Tag 10 • Pflichtbesuch Applecross

 

Gairloch - Sattadale - Talladale - Kinlochewe - Shieldaig - Ardheslaig - Kalnakill - Applecross - "Rinderpass" Bealach na Ba - Tornapress - Ardarroch - Lochcarron - Strome Castle - Ardaneskan - Lochcarron

 

Streckenlänge: ca. 150 km

 

Strecken-Link: MotoPlaner

Gemessen an Kilometern könnte man meinen, der nächste Tag wäre lediglich ein kurzer Pausenfüller gewesen, landschaftlich und streckenmäßig war er aber vielmehr ein Höhepunkt der Reise. Bald nach Gairloch ging es am malerischen Loch Maree entlang…

…ehe wir die Applecross-Runde in Angriff nahmen. Schon die engen Straßen ab dem Abzweig bei Shieldaig sind absolut fahrenswert, der kleine Ort Applecross, der bis Anfang des 20. Jahrhunderts nur über den Seeweg erreichbar gewesen ist, speziell unter Motorradfahrern sehr beliebt. Das liegt vor allem daran, dass man von Südosten kommend über den Bealach na Ba (Rinderpass oder landläufig auch Applecross-Pass) muss, die höchste befestigte Straße Schottlands (626 m über dem Meeresspiegel) mit Steigungen bis zu 20 Prozent.

 Wir fuhren ihn von Applecross kommend in Richtung Ardarroch, wo wir in der bekannten Kishorn Seafood Bar eine sensationelle Meeresfrüchte-Platte verdrückten. Das kleine Lokal direkt an der Bundesstraße A896 mit Blick aufs Wasser ist ein Muss für jeden Liebhaber frischer Meeresfrüchte. Leider fanden wir trotz intensiver Suche im Ort kein freies Bed & Breakfast, denn dann hätten wir dort ganz sicher auch noch zu Abend gegessen.

Fündig wurden wir dann in Lochcarron, wo wir uns gleich wieder für zwei Nächte einquartierten – wohlwissend, dass auf der Isle of Skye freie Betten rar und die Preise ziemlich hoch sind, sowie fast ideal für einen Tagestrip auf die nahe Insel gelegen. Wunderbare Aussicht von der Terrasse inklusive, auf der wir den dritten trockenen Tag der Reise ausklingen bzw. wieder einmal Wolfs Eagle losfliegen ließen.

Tag 11 • April auf Skye

 

Lochcarron - Attadale - Stromeferry - Kyle of Lochalsh - Broadford - Sligachan - Portree - Old Man of Storr - Culnacnoc - Flodigarry - Duntulum Castle - Earlish - Bernisdale - Struan - Sligachan - Dornie (Eilean Donan Castle) - Lochcarron

 

Streckenlänge: ca. 300 km

 

Strecken-Link: MotoPlaner

Dunkle Wolken begleiteten uns dann am nächsten Morgen in Richtung Isle of Skye. Die Insel ist bei Kyle of Lochalsh über die Skye Bridge mit dem Festland verbunden und so auch ohne Fähre zu erreichen. Unmittelbar bevor wir sie querten, begann es zu regnen – und zwar ziemlich heftig, weshalb wir bald in einem netten Café Unterschlupf suchten. In weiterer Folge blieb das Wetter dann ganz aprilmäßig wechselhaft: Kurze Schauer wechselten einander mit heftigem Wind und kurzen Sonnenphasen ab. Schon bald nach der Insel-Hauptstadt Portree wartete ein landschaftliches Highlight auf uns, der Old Man of Storr, eine 48 Meter hohe Felsnadel, die neben mehreren kleineren Felsen und Felsnadeln in den Himmel ragt. Der Legende nach suchten ein alter Mann und seine Frau in der Gegend nach einer entlaufenen Kuh. Dabei trafen sie auf Riesen, vor denen sie flüchteten. Während der Flucht warfen sie einen Blick zurück und wurden daraufhin versteinert. Wir warfen in Anbetracht der doch recht unstabilen Wetterlage nur von der Straße aus einen Blick auf die Felsen und sparten uns den ca. 2 Kilometer langen Fußmarsch dorthin. Stattdessen wollte ich dies der Drohne überlassen, bei dem stürmischen Wind ohne Blick auf das Flugobjekt zu fliegen, ist (mir) aber doch zu heikel, weshalb ich nicht ganz rangekommen bin – gegen den Wind ging auch fast gar nix…

Die Weiterfahrt bzw. gesamte Runde um die Isle of Skye war dann ein Mix aus wunderbaren Küsten und nett zu fahrenden Straßen, wenn man sie denn auch gesehen hat. Denn es blieb April im Juni, heftige Schauer und sonnige Phasen reichten einander die Hand, wechselten fast im Minutentakt das Szenario. Einige Male bot ich Sozia an, auf kürzestem Wege zurück zu fahren, doch auch sie wollte die Tour wie geplant durchziehen. Beim Duntulm Castle an der Nordspitze der Insel war die Sicht gerade gleich Null, insgesamt aber bekamen wir doch einen guten Eindruck, auch wenn man natürlich noch viel mehr in der Gegend erFAHREN könnte. Am Rückweg machten wir einen erneuten Abstecher zum Eilean Donan Castle in Dornie unweit der Skye-Bridge, den geplanten, ganz sicher spektakulären Drohnenflug ließ ich jedoch wegen des unübersehbaren Verbotsschilds, wonach dies während der Öffnungszeiten von 9 bis 18 Uhr untersagt ist, sein. Stattdessen schmiedete ich den Plan, am nächsten Morgen eben schon vor dem Frühstück rasch die rund 30 Kilometer (also hin und retour 60) zur Burg zu fahren, um sie auch von oben einzufangen…


Quartier-(Tipp) Lochcarron:

Kirsty Murray B&B

(Church Street, Lochcarron, Ross-shire IV54 8YP, Tel.: 01520 722258). Auf einem Hügel mit wunderbarem Ausblick auf den Loch Carron gelegen, ist das noch ein "echtes" Bed & Breakfast, wo man am Küchentisch der Familie frühstückt und bei der ungemein netten Kirsty definitiv "Familienanschluss" bekommt. Das Doppelzimmer (£ 70 pro Nacht mit Frühstück) ist klein, das Bad teilt man mit den Gästen des zweiten Zimmers, alles ist sehr sauber und liebevoll eingerichtet. Beim Frühstück geht Kirsty ganz auf die Wünsche der Gäste ein, einzig an den Einrührkaffee konnten wir uns nicht ganz gewöhnen. Fazit: Ein einfaches Haus, aber allein schon durch die nette Gastgeberin einen Besuch wert – wer allerdings keine Lust auf "Smalltalk" hat, ist hier definitiv falsch. Wir erfuhren aber mehr über Schottland und seine Menschen bzw. Gepflogenheiten, als in allen anderen Quartieren zusammen.


Tag 12 • Plan-Änderung in Fort William

 

Lochcarron - Dornie - Morvich - Invergarry - Laggan - Kilfinnan - Invergloy - Spean Bridge - Fort William - Glenfinnan - Fort William - Glenfinnan

 

Streckenlänge: ca. 210 km

 

Strecken-Link: MotoPlaner

Der Blick aus dem Fenster in aller Herrgottsfrüh ließ mich den Drohnen-Plan aber rasch wieder abblasen und mich ein wenig darüber ärgern, nicht tags davor die gute Stunde bis zum "Badeschluss" bei der Burg gewartet zu haben, um Wolfs Eagle über sie kreisen zu lassen – man sah die eigene Hand kaum vor den Augen. Zwar hörte es bis zu unserem Aufbruch wieder zu regnen auf, Wetter und Sicht blieben auf der Fahrt in Richtung Fort Williams aber bescheiden. Und kurz vor der Stadt begann es dann auch so richtig zu regnen. Womit mein ohnehin schon im Sattel gereifter Beschluss, die Isle of Mull auf dieser Reise sein zu lassen, obwohl sie mir von Thomas so sehr ans Herz gelegt worden war, beim Kaffee-Stopp in Fort William in die Tat umgesetzt wurde und wir schon hier ein Quartier suchten. Schließlich macht es wenig Sinn, wenn man nur wenig von der Schönheit der Insel sieht und obendrein nur sehr schwer eine Unterkunft bekommt. Wir fanden im nahen Glenfinnan ein nettes Hotel, wo wir uns gleich wieder für zwei Nächte einbuchten. Und während Mel ein wohlverdientes Vollbad nahm, fuhr ich im strömenden Regen die knapp 30 Kilometer (also insgesamt wieder 60) zurück nach Fort William, um dort am Bahnhof zu versuchen, zwei Tickets für den nächsten Tag für die Fahrt mit der historischen Dampflock nach Mallaig zu ergattern. Auf der Website war diese nämlich schon ausgebucht, mit dem Hinweis, dass es vor Ort immer Restkarten gäbe. Das stimmte zwar auch, jedoch stets nur unmittelbar davor für die jeweilige Fahrt. Was bedeutete, dass es am nächsten Morgen früh loszufahren galt, wenn wir tatsächlich den Zug als "Schlechtwetterprogramm" nehmen wollten…

Das Abendessen im Hotel-Restaurant war dann schlicht sensationell, von den köstlichen, frischen Austern als Vorspeise über Mels Muscheln bis hin zu meinem Hirschen!

Tag 13 • Fahrt mit der historischen "Harry-Potter"-Dampfeisenbahn

Im Regen ging es dann nach dem (hervorragenden) Frühstück wieder zum Bahnhof nach Fort William. Wir ergatterten auch zwei Tickets und genossen die Fahrt mit dem Jacobite Steam Train, der nicht nur durch eindrucksvolle Landschaft fährt, sondern auch wegen der Fahrt über das aus einem der Harry-Potter-Filme bekannte Glenfinnan-Viadukt bei Touristen äußerst beliebt ist. Die Strecke führt vorbei am Ben Nevis, mit 1345 Metern der höchste Berg Großbritanniens, dem Loch Morar, seines Zeichens der tiefste Süßwassersee auf der Insel, durch den westlichsten Bahnhof Großbritanniens in Arisaig, ehe man für ca. zwei Stunden Halt im Küstenort Mallaig macht. Alles in allem eine durchaus empfehlenswerte Erfahrung, wenngleich auch als "Schlechtwetterprogramm" nicht die beste Wahl, weil die Sicht doch recht eingeschränkt war und es auch bei unserem Aufenthalt in Mallaig durchgehend regnete. Als Abwechslung und für einen Tag ganz ohne Motorrad aber definitiv auch eine Überlegung wert.


Quartier-(Tipp) Glenfinnan:

The Prince's House Hotel

Im mit Abstand besten, aber (mit £ 180 inkl. Frühstück pro Nacht) auch teuersten Haus unserer Reise gab's gar nichts zu bemängeln: Die Zimmer waren top und gepflegt, das Bad mit Wanne genau das Richtige nach der Regenfahrt. Dazu kamen eine nette Bar und ein Restaurant, das alle Stückln spielte. Ob Fisch, Wild oder Rind – selbst nach unseren Maßstäben würde diese Küche gelobt werden, für britische Verhältnisse war's sowieso ein Volltreffer. Auch beim Frühstück gab's nix zu meckern, von Räucherlachs bis zum klassischen Scottish Breakfast war alles dabei. Wenn es einen kleinen "Kritikpunkt" gab, dann jenen, dass der Hotelparkplatz an der Straße öffentlich zugänglich ist. Aber bei dem Sauwetter wollte sowieso kein Langfinger raus...


Tag 14 • Längste Schrecksekunde und kürzeste Etappe

 

 

Glenfinnan - Fort William - North Ballachulish - Duror - Portnacroish - Creagan - Connel - Oban

 

Streckenlänge: ca. 100 km

 

Strecken-Link: MotoPlaner

Was wir nicht geahnt hatten: Unser Hotel lag keine zwei Kilometer vom berühmten "Harry-Potter"-Viadukt entfernt, weshalb ich es mir nicht nehmen ließ, am nächsten Morgen nach dem Frühstück und noch vor unserem Aufbruch für einen kurzen Drohnenflug hinzufahren. Jetzt, wo wir wussten, dass die Dampflock exakt um 9.45 Uhr vorbei kommen würde, waren doch eigentlich spektakuläre Aufnahmen garantiert. Die gab es dann auch (einen mächtigen Hirsch hab ich beim gar nicht so kurzen Fußmarsch bis zum Viadukt ebenfalls gesehen) – inklusive eines Abenteuers, auf das ich gerne verzichtet hätte. Denn als der Zug schon vorbei war, Wolfs Eagle das mächtige Viadukt, hinter dem ich die Drohne kurz nicht sehen konnte, immer noch im Visier bzw. auf dem iPhone-Display hatte, bin ich ein Stück zurück geflogen, um dann noch einmal nach vor über die Brück zu ziehen. Nur leider hat der Mavic hinten keine Kollissionskontrolle und ich bin voll in einen Strauch, Baum oder den Gegenhang gekracht. Sendepause! Das Flugobjekt war zu diesem Zeitpunkt bestimmt fünf-oder sechshundert Meter von mir entfernt und ich startete ziemlich besorgt die vermeintlich aussichtslose Suche. Ich rechnete mir in etwa aus, wo es vom Winkel der letzten Aufnahme her, so wie ich diese im Kopf gehabt hatte, gewesen sein müsste. Im Nachhinein gesehen suchte ich zu diesem Zeitpunkt immer noch gut 200 Meter von der Absturzstelle entfernt. Im dichten, unwegsamen Gestrüpp, stolperte ich etliche Male, lag immer wieder am Hosenboden, einmal sogar in einem kleinen Bächlein – kurz: ich war schon nahe daran aufzugeben. Bis ich, der sich mit den umfangreichen Features der DJI offenbar noch nicht ausreichend vertraut gemacht hatte, als letzten Ausweg nach einer "Flugaufzeichnung" am iPhone bzw. in der App suchte. Tatsächlich fand ich den Punkt, wo der Kopter zuletzt ein Signal gesendet hatte und versuchte mich ihm anhand der Karte am iPhone zu nähern. Man glaubt nicht, wie schwer das im Gelände zwischen Bäumen, Sträuchern und Felsen ist, wo du nicht immer sofort bei jedem Schritt bzw. Stolperer am Display erkennst, ob du dich jetzt gerade vom Ziel entfernst oder dich diesem näherst. Selbst als ich laut Anzeige nur mehr etwa 10 Meter entfernt gewesen bin, war die Suche immer noch schwierig. Nach einer guten Dreiviertelstunde endete das scheinbar aussichtslose Unterfangen dann aber doch noch mit einem Happy End, fand ich Wolfs Eagle verschwitzt und von den lästigen Midges völlig zerstochen (also ich und nicht die Drohne) im hohen Gras liegen: Glück gehabt!

Die letzten Aufnahmen vor dem Absturz bzw. der erste Blick auf die Nadel im Heuhaufen:

Die ursprünglichen Gründe für den so intensiv eigentlich gar nicht geplanten Morgensport:

Auf die längste Schrecksekunde folgte die kürzeste Etappe der Reise, aber wenigstens blieben wir die rund 100 Kilometer bis Oban bis auf wenige Tropfen am Visier weitestgehend trocken. Unter anderem vorbei am Castle Stalker, das ich nur von der Straße aus im Sattel des Tigers fotografierte, aber soweit im Hinterkopf abspeicherte, als dass ich es mir noch einmal näher ansehen wolle, falls wir nicht allzuweit entfernt nächtigen. Ein freies Bed & Breakfast fanden wir dann tatsächlich im relativ nahen Oban, einer wirklich schönen, alten Hafenstadt, wo wir uns erneut für zwei Nächte einquartierten und gleich einmal zur nahen, berühmten Distillery spazierten. Für eine Führung waren wir zu spät dran (wir buchten die spätestmögliche für den nächsten Nachmittag), einer Whisky-Verkostung stand aber nichts im Wege. Gefolgt von einer scharfen Pizza zum Abschluss des für mich doch einigermaßen aufregenden Tages.

Tag 15 • Castle Stalker von oben und die Oban Distillery von innen

 

 

Rund um Oban

(siehe Karte rechts)

 

Streckenlänge: ca. 140 km

 

Strecken-Link: MotoPlaner

Der vierte trockene Tag in Großbritannien – und nein, es hatte natürlich überhaupt nichts damit zu tun, dass Sozia in Oban blieb, während ich ein wenig die Umgebung erkundete. Vom nahen Dunstaffnage Castle (im Bild links) bis zum schon erwähnten Castle Stalker. Die auf einer kleinen Insel gelegene Burg befindet sich im Privatbesitz und der Flug darüber tröstete mich ein wenig die verpasste Möglichkeit ähnlicher Aufnahmen vom Eilean Donan Castle hinweg. Auch sonst ging's über interessante Strecken und an schönen Plätzen vorbei, sodass die Zeit bis zu unserer gebuchten Brennerei-Führung wie im Fluge verstrich.

Es war richtig spannend zu erfahren, in welchen Schritten in der 1794 gegründeten Oban Distillery die edlen Tropfen gebrannt werden, auch wenn während der Führung striktes Fotografier- und Filmverbot herrschte (zwei, drei Schnappschüsse aus dem Handgelenk gingen sich gegen Ende aber doch aus), nach dem Whiskey ließen wir den Tag zunächst bei Bier im Oban Inn und abschließend dann in einem indischen Restaurant ausklingen. Hatte ich gemeint, die Pizza am Vortag wäre scharf gewesen?


Quartier-(Tipp) Oban:

Raniven Guest House

Zentrumsnah gelegen, lassen sich von diesem Bed & Breakfast aus praktisch sämtliche Unternehmungen in Oban zu Fuß erledigen. Die Gastgeber sind nett, die Zimmer klein aber gepflegt und das Bad mit Dusche sehr ordentlich. Gezahlt haben wir  £ 70 für das Doppelzimmer mit Frühstück, wobei dieses eine Art "Selbstversorger"-Frühstück ist: Von den (gewohnt freundlichen) Gastgebern wird am Morgen alles hergerichtet man bedient sich einfach selbst. Nach all den vielen Eiern in verschiedensten Varianten war es uns gar nicht unrecht, mal nur Toast mit Salami, Schinken und Käse zu essen, dazu gab es noch jede Menge frisches Obst oder auch Müsli. Und das Motorrad parkte sicher im Hof hinter dem Haus.


Tag 16 • Zurück nach England

Oban - Dallmaly - Tyndrum - Crianlarich - Inverarnan - Loch Lomond & The Trossachs National Park - Dumbarton - Cumbernauld - Carluke - Innerleithen - Jedburgh - Northumberland National Park - Otterburn - Bellingham - Wark on Tyne

 

Streckenlänge: ca. 360 km

 

Strecken-Link: MotoPlaner

Bei Sonnenschein machten wir uns Tags darauf auf den Weg zurück Richtung England. Bis kurz vor Glasgow einmal mehr auf wunderbaren Strecken mit ebensolchen Ausblicken, etwa durch den Loch Lomond & The Trossachs National Park, dann ging's ostwärts, um die Großstadt zu umfahren. In Kirkintilloch fanden wir ein nettes Lokal für einen kleinen Imbiss.

Als letzte der vielen schottischen Burgen, die wir in den vergangenen zwei Wochen sahen, machten wir am Jedburgh Castle kurz halt – freilich ohne vom Motorrad zu steigen. Das taten wir erst wieder an der Grenze und später dann im englischen Wark on Tyne.


Quartier-(Tipp) Wark on Tyne

The Black Bull Hotel

Große, modern eingerichtete, saubere Zimmer und eine ebensolches Bad, dazu ein gutes Restaurant mit typisch englischer Speisekarte: Das Black Bull Hotel entpuppte sich als "würdiges" Quartier für unsere letzte Nacht auf der Insel, war die £ 75 fürs Doppelzimmer allemal wert. Da mussten es einfach noch einmal ein traditioneller Steak Pie zum Abendessen und Baked Beans zum Frühstück sein! Der Tiger parkte direkt vor der Hotel-Eingangstür bzw. unter unserem Zimmerfenster, direkt neben dem Hotel gibt es ein gemütliches Pub.

Tag 17 • Noch einmal Küste ohne Ausblick

 

Wark on Tyne - Birtley - Knowesgate - Longwitton - Longhorsley - Denwick - Craster - Lesbury - Warkworth - Radcliffe - Widdrington - East Seekburn - Newcastle

 

Streckenlänge: ca. 150 km

 

Strecken-Link: MotoPlaner

Eigentlich hatten wir für den letzten Tag noch einen Abstecher zum Dunstanburgh Castle an der Küste im Nordosten Englands geplant, Regen und Nebel machten die Fahrt aber mehr oder weniger zum Blindflug. Weshalb wir keine Pausen mehr einlegten und lieber schon am Vormittag in Newcastle eintrafen, uns die Zeit in einem Einkaufszentrum verkürzten. Zum Glück wurde das Wetter besser, als wir auf der Fähre eincheckten – und zum Unterschied zur Hinfahrt wurde es eine ruhige, angenehme Überfahrt nach Holland.

Tag 18 • Ein schöner Tag mit böser Überraschung

IJmujden/Amsterdam - Alkmaar -

Drachten - Groningen - Oldenburg - Bremen - Hamburg

 

Streckenlänge: ca. 500 km

 

Strecken-Link: MotoPlaner

Stell dir vor, es wütet ein Tornado und du bekommst nichts davon mit.

So geschehen auf unserer Fahrt von IJmuden nach Hamburg. Rund 500 Kilometer bei Sonnenschein, zwischendurch sah es zwar so aus, als ob wir auf ein Gewitter zufahren würden, es blieb aber trocken und schwül. Ja auch in Hamburg, als wir es uns an den Landungsbrücken in Altona gemütlich machten und bei Fischbrötchen entspannt die Zeit bis zur Abfahrt des Autoreisezugs nach Wien vertrieben. 

Erst als wir dann beim Bahnhof waren, bekamen wir mit, dass unter Tags schlimme Unwetter gewütet hatten und es äußerst fraglich wäre, ob unser Zug pünktlich bzw. überhaupt losfahren würde. Zunächst nahmen wir die "Gefahr" gar nicht wirklich ernst, mit der Zeit wurde aus dem Gerücht aber bittere Gewissheit: Nix geht, Zug ersatzlos gestrichen sowie für den nächsten Tag (fahrzeugmäßig) ausgebucht – wir müssen die Nacht im "Hotelzug" verbringen und neue Reisepläne schmieden. Hotelzug hört sich besser an, als es ist: Stinknormale Zugwagons, wo man vom Roten Kreuz mit Decken, Wasser und Brezeln versorgt wird. Auge haben wir die ganze Nacht kaum eines zugemacht.

Tag 19 • Kilometerfressen und harte Prüfung für Sozia

 

Hamburg/Altona - Lüneburg - Braunschweig - Magdeburg - Leipzig - Dresden - Prag - Iglau - Waidhofen/Th.

- Krems - St. Pölten - Wien

 

Streckenlänge: ca. 990 km

 

Strecken-Link: MotoPlaner

Also war klar, dass ich die knapp 1000 Kilometer auf Achse nach Wien fahren muss, Kilometerfressen angesagt war. Und eine harte Prüfung für Sozia. Nicht weil sie den langen Weg hinten drauf gesessen ist – das wollte ich ihr unbedingt ersparen und "überzeugte" sie nach langem Zureden, dass es weit bequemer wäre, mit dem Zug zu fahren, obwohl sie eigentlich glaubhaft motiviert klang, die Strecke gemeinsam in Angriff zu nehmen. Mels Zugfahrt entpuppte sich dann auch noch als einzige Katastrophe – erst verzögerte sich die Abfahrt in Hamburg um gut zwei Stunden, dann kein Sitzplatz, unterwegs noch ein Defekt, so dass sie den Anschlusszug in München verpasste und erst nach Mitternacht, Stunden nach mir, in Wien ankam.

Aber das ist eine andere Geschichte…

…meine führte mich in einem Mix von etwa 70 Prozent Autobahnen und 30 Prozent Bundesstraßen über Tschechien nach Hause. Entlang der B4 von Lüneburg nach Braunschweig sah ich am Straßenrand immer wieder entwurzelte Bäume – der Tornado am Vortag hatte tatsächlich ganze Arbeit geleistet. Insgesamt bin ich viermal zum Tanken stehen geblieben und zweimal kurz für Fotos, reingesetzt habe ich mich nirgendwo, mühsam war es nur rund um Prag, wo Baustellen, LKW-Staus und brütende Hitze aufs Gemüt schlugen.

Und wäre es nicht schon bald dunkel geworden, als ich in Wien angekommen bin, hätte ich wohl noch eine kleine Duke-Runde in die Kalte Kuchl gedreht.


Fazit:

"You don't like the weather? Wait a minute!" Dieser Spruch, der Schotten gerne mit einem Schmunzeln über die Lippen kommt, trifft es so ziemlich auf den Punkt: Kaum wo ändert sich das Wetter derart rasch, wie in den Highlands – wo es eben noch heftig geregnet hat, kann schon jetzt wieder die Sonne scheinen, was freilich kein Indiz dafür ist, wie es in einer Viertelstunde aussehen wird. Ja, es gibt viel Wetter auf der Insel, aber noch mehr Landschaft. Wer Schottland nicht gesehen hat, hat definitiv etwas versäumt, mit dem Motorrad bekommt man beides, Wetter und Landschaft, wohl am intensivsten mit. Wir hatten von 15 Tagen in Großbritannien fünf Tage ohne Regen, an drei Tagen hat es praktisch nur gewaschelt und die restlichen sieben Tage war es ein Mix, den wir in unseren Breiten als "Aprilwetter" bezeichnen würden. Darüber, ob wir nun Wetterglück oder -pech hatten, will ich mir nicht weiter den Kopf zerbrechen – es war wohl irgendetwas in der Mitte, habe ich doch schon sowohl von Leuten gehört, die zwei Wochen nur bei Sonne gefahren sind, als auch von jenen, die Schottland ausschließlich im Regen kennenlernten.

Wer nur Offroadstrecken sucht, findet interessantere Ziele, wer raue Landschaften, geschichtsträchtige Burgen und einsame Gegenden mag, ist hier genau richtig. Bei uns ist der Funke übergesprungen – zu den Single-Track-Roads, zum Single-Malt, zu den extrem freundlichen Menschen. Irgendwann kommen wir wieder.