Streckensperren & warum ich kein "Linesman" bin

Während ich motorradmäßig nach wie vor außer Gefecht bin, habe ich leider schlechte Nachrichten für alle Schotterbegeisterte, nämlich die Sperrung von zwei Strecken, die mir in den letzten Jahren sehr ans Herz gewachsen waren: Die beliebten "Jagasitz-Kehren“ bei der Steinwandklamm, die schon unzählige Male als Kulisse für meine Testvideos herhalten mussten, wurden mit einem Fahrverbot für Motorräder belegt, die Auffahrt zur Roseggerhütte auf der Pretulalpe wurde ab der Ganzalmhütte gesperrt, das Gasthaus ist also nur noch über die "Schotterautobahn" von Rettenegg aus legal zu erreichen. Das ist sehr schade, aber wohl auch eine Folge davon, dass viele solche Wege mit Motocross-Strecken verwechseln und entsprechend rücksichtslos unterwegs sind – die Zeche zahlen dann wir alle. Der Schluss daraus ist für mich die Bestätigung meines etwa vor drei Jahren eingeschlagenen "Weges", Schotter-Juwelen in heimatlichen Gefilden nicht mehr öffentlich zu posten. Mitfahrern zeige ich selbstverständlich weiter gerne den einen oder anderen legalen, unbefestigten Weg, auf Videos ist aber z.B. schon länger nicht mehr zu sehen, wo man z.B. von der Straße abbiegt – wer die Strecken erkennt, kannte sie ohnehin…

Natürlich muss auch ich mich an der Nase nehmen (die Jagasitz/Steinwandklamm-Strecke etwa hatte ich bis 2012, als ich sie auf Bike on Tour veröffentlichte, praktisch für mich alleine, mittlerweile gibt es kaum noch einen Schotterfreak in Ostösterreich, der sie nicht kennt), wir sollten aber mit dem verbliebenen Rest behutsam umgehen – sowohl was die Veröffentlichung betrifft, als auch die Art und Weise, wie man dort fährt. Dies gilt weniger für Landesstraßen wie durchs Tiefental oder übers Sommerthörl, sehrwohl aber für jene Wege, wo man sich oft selber wundert, dass dort (noch) kein rundes Schild steht.

Die aktuellen Streckensperrungen sind für mich im Nachhinein auch eine Art Bestätigung dafür, dass ich es abgelehnt hatte, als "Linesman" für das an sich tolle TET-Projekt (Trans European Trails) Streckentipps beizusteuern. Meine Begründung damals: Es ist eben ein großer Unterschied, ob man in einem Land wie Österreich Tausende (und wenn man nur die TET-Facebook-Seite betrachtet, weiß man, dass dies nicht übertrieben ist) über (noch) legale Feld- und Waldwege treibt oder ob man das in unseren südlichen bzw. östlichen Nachbarländern tut. In Rumänien, Albanien oder der Ukraine wird deswegen nichts gesperrt, weil es sich ja meist ohnehin um die einzigen Verbindungen handelt – und wenn asphaltiert wird, dann passiert das nicht aus Folge der vielen Motorradfahrer, sondern weil der Fortschritt eben auch dort nicht halt macht – wenn auch mit etwas Verzögerung…

 

Zum Abschluss aber noch eine gute Nachricht: Seit diesem Frühjahr ist die (asphaltierte) Hocheck-Höhenstraße wieder offen. Ich hatte mich zwar schon im April davon überzeugt, jedoch darauf vergessen, es auch unter den "Tagestouren" zu korrigieren. Nachdem ich nun schon zweimal per Mail darauf hingewiesen wurde, habe ich das nun nachgeholt – die enge, kurvenreiche Strecke auf den Wien am nächsten gelegenen "Tausender" sollte man auf alle Fälle einmal unter die Räder genommen haben. Als ich vor meinem Unfall zum Hocheck Schutzhaus hinaufgefahren bin, war der Schranken jedesmal geöffnet, ob dies Zufall war oder mittlerweile gar keine Maut mehr kassiert wird, kann ich jedoch nicht sagen.

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Kommentare: 5
  • #1

    Klaus (Sonntag, 19 August 2018 09:04)

    Wollte gerade posten, dass "Jagasitz" nicht mehr geht: "Fahrverbot ausgenommen PKW"! Ich bin dennoch gefahren, langsam und leise (ja, das geht) und an zahlreichen "illegalen" Mountainbikern vorbei ...
    Wolf hat recht, man(n) kann es übertreiben, und dann ist Schluss...

  • #2

    vienna_wolfe (Sonntag, 19 August 2018 13:17)

    @ Klaus:
    Ich war ja noch nicht dort, um mich selbst davon zu überzeugen (weil ich noch nicht fahren kann), aber deine Zeilen machen mir jetzt fast Mut, was die Jagasitz-Strecke betrifft: Wenn es tatsächlich "nur" Ein Fahrverbotsschild ausgenommen PKW ist und nicht explizit ein Motorrad-Verbotsschild, muss sich nichts geändert haben. So eines stand schon immer von oben kommend - und auf meine Frage bei einem Ortsansässigen, heißt das lediglich, dass keine LKW fahren dürfen (die seien früher dort auf und abgefahren, als irgendeine Baustelle war). Mal schauen, werde demnächst vorbeifahren und die Lage checken...

  • #3

    Klaus (Sonntag, 19 August 2018 16:01)

    Habe leider kein Foto gemacht. Heuer in Frühjahr stand unten ein Schild Fahrverbot, über 3,5t. Jetzt großes Schild Fahrverbot, darin (!) eingefügt "ausgenommen PKW". Werde im September nochmals vorbeischnuppern... Von oben bin ich nie gefahren, war immer froh wenn ich die ausgewaschen Kurven bergauf heil überstanden habe '-)
    Noch gute Genesung und dann selbst erfahren!

  • #4

    KTMUmsteiger (Freitag, 24 August 2018 14:29)

    Finde ich schade, aber musste ja mal kommen,
    Dir Wolf alles Gute, auf dass man sich mal trifft
    LG Klaus

  • #5

    manfred (Dienstag, 04 September 2018 21:27)

    hallo wolf, schön das die einsicht herrscht dass genau solche berichte die schönsten strecken zerstören. aber es bringt nichts wenn du nur über die strecken bei dir zuhause nicht mehr berichtest. jede strecke ob in italien, slowenien, ect wird durch solche berichte irgendwann gesperrt, denn das problem sind die massen an biker. also wenn du oder jeder andere die schönen strecken weiterhin im netzt mit bericht und gps daten verbreitet wird irgenwann nichts mehr gehen. es gibt ja genügend beispiele von gesperrten strecken, zb. gardaseegebiet (tremalzo), grenzgebiet frankreich/italien, in tirol das hahntennjoch, auch in friaul schon einige, ect.
    also ich bin der meinung wenn jemand solche strecken selber sucht wird er auch die ein oder andere finden, aber es bleiben die massen aus die sich auf die schnelle einen gps track vom internet herunterladen und schon gehts übers wochenende aufs bike. und die strecken werden nicht von den motocrossern zerstört denn keiner fährt mit der mx hunderte km für ein paar km schotterstrasse, das sind bestenfalls ein paar einheimische mxler, und die wissen sowieso jeden schotterweg. das problem bestünde nicht wenn jeder die sogenannten geheimtips für sich behält damit es auch geheim bleibt. sorry das ich da ein bisschen sauer reagiere aber wir haben bei uns grad das problem dass die endurostrecken die wir schon seit 20 jahren befahren von auswärtigen die ein miteilungsüchtiger heranzieht überfallen werden, und die bauern und jäger das jetzt nicht mehr akzeptieren. wenn jeder in seinen heimatsbezirk endurofährt gibt es keine probleme weil sich nicht alles auf einen kleine bereich konzentriert. das selbe gilt für die strassenenduros wenn jeder hauptsächlich in seinem land bleibt gibt es auch keine massenansammlungen an einem pass. aber wenn einige weinige tausende biker (deutsche, österreicher, ect.) an die paar vorhandenen versteckten strecken ziehen werden wir in zukunft keine enduros, bzw. strassenenduro mehr benötigen und nur mehr mit einem roller durch die gegend kriechen.
    lg manfred