"Die Rally ist jenes Motorsport-Event, das die meisten Träume weckt – du ziehst deine Spuren in Gegenden, wo kaum einer hinkommt, diese endlosen Weiten ziehen auch ganz normale Motorradfahrer in ihren Bann“, beschrieb Heinz Kinigadner beim jüngsten virtuellen Get-Together mit ihm und Matthias Walkner die Faszination Dakar, bevor sich die beiden auf den Weg nach Saudi Arabien machten. Wo heute die 43. Auflage der Rally Dakar mit dem Prolog beginnt, ab morgen dann zwölf beinharte Etappen und 7.646 lange Kilometer in einer Schleife durch die Wüste und entlang des Roten Meeres folgen.
Ich kann diese Worte aus dem Mund des zweifachen Motocross-Weltmeisters und KTM-Motorsportmanagers nur bestätigen: Seit ich Motorrad fahre, übt dieses Event eine ganz besondere Anziehungskraft auf mich aus. Die sich noch steigerte, als ich erstmals zögerlich in der Gobi über Sanddünen gefahren bin und später dann auch erste Bekanntschaften mit der Sahara gemacht hatte – im Sattel einer KTM 790 Adventure R. In Gedanken wirst du da rasch zum Hias Walkner, Sam Sunderland, Toby Price oder Ricky Brabec, der mit seiner Honda im Vorjahr die beeindruckende KTM-Serie von 18 Dakar-Siegen in Folge beendet hatte. Auch wenn du natürlich genau weißt, dass das völlig andere Welten sind…
…in denen diese vermeintlich schmerzbefreiten Könner scheinbar die Schwerkraft ad absurdum führen und in einem Hölltentempo durch die Wüste brettern. Auch sie haben dabei ihre Träume, wie Walkner vor seinem siebenten Dakar-Start verriet: "Die Zielsetzung kann wie jedes Jahr nur ein Platz in den Top 3 sein, einen Beduinen mit heimzubringen.“ Der Salzburger hat bei der härtesten Motorrad-Rally der Welt schon so ziemlich alles mitgemacht – vom Oberschenkelbruch 2016 über Platz zwei im Jahr darauf und den großen Triumph 2018. "Ich sehe es als Privileg, hier dabeisein zu können“, sagt Hiasi, der den neuen Regelungen mit gemischten Gefühlen entgegen blickt. Dass etwa nur noch sechs Hinterreifen verwendet werden dürfen, empfindet er nicht gerade als zusätzlichen Sicherheitsaspekt, "im Gegenteil – ich glaube nicht, dass einer von uns die Geschwindigkeit reduziert, wenn die Reifen nicht mehr so gut halten, und selbst wenn wir um 3 km/h langsamer fahren, wird es nicht weniger gefährlich.“
Dass die Roadbooks erst 20 Minuten vor dem Start ausgegeben werden, um einerseits die Anforderungen an die Navigation zu erhöhen und andererseits kleine Teams weniger zu benachteiligen, die keine eigene Crew zur Auswertung haben, begrüßt er prinzipiell, "allerdings ist der Veranstalter hier wirklich gefordert, dass keine Fehler mehr passieren. Wir Fahrer können dies nicht mehr nachkontrollieren, was in der Vergangenheit noch möglich war. Fehlerhafte Roadbook-Angaben wurden von uns am Tag davor noch ausgebessert. Wenn jetzt ein Fehler drinnen ist, wird derjenige der vorneweg fährt, der große Pechvogel sein. Das haben wir im vergangenen Jahr schon erlebt." Damals ging dadurch sogar seine Siegchance flöten.
Das Verbot von Reparaturen während der Tankstopps soll den Abenteuer-Charakter erhöhen, das verpflichtende Tragen von Airbag-Westen das Verletzungsrisiko reduzieren. Unterm Strich bleiben es zwei Wochen, in denen die Sportler an ihre physischen und psychischen Grenzen gehen, das Material ebenso aufs Härteste gefordert sein wird und nach denen drei Fahrer auf dem Podium Platz finden. Als Österreicher drücke ich Matthias Walkner die Daumen, dort mit dabei zu sein – am Besten natürlich wieder ganz oben.
Auf der Facebook-Seite von Bike on Tour werden bis zur Zielankunft am 15. Jänner in Jeddah laufend Updates geteilt. Am Besten die Seite "liken", dann verpasst ihr nichts.
Kommentar schreiben
Franz (Samstag, 02 Januar 2021 22:53)
Moto GP ist schon spektakulär, aber die Dakar setzt noch einiges darauf!!
Wer jemals auf Sand mit 60 bis 80 km/h einige wenige km gefahren ist, kann sich vor diesen Domteuren nur demütig verneigen.
Wünsche allen Teilnehmern viel Spaß und hoffe, daß alle wieder gesund nach Hause kommen.
Fraunz
Blood (Dienstag, 12 Januar 2021 22:03)
Warum kackt KTM dieses Jahr bei der Dakar schon wieder so ab?