Im Winter 2011/12 beschloss ich, meine Ausfahrten, Touren und Reisen auch in bewegten Bildern zu dokumentieren - das Angebot an Helm- bzw. Actioncams, die zu erschwinglichen Preisen Filme in HD-Qualität liefern, ist ja mittlerweile sehr umfangreich. Meine Wahl fiel auf die damals brandneue Drift HD 1080, von der ich mir zwei Stück anschaffte, da meiner Meinung nach ein gutes Video auch von verschiedenen Einstellungen lebt. Ausschlaggebend für die Drift waren vor allem die Fernbedienung und die ausgezeichnete Justierbarkeit, was die Positionierung der Kamera z.B. am Motorrad betrifft.
Nach einer Saison im ausgiebigen Gebrauch möchte ich nun hier meine Erfahrungen kundtun. "Referenzvideos" gibt es auf dieser Homepage ja zur Genüge, da jeder meiner Filme mit der Drift gedreht wurde (zumindest die Fahrszenen, Landschafts- bzw. Personenaufnahmen teilweise auch mit der Nikon 1, wobei das dann jeweils im Abspann vermerkt ist). Die Bildqualität ist gut bis sehr gut bei schönem Wetter – bei diffusem Licht bwz. oftmaligem Licht- Schattenwechsel, wie er vor allem bei Walddurchfahrten immer wieder vorkommt, stösst der Chip jedoch bald an seine Grenzen, kommt das Bild im direkten Vergleich nicht an das einer GoPro Hero 2 oder auch Countour+ heran. Auf jeden Fall ratsam ist es, die auf der Drift-Homepage regelmäßig zum kostenlosen Download bereitstehenden Firmware-Updates aufzuspielen, die immer wieder auch punkto Qualität Verbesserungen erkennbar machten.
Probleme hatte ich mit der Verlässlichkeit der Fernbedienung während der Fahrt, also dann, wenn man diese eigentlich benötigt. Immer wieder kam es vor, dass die Aufnahme nicht gestartet oder nicht beendet wurde, was aufgrund einer fehlenden Kontroll-Anzeige an der FB (welche auch mit Handschuhen gut zu bedienen ist und sich übrigens mittels Klettverschluss wie eine Uhr am Handgelenk bzw. - wie ich es mache - auf dem Lenker montieren lässt) kein tragbarer Zustand ist und zur Konsequenz führte, dass ich bei mir wichtigen Passagen stehen bleibe, um den Aufnahmestatus zu kontrollieren. Der Piepton, den die Kamera beim Starten und Stoppen der Aufnahmen von sich gibt, ist beim Fahren nämlich nicht zu hören. Schade, denn die Möglichkeit, bis zu drei Kameras an eine FB zu koppeln, ist an sich eine tolle Sache. Der Ordnung halber sei hier jedoch erwähnt, dass ich laut den Jungs von Sportlux (Schwarzenbergplatz 8, 1030 Wien, ehemals Blickvang Österreich) der einzige bin, der dies bemängelt (allerdings traten diese Aussetzer bei drei verschiedenen Fernbedienungen auf) – womöglich liegt es am Dreizylinder der Triumph bzw. frequenzstörenden Schwingungen, die dieser im Betrieb ausstrahlt?! Im Zubehörprogramm gibt es zwar auch ein Kabel, an dessen Ende mittels LED-Anzeige der Funktionsstatus der Kamera angezeigt wird, was jedoch die Sinnhaftigkeit einer Funkfernbedienung zumindest hinterfragen lässt, wenn man anschließend doch wieder verkabeln muss…
Perfekt finde ich freilich die Möglichkeiten, die Kameraeinstellung zu justieren. Neben dem Vorteil der länglichen, anliegenden Form der Drift, die in ihrem gummierten Gehäuse solide verarbeitet ist, macht sich hier vor allem die bis zu 300 Grad stufenlos drehbare Linse in Verbindung mit dem kleinen LCD-Bildschirm bezahlt, auf dem man den Bildausschnitt gleich direkt während der Montage kontrollieren kann.
Auch das umfangreich mitgelieferte Befestigungszubehör ist durchdacht und gut gemacht sowie durch die praktische Klipp-Befestigung rasch zu bedienen. Bevorzugt verwende ich die Klebehalterungen (an Helm, Seitenkoffer und Motorradverkleidung), von denen je eine glatte und eine leicht gebogene beim Kauf mit dabei ist, dazu habe ich zwei (seperat erhältliche) Fahrrad-Lenkerhalterungen in Verwendung, eine am Lenker, eine am Sturzbügel montiert.
Die Akku-Laufzeit im Dauerbetrieb geht kaum über ein bis höchstens eineinhalb Stunden, in der Praxis ist bei Touren, bei denen man immer wieder Teilabschnitte filmt, nach spätestens einem halben Tag der Spaß vorbei - das Mitführen (zumindest) eines zweiten Akkus und/oder Lademöglichkeit am Motorrad (ich habe mir hierfür einen USB-Anschluss im Bereich unter dem Sitz montiert) für Touren bzw. Reisen unbedingt ratsam.
Eine echte Schwachstelle der Drift ist das eingebaute Mikrofon, mit dem normale Gespräche praktisch nicht aufzunehmen sind, hervorragend dafür die Ergebnisse mit dem im Zubehör erhältlichen externen Mikro. Das auch die Möglichkeit bietet, etwa im Helm montiert direkt beim Fahren Kommentare zur Strecke abzugeben oder windgeschützt Motorgeräusche aufzunehmen.
Nachdem ich bei einer Schottertour im italienischen Friaul eine Kamera zerstörte, entschied ich mich als Ersatzgerät für die baugleiche Drift HD 720, die bis auf die etwas geringere Auflösung dieselben Features bietet, aber neben dem günstigerem Anschaffungspreis auch mit einem anderen Aufnahmewinkel aufwartet, nämlich 130 statt wie bei der 1080er 170 Grad. Bei beiden Modellen ist dieser nicht zu verstellen, die Bilder unten zeigen jeweils den Bildausschnitt bei an identer Stelle montierter Kamera, wobei durch das Schild am Crosshelm der Unterschied gut zu erkennen ist:
Apropos zerstörte Kamera: Als in der Praxis sehr praktisch erweist sich auch die Möglichkeit, die Linse mit wenigen Handgriffen selbst zu tauschen, wodurch man sich im Fall des (Schadens-)Falles eine durchs Einschicken des Gerätes bedingte lange Wartezeit erspart.
Wenig kann ich bislang über den Fotomodus sagen, da ich diesen noch so gut wie nicht genützt habe. Die Auflösung von 9 (1080) bzw. 5 (720) Megapixel spricht aber für ein gutes Ergebnis, auch die Möglichkeit Fotos neben dem Serienmodus (alle 3,5, 10 oder 30 Sekunden) mittels Fernbedienung zu machen, klingt sehr interessant. Schon allein, weil ich mir beim Fahren durch imposante Landschaften schon oft dachte, dass das jetzt ein Foto wert wäre, ich dann aber doch nicht anhalten wollte bzw. konnte, werde ich mich kommende Saison auch mit diesem Thema eingehender beschäftigen.
Fazit: Die Drift HD Actionkameras spielen ihre Stärke vor allem darin aus, dass sie vielseitig einsetzbar und leicht zu montieren bzw. justieren sind, die Bildqualität ist bei Schönwetter exzellent, zeigt bei schwierigen Bedingungen jedoch Schwächen. Wobei das hier schon Raunzen auf hohem Niveau ist, bieten diese kleinen Wunderdinge doch mittlerweile Ergebnisse, die vor kurzem noch allein großen Camcordern vorbehalten waren. So sind z.B. auch Skirennläufer und Skispringer bei ORF-Übertragungen mit der Drift am Helm unterwegs. Vom Preis-Leistungsverhältnis würde ich den Kauf der HD720 empfehlen, die man aktuell (November 2012) bereits um € 169,00 bekommt und deren Videomodus von 1280x720 Pixel bei 25/30 fps und 7 Mbit/s Datenrate selbst für die Wiedergabe am großen HD-Fernseher völlig ausreichend ist. Gespannt bin ich jedoch schon auf die soeben erschienene Drift HD GHOST. Das neue Premium-Modell der Engländer klingt vielversprechend, scheinen doch all meine Kritikpunkte darin "behandelt": So verfügt die Fernbedienung endlich über eine LED-Anzeige, auf der jederzeit der Betriebsstatus ablesbar ist, verspricht der neue, größere Akku Aufnahmezeiten von über 3 Stunden (!), ist der Aufnahmewinkel im Videobetrieb zwischen 170, 127 und 90 Grad wählbar. Dazu gibt's 11 Megapixel im Foto-Modus, WIFI (mit Smart- oder iPhone-Apps), wurde derselbe Chip verbaut, der auch in der GoPro Hero 2 zur Anwendung kommt, weshalb die Bildqualität diese auch zumindest erreichen soll, um nur einige der Neuerungen anzuführen. Bleibt abzuwarten, wie sich das (vorrangig durch den Akku bedingte) Mehrgewicht von ca. 50 Gramm z.B. am Helm auswirkt. Ich werde mir die GHOST jedenfalls genau ansehen…
© 11/2012
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Mark Twain
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