto-Collagen erstellen.
Unterm Strich finde ich, dass die Lumix LX15, die baugleich in den USA oder Asien als LX10 bezeichnet wird, eine wirklich gute Kamera für unterwegs ist, wenn man Wert auf geringe Größe und Gewicht legt, aber trotzdem nicht auf eine richtig gute Qualität verzichten will. Ob als sogenannte Point-and-Shoot-Kamera, die man überall dabei haben kann, oder für die Motorradtour bzw. -reise, auf der sie mich künftig begleiten wird.
© 04/2017
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